Hückeswagen Gemeinsam gegen die Einsamkeit

Hückeswagen · Seit dem 2. März bietet das Evangelische Altenzentrum Johannesstift die Tagespflege an, die bislang sechs Personen nutzen. Sowohl die Einrichtungsleitung als auch die Tagespflege-Gäste zeigen sich nach den ersten Tagen sehr zufrieden.

 Annette Schlicht (hinten links) und Gabriele Kamberg (Leiterin der Tagespflege) vom Johannesstift leisten den Tagespflege-Gästen Eva-Maria Fehling (82) und Eberhard Karthaus (70) beim Frühstück Gesellschaft.

Annette Schlicht (hinten links) und Gabriele Kamberg (Leiterin der Tagespflege) vom Johannesstift leisten den Tagespflege-Gästen Eva-Maria Fehling (82) und Eberhard Karthaus (70) beim Frühstück Gesellschaft.

Foto: Jürgen Moll

Es ist Frühstückszeit. Eva-Maria Fehling (82) und Eberhard Karthaus (70) sitzen am gedeckten Tisch und greifen zu. Dabei klönen sie miteinander und mit Johannesstift-Mitarbeiterin Annette Schlicht. Ein bisschen lokale Themen. Das Rheinland. Die ersten Tage in der Tagespflege. Sie lachen. Im Hintergrund läuft leise eine Akustik-Version von Heinos "Blau blüht der Enzian". Beim Blick aus dem Fenster schauen sie auf den idyllischen Park. Die Sonne scheint. Nach dem Frühstück geht es raus zum kleinen Spaziergang. Es ist ein schöner Morgen.

Anfang der Woche startete die Tagespflege des Evangelischen Altenzentrums Johannesstift. In dem 213 Quadratmeter großen Areal können pro Tag 13 Personen betreut werden. Aktuell nutzen sechs Personen das Angebot. Gespräche mit weiteren Interessenten haben nach Angaben des Johannesstifts bereits stattgefunden.

Eva-Maria Fehling, ein Kölsches Mädchen, genießt vor allem die vielen Unterhaltungen mit den Mitarbeitern sowie den anderen Gästen. So bezeichnet die Einrichtung diejenigen respektvoll, die die Tagespflege in Anspruch nehmen. "Das war auch der Zweck, als ich hierher gekommen bin", sagt die rüstige Frau, die einst in Köln arbeitete und dadurch ihre Zuneigung für die Domstadt entdeckte. Nach dem Tod ihres Mannes vor neun Jahren sei sie häufig alleine gewesen. "Alleine zu sein, ist natürlich wenig hilfreich", erzählt sie. Nun nimmt sie zweimal die Woche die Tagespflege in Anspruch. Das sind ihre Sprechzeiten, wie sie schmunzelnd anmerkt. Sie habe stets einen Ansprechpartner, noch bevor sie überhaupt einen Wunsch geäußert habe. Sie sei sehr gerne hier. Ähnlich äußert sich auch Eberhard Karthaus. "Es gefällt mir sehr gut", sagt der 70-Jährige. Er freue sich auf Unterhaltungen mit weiteren Gästen. Zwischenmenschliche Spannungen erwartet er nicht: "Ich verstehe mich mit jedem gut."

Das Altenzentrum möchte mit dem neuen Angebot vor allem der Vereinsamung vieler Pflegebedürftiger vorbeugen. "Die Einsamkeit durchbrechen", betont Tagespflege-Leiterin Gabriele Kamberg. Die Tagespflege-Gäste sollen wieder neue soziale Kontakte pflegen und Gelegenheit haben, ihre Interessen zu verfolgen. Die Betreuung wird nach den Bedürfnissen individuell ausgerichtet. Jemand, der immer gerne gekocht hat oder im Garten tätig war, hat dazu auch im Johannesstift Gelegenheit.

Einrichtungsleiter Matthias Rath ist mit den ersten Tagen zufrieden. "Es läuft sehr gut", sagt er. Rath schätzt vor allem, dass in den Räumen der Tagespflege Bewegung zu spüren ist. "Hier ist richtig Leben drin", sagt der Einrichtungsleiter. Mit seiner dynamischen Art steckt er Mitarbeiter und Gäste gleichermaßen an. Rath peilt eine Auslastung nahe der Obergrenze an. Der Bedarf sei durchaus vorhanden. Attraktiv sei, dass die Tagespflege tages- oder stundenweise gebucht werden kann, um beispielsweise pflegende Angehörige verstärkt zu entlasten.

(RP)
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