Hückeswagen Gelebte Integration mit der Kochschürze
Hückeswagen · Bridgett Donkor, Ehefrau des evangelischen Pfarrers Charles Donkor, bringt im Kochclub Asylbewerbern die ghanaische Küche näher. Das Rezept war ihr Beitrag zum internationalen Kochbuch. Ein Treffen der Nationen am Herd.
Interessiert stehen die Frauen und Männer um die Kochinsel in der Lehrküche der Erich-Kästner-Schule herum und beobachten Bridgett Donkor. Die Frau des evangelischen Pfarrers und Koordinators für Flüchtlings- und Asylarbeit im Kirchenkreis Lennep, Charles Donkor, bearbeitet mit einem großen Messer eine Yamswurzel und versucht, die widerspenstige Knolle in Stücke zu zerteilen. Auf dem Herd köchelt ein Suppenhuhn, weitere Zutaten wie Pilze, Limetten, Zwiebeln, Aubergine und Chili-Schoten warten auf ihre Verarbeitung. Auf einer Tafel steht das Menü: "Ground Nut Soup" mit Huhn und Gemüse, dazu Fuffu - vergleichbar mit einem Griesbrei. Als Dessert wird Obstsalat gereicht.
Zum Mittwochstreffen des Kochclubs Hückeswagen, der sich aus Asylbewerbern und ihren Paten zusammensetzt, schauten Bridgett Donkor und ihr Mann persönlich vorbei, um das traditionelle ghanaische Gericht gemeinsam mit den Asylbewerbern zuzubereiten. Das Rezept war der Beitrag der Donkors zum internationalen Kochbuch, das die Flüchtlinge im November herausgegeben haben. Ein wahrer Verkaufsschlager. "Die vierte Auflage ist bereits größtenteils vergriffen, insgesamt haben wir schon etwa 1000 Exemplare verkauft", sagt die ehrenamtliche Organisatorin Marianne Fiebig. Die Einnahmen kommen in voller Höhe der Flüchtlingshilfe zu Gute, unter anderem werden aber auch die jeweils benötigten Zutaten damit finanziert.
Gestern kamen zehn Asylbewerber aus verschiedenen Ländern in die Erich-Kästner-Schule, um die Erdnuss-Suppe von Bridgett Donkor zu genießen. Und auch wenn hier und da kritisch an der Yamswurzel geschnuppert wurde oder sich einige anfangs nicht wirklich sicher waren, ob man Erdnuss-Suppe tatsächlich mit Huhn kombinieren kann - am Herd haben alle ihren Spaß. Die Schürze als Symbol der gelebten Integration.
"Daher ist es wichtig, dass wir hier deutsch sprechen. Die Teilnehmer sollen ja nicht nur etwas Kulinarisches lernen", sagt Marianne Fiebig. Aber das Konzept kommt an - teilweise kommen zu den Mittwochstreffen bis zu 20 Teilnehmer, um gemeinsam zu kochen, braten und brutzeln. "Einen festen Stamm an Teilnehmern haben wir nicht, aber es wird hier schon öfters knubbelig am Herd."
Denn alle packen auch mit an. Während eine Syrerin in die Geheimnisse eines Schnellkochtopfes eingeweiht wird, kommen einem Iraker beim Zwiebelschneiden die Tränen. Daneben zerteilt ein Ghanaer das mittlerweile zartgekochte Huhn in mundgerechte Stücke. Plötzlich Lärm - Bridgett Donkor vermischt Wasser und Erdnussbutter in einem Mixer zur späteren Suppe.
Derweil erkundigt sich ein Syrer bei einer der ehrenamtlichen Helferinnen nach einem deutschen Wort. "Wie heißt das?", fragt er und zeigt auf den silbernen Gegenstand in seiner Hand. "Löffel", lautet die Antwort. "Ah ok. Löffel. Danke", sagt der Syrer.
Das Treiben am Herd und Tisch wird immer wuseliger, alle wollen natürlich schon mal ein bisschen naschen und vorkosten. "Zu scharf?", fragt Bridgett Donkor. "Nein, nur sehr nussig", sagt eine der ehrenamtlichen Helferinnen. Charles Donkor beobachtet alles aus sicherer Entfernung: "Heute kocht meine Frau, ich kann gleich genießen", sagt er mit einem breiten Grinsen.