Heinz Dörpinghaus "Für halbe Sachen bin ich nicht der Typ"

Hückeswagen · Mit dem Beginn des Schuljahres 2017/18 übernimmt Heinz Dörpinghaus (66) die kommissarische Leitung des Berufskollegs Hückeswagen. Im Interview spricht der ehemalige Konrektor des Röntgen-Gymnasiums Lennep über seine neue Aufgabe, die duale Ausbildung und seinen Ruhestand.

 Heinz Dörpinghaus vor dem Berufskolleg Hückeswagen - mit Beginn des Schuljahres 2017/2018 leitet der 66-Jährige das Kolleg.

Heinz Dörpinghaus vor dem Berufskolleg Hückeswagen - mit Beginn des Schuljahres 2017/2018 leitet der 66-Jährige das Kolleg.

Foto: Weitzdörfer

Herr Dörpinghaus, warum genießen Sie jetzt nicht Ihren Ruhestand?

Dörpinghaus Ich genieße ihn sehr. Aber ich genieße es auch, noch nebenher etwas zu tun. Das hält mich körperlich und geistig fit, gibt mir eine gewisse Struktur. Durch die Übernahme der Leitung des Berufskollegs wird das nun noch ein wenig mehr.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie gefragt wurden, ob Sie das Berufskolleg Hückeswagen leiten würden?

Dörpinghaus Ich war überrascht. Die Schulleitung im Berufskolleg kannte mich zu dem Zeitpunkt ja erst seit ein paar Monaten durch meine Lehrtätigkeit in Hückeswagen. Im März 2016 wurden die ersten Gespräche über eine stundenweise Arbeit am Berufskolleg geführt. Im Herbst hat mich Dieter Schruff, der Pädagogische Beirat des Berufskollegs, gefragt, ob ich die Leitung übernehmen könne. Das hat mich direkt elektrisiert, da ich ja auch aus einer Leitungsfunktion kam. Und so habe ich praktisch direkt zugesagt.

Was ist der Unterschied zum Gymnasium?

Dörpinghaus Zunächst die Größe - wir haben ja nur gut über 100 Schüler. Die Klassenstärken liegen zwischen acht und 15 Schülern. Dadurch können wir jeden Schüler viel intensiver fördern, als dies am Gymnasium mit durchschnittlichen Klassenstärken von 27 oder 28 Schülern möglich wäre. Zudem sind unsere Schüler alle erwachsen, wohingegen auf dem Gymnasium auch Kinder sind. Der größte Unterschied ist, dass die Motivation unserer Schüler scheinbar messbar höher ist als bei Gymnasiasten. Unsere Schüler haben sich bewusst für diese Schule und die Doppelqualifikation entschieden. Daher haben wir aber auch praktisch keinerlei Probleme mit unentschuldigten Fehlzeiten oder mit der Disziplin.

Bekommen Sie auch Feedback von Schülern zum Angebot?

Dörpinghaus Ja. In der letzten Stunde in einer Gruppe habe ich nachgefragt. Und die haben sich über die Förderung, die sie erfahren haben, und über das Lehrangebot im Allgemeinen sehr positiv geäußert.

Können Sie diese Förderung kurz darstellen?

Dörpinghaus Wir haben etwa in der Anfängergruppe der Zerspanungsmechaniker zusätzlich zwei Wochenstunden Mathematik angeboten, um die Basics noch einmal aufzuarbeiten. Alles das, was in der Industrie eben gefordert wird. Das ist etwa so ein besonderes Angebot, das wir auch in den kommenden Jahren beibehalten wollen.

Sie kommen in bestehende Strukturen - was werden Sie davon übernehmen?

Dörpinghaus Ich werde nur kommissarischer Schulleiter sein, also auf Zeit. Daher werde ich ganz bestimmt nicht revolutionär vorgehen. Zumal es ja hervorragend funktioniert. Warum sollte man also ein funktionierendes System verändern? Dafür sehe ich überhaupt keine Notwendigkeit.

