Ansichtssache Gutes Konstrukt, guter Service, gutes Beispiel

Hückeswagen · Zehn Jahre Bürgerbad, das Ende des Personalnotstands beim Straßenverkehrsamt und die Ankündigung der Stadt, weiter auf Elektromobilität zu setzen - die Woche in Hückeswagen bietet viel Gesprächsstoff für Diskussionen.

Ansichtssache: Gutes Konstrukt, guter Service, gutes Beispiel
Foto: Moll Jürgen

Wer hätte das vor mehr als zehn Jahren gedacht, dass Hückeswagen im Jahr 2018 noch ein Hallenbad hat? Wohl nur wenige, gab es doch zwei Probleme: das große städtische Defizit, das den Haushalt der Stadt jährlich mit bis zu 900.000 Euro belastete, und die Weigerung Wipperfürths, in Kobes-hofen und somit nahe der Stadtgrenze ein gemeinsames Schwimmbad zu bauen und später zu betreiben. Immerhin war das so etwas wie der Beginn der interkommunalen Zusammenarbeit beider Städte, wenn es auch in diesem Punkt nicht zu einer Kooperation kam.

Was aus dem Dilemma letztlich entstand, ist eine Erfolgsgeschichte für Hückeswagen: das Bürgerbad. Damals wurde unter dem damaligen Bürgermeister Uwe Ufer ein bundesweit einzigartiges Konstrukt erarbeitet - eine gemeinnützige Bad-GmbH, die seither von ehrenamtlichen Geschäftsführern (die natürlich eine kleine Aufwandsentschädigung bekommen) geleitet wird. Zwar ist die Stadt weiterhin Eigentümer des Bads, spart aber durch die gGmbH jährlich zirka 150.000 Euro ein. Macht in zehn Jahren gut 1,5 Millionen Euro - eine Einsparsumme, die einer Kommune im Haushaltssicherungskonzept gut tut.

Das Überleben des Hückeswagener Hallenbads ist aber auch und vor allem den Frühschwimmern zu verdanken. Die mehr als 1600 Mitglieder von Hückeswagens größtem Verein sorgen schon durch ihre Beiträge, ihre Badbesuche und ihr Engagement dafür, dass diese wichtige Stütze der Infrastruktur einer Kleinstadt geblieben ist. Letztlich kann jeder Hückeswagener selber etwa für den Erhalt und ein geringeres Defizit sorgen - indem er im Brunsbachtal schwimmen oder in die Sauna geht.

Einen guten Service bietet die Kreisverwaltung seit vielen Jahren mit der Nebenstelle des Straßenverkehrsamts in Hückeswagen. Allein im vorigen Jahr gab es zirka 8600 Vorgänge in der hiesigen Zulassungsstelle - ein Beleg dafür, dass sie sehr gut angenommen wird. Fatal ist es daher, dass die Öffnungszeiten um mehr als ein Drittel eingeschränkt wurden, weil es am Personal mangelte. Die Mittwochsöffnungszeit fällt seit Anfang 2017 weg, ebenso ist seitdem der Service am Donnerstag eine Stunde kürzer.

Umso wichtiger ist die Nachricht, die der zuständige Kreisdezernent in dieser Woche auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, dass drei neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Die eingeschränkten Öffnungszeiten blieben zwar vorerst bestehen, betonte er. Aber immerhin will der Kreis die Nachfrage in der Hückeswagener Nebenstelle beobachten. Es wäre eine deutliche Verbesserung des Services, würde er zu den ursprünglichen drei Vormittagen pro Woche zurückkehren. Das würde die Wartezeiten deutlich entzerren. Dafür sorgen soll zudem künftig eine generelle Online-Reservierung der Termine. Eine gute, innovative Idee. Nur muss das System dann auch reibungslos funktionieren - nach den Herbstferien tat es das nicht. Auch eine Behörde kann sich keine Verärgerung der Bürger, also seiner Kunden, leisten.

Mit gutem Beispiel vorangeht eine andere Behörde - die Stadtverwaltung in Sachen Elektromobilität. Seit 2011 nutzt sie - ebenso wie die Rathäuser in Wipperfürth und Wermelskirchen - das Angebot der BEW, elektrisch betriebene Autos zu fahren. Nun hat das Sinn, sind die Touren, die mit dem Elektroauto gefahren werden, doch in der Regel kurz. Da geht's maximal in die Nachbarstädte. Die Ladestationen sind direkt vor den Verwaltungsgebäuden Schloss und Bürgerbüro, und auch in der Nachbarschaft muss nicht lange nach einer "Strom-Tankstelle" gesucht werden.

Die BEW nutzt diese Fahrzeuge natürlich als Werbefläche. Warum auch nicht, schließlich will der Energieversorger Strom verkaufen. Auch solchen, mit dem Autos und E-Bikes angetrieben werden. Das kommt letztlich den beteiligten Städten wie Hückeswagen zugute. Trotzdem verwundert es nicht, dass Elektrofahrzeuge weiterhin eher unattraktiv sind. Denn gerade für Pendler und Vielfahrer kommen solche Autos nicht in Betracht, weil deren Reichweiten immer noch zu kurz sind und es zu wenige Ladesäulen gibt. Auch der Ladevorgang selbst ist deutlich länger als der Tankstopp eines Benziners oder Diesels. So lange diese Probleme nicht ausgeräumt sind, wird's so schnell nichts werden mit einer elektromobilen Zukunft.

(büba)
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