Hückeswagen Flüchtlinge kosten Stadt halbe Million

Hückeswagen · Die Stadtverwaltung hat zurzeit erheblich mehr Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge, als sie zugewiesen bekommt. Sollte wieder eine Flüchtlingswelle einsetzen, wäre die Schloss-Stadt gut darauf vorbereitet, versichern die Verantwortlichen.

 Schauen in einem Familienzimmer in der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Bêché-Verwaltungsgebäude an der Peterstraße nach dem Rechten (v. l.): Dieter Klewinghaus, Michael Kirch und Dietmar Persian.

Schauen in einem Familienzimmer in der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Bêché-Verwaltungsgebäude an der Peterstraße nach dem Rechten (v. l.): Dieter Klewinghaus, Michael Kirch und Dietmar Persian.

Foto: Stephan Büllesbach

Die Zahlen waren gewaltig: Bis zu 600 Flüchtlinge hätte die Stadt Hückeswagen bis Ende 2016 ursprünglich aufnehmen sollen. So jedenfalls lauteten zu Beginn des Vorjahres die Prognosen, nachdem im Herbst 2015 eine regelrechte Welle eingesetzt hatte. Doch nicht zuletzt, weil die Balkanroute gesperrt wurde, ist diese Zahl bei weitem nicht erreicht worden. Aktuell leben etwa 200 Flüchtlinge in der Schloss-Stadt, berichtet der zuständige Fachbereichsleiter bei der Stadtverwaltung, Michael Kirch, im Gespräch mit unserer Redaktion. Etwa 140 von ihnen erhalten noch Leistungen von der Stadt. Die übrigen sind inzwischen anerkannte Asylbewerber und damit in den Zuständigkeitsbereich des Jobcenters gewechselt.

Doch weil vor Jahresfrist noch nicht absehbar war, dass der Flüchtlingsstrom wieder abebben würde, hatte die Stadt viele Wohnungen angemietet und auch Häuser gekauft. So mietete sie das ehemalige Verwaltungsgebäude der Firma Bêché & Grohs an der Peterstraße von der Volksbank Remscheid-Solingen an, baute es für eine Nutzung durch bis zu 90 Flüchtlingen um - und bislang ist nicht ein einziger eingezogen. Angemietet wurde zudem das ehemalige Gebäude einer Tiefbaufirma, An der Schlossfabrik - das ist etwa zu einem Drittel belegt (s. Info-Kasten).

Erworben wurde im vorigen Jahr das Haus Kölner Straße 53, in dem neben einigen bisherigen Mietern auch Flüchtlingsfamilien leben. Die Tennishalle an der Kölner Straße war im Frühjahr erworben worden, um dort eine mögliche Notunterkunft einzurichten. Allerdings wurde dort nicht umgebaut und somit auch nicht investiert. Überhaupt soll dieser Standort künftig für den etwaigen Neubau der Löwen-Grundschule oder ein Neubaugebiet genutzt werden. Noch in diesem Jahr soll die Halle abgerissen werden. Zuletzt hatte die Stadt ein Haus an der Kleinberghauser Straße gekauft. Weil aber der Zustrom von Flüchtlingen nachlässt, wird sie es wohl wieder auf den Markt werfen.

"Unsere große Problematik: Wir wissen nicht, was kommt", sagt Bürgermeister Dietmar Persian. Das ehemalige Bêché-Gebäude hat die Stadt daher auf fünf Jahre gemietet; die jährliche Kaltmiete beträgt 130.000 Euro. Insgesamt zahlt die Stadt eine halbe Millionen Euro für sämtliche Unterkünfte und angemieteten Wohnungen, in denen die von ihr betreuten Flüchtlinge leben. "Die Kosten bekommen wir aber größtenteils durch Zuschüsse vom Land wieder herein", stellt Kirch klar.

Die Stadt ist gerade dabei, Mietwohnungen abzustoßen. Das Jobcenter übernimmt für Flüchtlinge Mietkosten, oder die Wohnungen werden nicht neu mit Flüchtlingen belegt, wenn jemand ausgezogen ist. Dennoch halten die Verantwortlichen im Hückeswagener Rathaus an den Übergangswohnheimen fest. "Solche Verhältnisse wie 2015/2016 will keiner mehr, als wir gewissermaßen von der Hand in den Mund gelebt haben", betont Kirch mit Blick auf die Zeit, als möglichst schnell möglichst viel Wohnraum akquiriert werden musste. Er geht ebenso wie Persian und Dieter Klewinghaus, Leiter des Regionalen Gebäudemenagements, davon aus, "dass unser Weg der richtige ist". Denn anders als etwa in Wermelskirchen musste in Hückeswagen keine Turnhalle monatelang für eine Notunterkunft genutzt werden.

Alle drei vermuten, dass die Zahl der Flüchtlinge wieder steigen wird, auch wenn die Balkanroute geschlossen bleiben sollte. Kirch: "In Afrika sitzen Millionen auf gepackten Koffern." Daher sei es besser, dass die Stadt vorbereitet sei. "Dann können wir reagieren", sagt Kirch.

(büba)
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