Wie sieht die weitere Zusammenarbeit mit Herrn Schruff und Frau Döbler aus?

Dörpinghaus Das weiß ich jetzt noch gar nicht. Frau Döbler wird als Geschäftsführerin ihren Aufgaben weiterhin nachgehen wie bisher. Und auch Herr Schruff hat mir seine Hilfe und Unterstützung schon zugesichert, was vor allem auch in den Kontakten zur Wirtschaft von unschätzbarem Wert ist.

Welchen Stellenwert hat in Ihren Augen die duale Ausbildung?

Dörpinghaus Im Grunde genommen müsste man jedem guten Schüler, der die Jahrgangsstufe zehn absolviert hat, dazu raten, das duale System zu absolvieren. Denn so bekommen zum Beispiel die Industriekaufleute innerhalb von drei Jahren nicht nur ihr Abitur, sondern dazu auch noch eine abgeschlossene Berufsausbildung. Zwar ist es ein Jahr länger, aber man hat eben sowohl Abi als auch eine komplette Berufsausbildung. Damit sind die Voraussetzungen ideal, um danach noch ein Studium anzuhängen. Aber es kann definitiv auch nicht jeder, denn die Anforderungen sind ungleich höher: Die Schüler müssen nicht nur arbeiten, wofür sie ja auch gut bezahlt werden, sondern eben auch noch die Schule machen. Aber wer das schafft, ist ein Guter.

Wie wichtig ist für Ihre neue Aufgabe Ihre Erfahrung als Konrektor des Röntgen-Gymnasiums?

Dörpinghaus Das hat mir auf jeden Fall geholfen. Weil ich so schon Einblick in die Führung einer Schule bekommen habe. Ein Schulleiter ist auch mit für die Atmosphäre an einer Schule verantwortlich. Wir arbeiten zusammen, Eltern und Lehrer, für das Wohl unserer Schüler.

Haben Sie noch Kontakt zu Kollegen von dort?

Dörpinghaus Ich habe noch sehr guten Kontakt, vor allem zu denen, die mit mir oder kurz vorher in den Ruhestand gegangen sind. Wir haben eine "Selbsthilfegruppe" gegründet, die sich vierteljährlich trifft. Zuletzt waren wir an der Wupper mit der Draisine unterwegs. Und die Zahl der Teilnehmer ist immer groß. Und auch zu den noch aktiven Kollegen habe ich durchaus noch sehr gute Kontakte. Ganz praktisch zeigt sich das darin, dass zwei Kolleginnen vom Röntgen-Gymnasium ab dem neuen Schuljahr je zwei Stunden katholischer Religionslehre am Berufskolleg unterrichten werden.

Wie viel Freizeit bleibt Ihnen jetzt noch und was machen Sie damit?

Dörpinghaus Das wird sich herausstellen. Laut Stundenplan habe ich auf jeden Fall mittwochs keinen Unterricht. Drumherum gibt es aber auch noch das eine oder andere zu tun. Zu Hause werde ich meiner Frau natürlich einen Teil der Hausarbeit abnehmen. Und nicht zuletzt habe ich noch zwei Enkelkinder, die auch Zeit mit ihrem Opa verbringen wollen. Langweilig wird mir also sicher nicht werden.

Haben Sie sich eine Altersgrenze für Ihre kommissarische Leitung gesetzt?

Dörpinghaus Nein, über den zeitlichen Rahmen habe ich mir keine Gedanken gemacht. Meine Frau hat noch ein paar Jahre zu arbeiten, und wenn meine Gesundheit mitspielt und die Schule das will, kann ich mir vorstellen, auch noch so lange die Leitung zu übernehmen. Vielleicht merke ich aber auch nach einem Jahr, dass mich die Schulleitung überfordert - schließlich möchte ich auch noch ein bisschen Freizeit übrighaben. Ich will die Leitung aber ganz oder gar nicht übernehmen, für halbe Sachen bin ich nicht der Typ.

Das Gespräch führte Wolfgang Weitzdörfer

(RP)
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