Hückeswagen Grandioses Wasserfuhr-Heimspiel

Hückeswagen · Etwa 600 Besucher in der ausverkauften Alten Drahtzieherei in Wipperfürth freuten sich am Freitagabend über das Konzert der Hückeswagener Brüder Roman und Julian Wasserfuhr. Sie stellten ihr neues Album "Landed in Brooklyn" vor.

 Hochkonzentriert und virtuos beim Trompetenspiel: Julian Wasserfuhr, eine Hälfte der Hückeswagener Jazz-Geschwister, begeisterte beim Auftritt in der ausverkauften Alten Drahtzieherein in Wipperfürth das Publikum.

Hochkonzentriert und virtuos beim Trompetenspiel: Julian Wasserfuhr, eine Hälfte der Hückeswagener Jazz-Geschwister, begeisterte beim Auftritt in der ausverkauften Alten Drahtzieherein in Wipperfürth das Publikum.

Foto: W. Weitzdörfer

Es war ein wenig so, als spielten die Kölner Urgesteine "Bläck Fööss" in der ausverkauften Düsseldorfer Mitsubishi-Arena - ein Heimspiel in der Nachbarstadt sozusagen. Wäre das dann aber immer noch ein Heimspiel? Diese Frage stellte sich am Freitagabend in der Alten Drahtzieherei in Wipperfürth indes nicht. Denn die Hückeswagener Jazz-Geschwister Roman und Julian Wasserfuhr, die an diesem Abend ihr neues Album "Landed in Brooklyn" vorstellten, waren zum einen schon das eine oder andere Mal in der Nachbarstadt zu Gast. Zum anderen ist die Städterivalität nicht mehr wirklich akut. Insofern war das mit dem Heimspiel keine Frage. Rund 600 Gäste wollten die Musik von "Landed in Brooklyn" live erleben. Und sie sahen und hörten ein Konzert, das im noch jungen Jahr durchaus seinesgleichen suchen dürfte.

"Bernie's Tune" vom aktuellen Album markierte den Anfang, ein Song, der von den Wasserfuhrs, die von Schlagzeuger Oliver Rehmann und Bassist Markus Schieferdecker perfekt begleitet wurden, grandios dargeboten wurde. Dann betrat mit Paul Heller am Saxofon - Julian Wasserfuhrs ehemaliger Professor - noch ein fünfter Musiker, die Bühne. "Zu Beginn meines Studiums hatte ich mich nicht getraut, ihn anzusprechen - jetzt, mit 29, spielen wir zusammen", sagte Julian Wasserfuhr sichtlich erfreut. Zu hören bekam das Publikum da den Sting-Hit "Englishman in New York" - grandiose Soli der hervorragend aufspielenden Musiker inklusive.

Auch sonst waren die Musiker in allerbester Spiellaune. Sie brachten die Hommage an den verstorbenen Hund der Freundin des Pianisten Roman, "Carlo" (von der neuen CD), genauso engagiert zu Gehör, wie das brandneue Stück "Carnival". Letzteres wieder mit der Unterstützung von Paul Heller, und so verging die erste Hälfte dieses Heimspiels wie im Flug. Aber natürlich gab es noch eine zweite Halbzeit. Und die hatte es wirklich in sich.

Denn dann kam "Durch den Monsun" - jenes Stück einer Band, die halt "aus so Menschen" besteht, wie Julian Wasserfuhr charmant sagte. Der Wasserfuhrsche Geschmack zerlegte den Pop-Gassenhauer von "Tokio Hotel" nach allen Regeln der Jazz-Kunst, wie es auch auf "Landed in Brooklyn" nachzuhören ist. Sehr sympathisch war zwischendurch Julians Ansage: "Ich rede so viel, aber dann können sich meine Lippen ein bisschen erholen."

Der Abend war ein Heimspiel, keine Frage. Das Publikum war begeistert von dem, was die beiden Wasserfuhrs und ihre musikalischen Mitstreiter da ablieferten - von großartigen Songs wie "Ella" oder "Toto", dessen Inspiration aus dem Hückeswagener Spielwarengeschäft Heinhaus kam. Denn dort wurde den Geschwistern eben dieses Spiel empfohlen. Und ja, jenseits von allem berechtigten Vaterstolz, passte auch die kurze Antwort von Gerald Wasserfuhr auf die Frage, ob er denn stolz auf die Leistung der beiden Söhne sei: "Ja, klar - aber nicht zum ersten Mal!" Und garantiert auch nicht zum letzten Mal.

Ach ja, Zugaben: Die waren nach stehenden Ovationen und Blumenstrauß natürlich fällig. Und wer dann immer noch mehr hören wollte, wurde von Julian Wasserfuhr an den CD-Stand verwiesen, wo Mutter Renate fleißig Tonträger verkaufte. Zu Recht, denn in jedem Haushalt sollte doch mindestens eine Wasserfuhr-CD stehen. Für alle Lebenslagen.

(wow)
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