Hückeswagen Große Sorgen um die kleinen Vögel

Hückeswagen · Nach der "Stunde der Wintervögel" im Januar haben sich beim Naturschutzbund viele besorgte Oberberger gemeldet. Sie machen Krähen, Elstern, Hauskatzen und Greifvögel dafür verantwortlich, dass es weniger Meisen und Finken gibt.

 Eine Blaumeise im Sonnenlicht - die Vogelkundler des Naturschutzbundes Oberberg berichten von deutlichen Bestandsrückgängen.

Eine Blaumeise im Sonnenlicht - die Vogelkundler des Naturschutzbundes Oberberg berichten von deutlichen Bestandsrückgängen.

Foto: Reiner Jacobs, Daniel Schmid, Michael Schmitz

Die Ergebnisse waren für viele Vogelfreunde besorgniserregend: Bei der "Stunde der Wintervögel" - einer öffentlichen Vogelzähl-Aktion im heimischen Garten, zu der der Naturschutzbund (NABU) aufgerufen hatte - kam heraus, dass es deutliche Bestandsrückgänge bei einigen Singvogel-Arten gibt, insbesondere bei Meisen und Finken. So auch im Oberbergischen. Die Vogelkundler des NABU erklärten weniger Vögel "am Futterhaus" mit schlechten Brutergebnissen im vergangenen nassen Frühjahr und einem geringem Zuzug aus Osteuropa. "Aber einige Vogelfreunde glauben das nicht. Wir erhielten einige Zuschriften, und auch in Leserbriefen gab es ganz andere Erklärungsansätze: Schuld seien die Krähen, die Elstern, die Hauskatzen oder die Greifvögel", berichtet Pressesprecher Uwe Hoffmann vom NABU Oberberg.

Man freue sich, dass so viele Menschen die Vogelzählung und ihre Ergebnisse verfolgten und sich um die Kleinvögel sorgten. "Das tun wir auch. Aber trotz aller Sorge darf nicht einfach nach dem Sündenbock gesucht werden. Daher wollen wir die Fakten klarstellen. Und zwar anhand der Ergebnisse, die auch die Rückgänge bei Meisen und Finken gezeigt hat", teilt der NABU in einer Erklärung mit.

 Der Habicht mit Beute. Er ernährt sich zwar auch von Singvögeln, doch er ist nicht verantwortlich für deren Rückgang. Distelfinken gehören auch zu der bedrohten Art im Oberbergischen. Der Habicht mit Beute. Er ernährt sich zwar auch von Singvögeln, doch er ist nicht verantwortlich für deren Rückgang. Distelfinken gehören auch zu der bedrohten Art im Oberbergischen.

Der Habicht mit Beute. Er ernährt sich zwar auch von Singvögeln, doch er ist nicht verantwortlich für deren Rückgang. Distelfinken gehören auch zu der bedrohten Art im Oberbergischen. Der Habicht mit Beute. Er ernährt sich zwar auch von Singvögeln, doch er ist nicht verantwortlich für deren Rückgang. Distelfinken gehören auch zu der bedrohten Art im Oberbergischen.

Foto: Michael Schmitz

Dass sich insbesondere der Sperber, aber auch der Habicht, von Singvögeln ernährt, sei richtig. Doch auch bei den Greifvögeln bestehe eine Räuber-Beute-Beziehung: "Wenn es den Singvögeln schlechter geht, wird sich langfristig auch die Greifvogel-Populationen verringern. Wenn Sperber, Krähen und Co. die Singvogelbestände dezimieren würden, graben sie sich selber die Beute ab, und das wird in der Natur nicht passieren", erklärt Hoffmann. Zudem hielten Marder, Parasiten und Krankheiten die Population der Greifvögel in ihren natürlichen Grenzen, ganz abgesehen von Stromleitungen, Windrädern und Straßenverkehr. Sperber und Habicht würden aber kaum in der Wintervogelzählung erfasst. "Hier fehlen konkrete Daten", schreiben die Vertreter des NABU.

Dagegen werden die Rabenvögel gut erfasst: Elstern, Eichelhäher und Krähen können Singvögel erbeuten, aber für den Schwund der Meisen und Finken bei der Wintervogelzählung kann man sie nach Angaben des NABU nicht gut verantwortlich machen: "Sie hatten bei der Zählung selber deutliche Verluste." Die Rabenkrähe um 41 Prozent, Eichelhäher um 33 Prozent und Elstern um 16 Prozent. "Sie können also nicht die Schuldigen sein. Sie sind genauso betroffen wie Meisen und Finken", schreibt der NABU. Auch Hauskatzen würden viele Vögel fangen. Aber nur in und um die Ortschaften. Und an Meisen kommen sie viel schlechter heran, als an Amsel, Star oder Rotkehlchen, die am Boden Nahrung suchen.

Die Wintervogelzählung zeigt nach Meinung des NABU aber, dass keine dieser Arten Einbrüche im Bestand hatte - im Gegenteil: Amsel (plus 28 Prozent), Star (plus 108 Prozent) und Rotkehlchen (plus neun Prozent) wurden häufiger gezählt als bei der Wintervögelzählung im Januar 2016. "Auch Hauskatzen können für die fehlenden Meisen und Finken am Futterhaus also nicht verantwortlich sein", teilt der NABU mit. Deshalb gehen die Naturschützer weiter davon aus, dass das Ausbleiben der Meisen und Finken am Futterhaus mit dem schlechten Brutjahr 2016 und dem geringeren Zuzug aus dem Osten zusammenhängt, aber nicht an Sperber, Krähen und Co. Der NABU hofft, dass ein gutes Brutergebnis 2017 den Bestand aufbaut.

Die Stunde der Gartenvögel vom 13. bis 15. Mai wird dazu bereits Hinweise geben. "Wir hoffen wieder auf eine rege Beteiligung der Oberberger", wirbt der NABU.

(RP)
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