Hückeswagen Gotteshütte plant Wohngemeinschaft für Kinder

Hückeswagen · Für Jugendliche ab zwölf Jahren hält das Jugend- und Sozialwerk bereits mehrere WGs vor. Ab Februar soll die erste Kinder-WG dazukommen.

 Sascha Viehoff ist froh, dass die Gotteshütte viele Förderer in der Bevölkerung hat. Eine Familie vermietet dem Werk ihr Haus.

Sascha Viehoff ist froh, dass die Gotteshütte viele Förderer in der Bevölkerung hat. Eine Familie vermietet dem Werk ihr Haus.

Foto: stephan büllesbach

Einen Schutzraum und ein gutes Aufwachsen - das will die Gotteshütte Kindern ermöglichen, die in ihren Familien keinen guten Start ins Leben hatten. Betreut werden sie in Pflegefamilien und in Jugend-Wohngruppen. Doch auch kleinere Kinder haben schon mal Schwierigkeiten in der neuen Familie, haben Geschäftsführer Sascha Viehoff und seine Kollegen festgestellt. Letztlich sei das auch eine Belastung für die Pflegeeltern. Die Alternative ist jetzt eine Wohngruppe für Kinder.

Ab dem 1. Februar soll die WG in einem Haus an der August-Hermann-Francke-Straße in Scheideweg eingerichtet werden. Die Familie, der das gehört, wird dann in ihr neues Zuhause eingezogen sein und es der Gotteshütte vermieten. "Wir sind froh, in der Bevölkerung viele Förderer zu haben, die bereit sind, uns zu unterstützen", sagt Viehoff in einem Gespräch mit unserer Redaktion.

Aufgenommen werden Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren. Und zwar solche, die aus sehr belasteten Familien kommen. Hintergrund für den Abschied von der eigenen Familie ist in der Regel, dass die Erwachsenen ihr eigenes Leben nicht im Griff haben, geschweige denn ihren Kindern Stabilität bieten können. Die Ursachen dafür können Probleme in der Partnerschaft und der Lebensgestaltung sein, sagt Viehoff. Häufig seien auch Armut, psychische Krankheiten oder Überforderung der Auslöser, dass die Kinder nicht mehr bei ihren Eltern leben wollen und können.

Viehoff betont jedoch, das die Gotteshütte immer darauf achte, die leiblichen Eltern in die Erziehung und den Alltag der Kinder in den Pflegefamilien oder Wohngruppen mit einzubeziehen. "Auch bei anderen Angeboten haben wir eine sehr starke Elternarbeit", sagt er. Ziel sei es letztlich, die Eltern so weit zu fördern und zu unterstützen, dass die Kinder eines Tages wieder zu ihnen zurückkehren können. Sollte das allerdings nicht funktionieren, "dann wollen wir den Kindern ein dauerhaftes schönes Zuhause bieten und einen Schutzraum, indem sie sich entfalten können", sagt er.

Wenn die Kinder der neuen WG älter als zwölf sind, bedeutet das nicht, dass sie die Gruppe verlassen müssen und in eine andere Wohngemeinschaft der Gotteshütte kommen. Wenn sie möchten - etwa, weil sie starke Bindungen zu den Erziehern und/oder den anderen WG-Mitgliedern aufgebaut haben -, bleiben sie einfach in dieser WG. In dieser werden nur neue Kinder aufgenommen, die nicht jünger als sechs und älter als zwölf Jahre sind.

Zudem gibt es in dem Haus an der August-Hermann-Francke-Straße eine Einliegerwohnung, berichtet Viehoff. In diese kann jemand, wenn er älter wird, einziehen. "Wir helfen ihm dann bei der Verselbstständigung", sagt der Geschäftsführer der Gotteshütte. So kann er etwa in der WG essen, aber schlafen wird er in "seiner" Wohnung. Später soll er etwa lernen, sich selbst um seine Wäsche zu kümmern oder an den Wochenenden für sich selbst zu sorgen. Möglich ist aber auch, dass jemand in eine andere Gruppe des Jugend- und Sozialwerks wechselt. Etwa in die an der Friedrichstraße, wo Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 21 Jahren leben.

Einen anstehenden Wechsel bespricht die Gotteshütte jedoch jedes Mal mit den Kindern und Jugendlichen, ihren Eltern, den Betreuern und den Mitarbeitern des Jugendamts. Viehoff: "Wir versuchen dadurch, die Beziehungsabbrüche abzumildern."

Fünfeinhalb Stellen sind für die neue Wohngemeinschaft vorgesehen. "Wir wollen die Mädchen und Jungen gut betreuen, deshalb sind über Tag immer zwei Erwachsene im Dienst." Dort sollen die Kleinen vor allem ein normales, behütetes Leben kennenlernen und leben. "Wir möchten ihnen eine kinderfreundliche, annehmbare und wertschätzende Atmosphäre bieten", betont der Geschäftsführer. Schließlich sollen sie langfristig dort leben können.

Damit sie die Probleme aus ihrem alten Alltag vergessen und ein weitestgehend normales Leben führen können, denkt die Gotteshütte auch über eine Tierhaltung nach. So hält die Familie, die derzeit noch dort wohnt, auf einer Weide zum Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg hin einen Esel. Aber auch Kleintiere wie Katzen und Hunde wären möglich. Sascha Viehoff: "Tiere haben eine sehr beruhigende Wirkung auf Kinder."

(büba)
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