Hückeswagen Händler sind uneins über Marktgilde

Hückeswagen · Zum ersten Mal hatte gestern Vormittag die Marktgilde die Organisation des Wochenmarkts übernommen. Für die Kunden hatte sich kaum etwas verändert. Einige Marktbeschicker sind zufrieden, andere hingegen stark verunsichert.

 Holger Glück glaubt, dass der Donnerstag ein guter Tag für Feinkost ist. Wenn es stimmt, will er regelmäßig nach Hückeswagen kommen.

Holger Glück glaubt, dass der Donnerstag ein guter Tag für Feinkost ist. Wenn es stimmt, will er regelmäßig nach Hückeswagen kommen.

Foto: jürgen moll

Am Stand von Holger Glück brummt es. Der Sonnenschein hat viele Hückeswagener zum Wochenmarkt auf die gesperrte Bahnhofstraße gelockt. Ein großer Anziehungspunkt ist auch der Feinkoststand der Borkener Firma Bramers. Glück ist an diesem Donnerstag zum ersten Mal in Hückeswagen. Die Marktgilde hat ihn angelockt, empfohlen worden war ihm der Wochenmarkt jedoch schon zuvor von Obst und Gemüse Niepenberg.

"Dieser Wochentag ist für uns eine interessante Konstellation", sagt Glück. Denn Feinkost gehe am besten freitags und samstags. Daher sei der Donnerstag ein willkommener Tag. "Wenn's hier funktioniert, dann wird das hier eine Dauerpräsenz", verspricht der Feinkosthändler — und überreicht einer weiteren Kundin eine Kostprobe seiner gefüllten Champions.

Während Glück zum ersten Mal in Hückeswagen ist, kommt Andreas Maxisch schon seit acht Jahren mit seinem Fischstand nach Hückeswagen. "Abwarten und Tee trinken", sagt er über die Marktgilde, die die Organisation des Wochenmarkts von der Stadt übernommen hat. Die hat einen neuen Partner für die Marktbeschicker gesucht, weil die Einnahmen die Kosten für die Organisation des Wochenmarkts nicht decken konnten. Dass das hessische Unternehmen weitere Händler anlocken wird, glaubt der Fischhändler nicht: "Die kommen vielleicht zwei-, dreimal, dann sind sie wieder weg", meint Maxisch.

Auch Rudi Niepenberg glaubt nicht, "dass es besser wird". Aber der Seniorchef des Obst- und Gemüsehandels, der seit einem Jahr kommt und mit dem Kundenaufkommen zufrieden ist, ist angetan von der Marktgilde: "Die Herrschaften waren sehr professionell."

Völlig anderer Meinung ist dagegen Oliver Krause, der seit etwa einem Jahr die Hückeswagener donnerstags mit seiner Gulaschkanone verwöhnt. "Das hier ist unkoordiniert, ein völliges Durcheinander", kritisiert der Koch. Der Mitarbeiter der Marktgilde habe ihm noch nicht einmal den Standpreis nennen können.

Über den herrscht in der Tat Unkenntnis. "Wir sollen in diesem Monat noch den Preis zahlen, den wir der Stadt gezahlt haben. Ab April aber wird nach Quadratmetern abgerechnet", sagt Rudi Niepenberg. Im Gespräch mit der BM versichert Friedrich Holzhauer, Prokurist der Marktgilde: "Wir werden das den Händlern in den nächsten Tagen mitteilen."

Irritiert zeigt er sich über die zum Teil schlechte Stimmung unter den Markthändlern. Im Vorfeld sei mit ihnen über die Auswirkungen der Übernahme gesprochen worden. Die Negativkritik bucht Holzhauer unter "Stimmungsmache" ab. "Aber es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wurde."

Friedhelm Kotthaus aus Witzhelden ist zum zweiten Mal in Hückeswagen. Der Scherenschleifer arbeitet schon länger mit der Marktgilde zusammen und kommt mit ihr zurecht. "Man muss sich halt durchsetzen", sagt der Rentner mit einem verschmitzten Lächeln.

Lothar Klimke kommt seit zehn Jahren in die Schloss-Stadt. Sein Vorgänger, dem er das Geschäft abgekauft hat, war zuvor 20 Jahre hier. "Ich bin gerne hier und möchte meine Stammkunden nicht im Stich lassen", versichert der Kartoffelhändler. Die Marktgilde sieht er aber noch skeptisch: "Ich gucke mir das maximal ein Jahr an", sagt er. Sollte er mit der Gilde nicht zufrieden sein, wird er wohl seine Konsequenz ziehen: "Es gibt auch andere Möglichkeiten, etwas zu verkaufen", sagt Klimke lächelnd.

Oliver Krause hofft derweil, "dass die Stadt die Organisation wieder zurückholt". Doch die bleibt zumindest für die nächsten drei Jahre in der Regie der Marktgilde. Die will laut Holzhauer versuchen, "interessante Händler mit Produkten zu holen, die es hier noch nicht gibt".

Einen Bedarf sieht der Prokurist etwa im Biobereich. Dann könnte es zwar vielleicht einen zweiten Obst- und Gemüsestand auf dem Wochenmarkt geben. "Aber der hat ja eine ganz andere Zielrichtung", betont Holzhauer.

(RP)
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