Hückeswagen Frauen wollen sich gegen Übergriffe wehren

Hückeswagen · In einem dreiteiligen Workshop lernen Frauen im ATV, wie sie sich effektiv selbst verteidigen können.

 Nina Schumacher (28), Trainerin und Kampfsportlerin, gibt den Frauen und Mädchen Tipps, wie sie sich bei einem Übergriff wehren können.

Nina Schumacher (28), Trainerin und Kampfsportlerin, gibt den Frauen und Mädchen Tipps, wie sie sich bei einem Übergriff wehren können.

Foto: Hertgen

Die Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen für Frauen scheint auch in Hückeswagen zu bestehen. Gleich 30 Frauen und Kinder zwischen sechs und 70 Jahren nutzten am Samstag den Workshop des ATV in der Halle auf dem Fürstenberg, um Techniken zu erlernen, mit denen sie sich im Notfall selbst verteidigen können.

Trainerin und Kampfsportlerin Nina Schumacher nahm den Teilnehmerinnen gleich mal jede Illusion: "Vergesst das, was Ihr an Kampfszenen im Fernsehen gesehen habt. Das ist in der Realität gar nicht anwendbar." Stattdessen beginne der Prozess im Kopf. Wie viel Nähe möchte man zulassen? Ab wann fühlt sich Frau nicht mehr wohl in der Haut? Viele müssten erst lernen, "Stop" zu sagen und mit deutlichen Gesten wie auch verbal deutlich zu kommunizieren, wo die Grenze ist.

Das große Interesse an dem Kursus bringt die Trainerin nicht mit den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln in Verbindung, wo hunderte Frauen sexuell belästigt worden waren. "Wir möchten nicht die Angst vor Flüchtlingen schüren. Lasst Euch nicht verrückt machen. Das sind Einzelfälle, von denen sich die meisten Flüchtlinge distanzieren", stellte die 28-Jährige klar. Dass Frauen Männern meistens körperlich unterlegen sind, spiele bei der Selbstverteidigung keine Rolle. "Es ist erwiesen, dass in 90 Prozent der Fälle, in denen sich jemand wehrt, der Angreifer die Flucht ergreift", machte Nina Schumacher den Teilnehmerinnen Mut zur Gegenwehr.

Zunächst einmal sollte versucht werden, der Situation aus dem Weg zu gehen. Sollte das nicht helfen, ist deutliches "Stop" schreien und sich Hilfe holen der nächstmögliche Schritt. "Mit Schreien habe ich kein Problem", sagte Teilnehmerin Julia Lange (25) und fügte hinzu: "Aber ich finde die Techniken wichtig, um sich wehren zu können, sich dadurch ein bisschen sicherer zu fühlen und das auch auszustrahlen."

Ute Blume drehte sich mit ein wenig Übung erfolgreich aus dem Würgegriff der Trainingspartnerin heraus. "Durch die Situation in Köln habe ich schon mehr Angst, allein im Dunkeln durch die Stadt zu gehen. Daher möchte ich mich im Notfall selbst verteidigen können", sagte die Rentnerin.

Kristina Krosch wünscht sich ein sichereres Gefühl beim Joggen. Auch Tochter Lehja hatte Spaß am Training, auch wenn die Sechsjährige noch sehr schüchtern im Umgang mit anderen Personen außer der eigenen Mama ist. "Für meine Tochter ist das eher etwas, um mal lauter zu werden", sagte die junge Mutter. Trainerin Nina Schumacher nennt für ihre Kurse kein Mindestalter: "Es ist nie zu früh zu lernen, ,Stop' zu sagen. Spätestens wenn die Kinder allein auf der Straße unterwegs sind, sollten sie es können."

Mit kleinen Tricks und Techniken sind Frauen auch ohne großen Kraftaufwand in der Lage, die Schwachstellen des Gegners ausgenutzten und sich aus verschiedenen Griffen zu befreien. Wenn dabei auch Überraschungseffekte genutzt werden, ist die Wirkung noch effektiver. In den nächsten beiden Trainingsstunden sollen weitere Techniken erlernt und das Gelernte verinnerlicht werden. Die Frauen und Mädchen waren in der ATV-Halle jedenfalls mit viel Eifer bei der Sache. "Hier beim Üben ist das alles noch auf Scherzbasis. Ich hoffe, dass das dann auch in echten Situationen so klappt", sagte Teilnehmerin Heike Rösner. Am besten wäre es aber, der Ernstfall würde erst gar nicht eintreten.

(heka)
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