Hückeswagen Flüchtlingsmütter sollen Deutsch lernen

Hückeswagen · Das Flüchtlingsnetzwerk bietet einen Deutsch-Kursus für Mütter mit kleinen Kindern an - inklusive professioneller Kinderbetreuung. Hierbei handelt es sich um einen Intensivkursus. Träger ist das Katholische Bildungswerk.

Aus Fehlern der Vergangenheit lernen möchten Deike Schütte und Margareta Coenen vom Flüchtlingsnetzwerk. Sie bieten einen Deutschkursus für junge Flüchtlingsmütter mit Kindern bis sechs Jahre an - inklusive professioneller Betreuung der Mädchen und Jungen. "Als vor 50 Jahren die Gastarbeiter kamen, gab es für sie kein Angebot, um die deutsche Sprache zu erlernen. Heute kennen wir Frauen aus der ersten Generation, die nicht ein Wort Deutsch sprechen", sagt Deike Schütte.

Was heute fehle, seien Deutschkurse für junge Mütter, die noch keinen Platz für ihren Nachwuchs im Kindergarten haben oder keinen Anspruch. Also suchte Deike Schütte Sponsoren für das ehrgeizige Projekt. Beim Katholischen Bildungswerk stieß ihre Idee auf große Zustimmung. Von dort gibt es eine Förderung für das zunächst auf drei Monate angelegte Pilotprojekt, um ausgebildete Lehrer und Übersetzer einzustellen. Die Kinderbetreuung finanziert das Kreisjugendamt über ein Förderangebot.

Ab 15. Mai sollen maximal 20 junge Frauen im Kleidertreff im ehemaligen Bürgerbad-Restaurant professionell unterrichtet werden. Die 15 bis 20 Kinder werden in einer leerstehenden Wohnung in der Nähe von erfahrenen Fachkräften betreut. Die bislang vom Flüchtlingsnetzwerk angebotenen Mutter-Kind-Kurse in der Freien Evangelischen Gemeinde und im Café Liebenswert sollen in dem neuen Angebot aufgehen. "Im Café Liebenswert werden 20 Mütter mit mindestens 20 Kindern betreut, da ist eine Grenze erreicht", sagt Deike Schütte. Im Kleidertreff soll der neue Kursus dreimal vormittags von 8.30 bis 12.30 Uhr stattfinden.

Wichtig ist Deike Schütte und Margareta Coenen die Kontinuität und Verpflichtung für die jungen Frauen. "Dieses Angebot hat für uns den gleichen Stellenwert wie ein Integrationskursus", sagt Deike Schütte. Sie hofft, dass die Teilnehmerinnen die für sie noch fremde deutsche Kultur erlernen. "Sie müssen sich anpassen, insofern ist dieses Angebot nicht einfach nur ein Sprachkursus", sagt sie. Ob das Angebot nach drei Monaten fortgesetzt werde, hänge vom Erfolg ab.

Neben der Sprache ist Deike Schütte die Vermittlung von Werten wichtig, der Umgang miteinander, die Kommunikation untereinander. "Das ist eine Gratwanderung: Die Frage ist immer, wie viel gebe ich, damit Du Dich wohlfühlst und wie viel verlange ich, damit wir uns wohlfühlen."

Dabei biete die Kinderbetreuung außerhalb des Kleidertreffs die Chance für die Mütter, von ihren Kindern zeitweise Abschied zu nehmen, um sich ganz auf die deutsche Sprache zu konzentrieren. "Denn nur wer versteht, wie wir hier miteinander umgehen, kann sich in unserer Gesellschaft bewegen", sagt sie. Das sei "Integration durch die Hintertür". Deshalb solle in dem neuen Kursus auch nicht nur die deutsche Sprache vermittelt werden, sondern auch der deutsche Alltag. "Wenn die Väter arbeiten gehen, müssen die Frauen den Alltag meistern: bei Schulaufgaben helfen, Elternabende besuchen, Gespräche mit Lehrern führen", sagt Margareta Coenen.

Oft würden Jugendliche zwischen 16 und 18 die Schule schwänzen, weil sie für ihre Eltern dolmetschen. "Wenn eine Sechsjährige ihre Mutter zum Frauenarzt begleiten muss oder zur Passverlängerung, dann ist die Verantwortung einfach viel zu groß", sagt Deike Schütte.

(RP)
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