Hückeswagen Handarbeiten in der Stadtbibliothek

Hückeswagen · Lama Al Hasan aus Syrien leitet einen neuen Kursus, der sich freitags trifft.

 Marianne Viebig zeigt Hyham Ghannam aus Syrien die richtige Technik beim Häkeln. Jeden Freitag treffen sich die Frauen in der Stadtbücherei.

Marianne Viebig zeigt Hyham Ghannam aus Syrien die richtige Technik beim Häkeln. Jeden Freitag treffen sich die Frauen in der Stadtbücherei.

Foto: moll

Mehrere Frauen sitzen im Erdgeschoss der Stadtbibliothek. Aber sie lesen nicht und beschäftigen sich auch nicht mit Büchern. Sie stricken, häkeln und sticken. Es ist Freitagvormittag - und zum ersten Mal findet der neue Handarbeitskursus für Flüchtlinge statt. Die Besonderheit: Leiterin Lama Al Hasan ist selbst als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Jetzt übernimmt sie eine Aufgabe, ist nicht mehr auf Hilfe von Dritte angewiesen, sondern kann ihr Wissen selbst an ihre Mitmenschen weitergeben.

Al Hasan kommt aus der syrischen Stadt Homs und ist ausgebildete Handarbeitslehrerin. Die 38-Jährige lebt mit ihrem Mann Nawar und den drei Kindern Aseel, Abri und Adnan in einer Wohnung auf dem Glöckner-Hof in Maisdörpe, Mitte 2015 ist die Familie auf abenteuerlichen Wegen nach Deutschland gekommen. In Homs hatte Al Hasan vor dem Bürgerkrieg als Lehrerin an einer Schule gearbeitet und dort die siebte und achte Klasse unterrichtet. "Wir haben damals zum Beispiel Mützen gestrickt", sagt die 38-Jährige und lächelt.

In Hückeswagen hat sich Al Hasan schnell eingelebt und sich nach Möglichkeiten umgesehen, ihre beruflichen Fähigkeiten einzusetzen. Da kam der Nähkursus von Marianne Fiebig gerade recht. "Lama war praktisch schon von Anfang an mit dabei", sagt Fiebig. Sie erklärt, das Nähen in Syrien quasi eine Männerdomäne sei. "Stricken, häkeln und sticken hingegen machen die Frauen. Und als der Kursus jetzt im März zu Ende ging, war Lama direkt bereit, den neuen Handarbeitskursus zu übernehmen", berichtet sie.

Da am vergangenen Freitag wieder das Erzählcafé im Obergeschoss der Stadtbücherei sein Treffen hatte, mussten die strickenden und häkelnden Frauen ins Erdgeschoss ausweichen. An den restlichen Freitagen trifft sich die Handarbeitsgruppe im Obergeschoss: "Da ist mehr Platz, und auch die Bücher und Medien für Flüchtlinge sind da direkt nebenan, so dass die Frauen auch eine Pause machen können, wenn sie möchten", sagt Bibliotheksleiterin Beate Breidenbach.

Es sind mehr oder weniger die gleichen Frauen, die auch schon im Nähkursus zusammen waren, sagt Fiebig. "Es hat sich da über die Monate eine richtig schöne Gruppe herauskristallisiert. Da wäre es doch sehr schade gewesen, wenn das jetzt vorbei gewesen wäre." Und Al Hasan steht mit Rat und Tat zur Seite. Denn manche Frauen fangen etwa beim Häkeln ganz von vorne an. So sitzt etwa eine Frau da und häkelt zur Übung Luftmaschen. Eine andere Frau möchte einen roten Pullover für ihre Tochter stricken.

Handarbeitsgruppe freitags, 10 bis 12 Uhr, Stadtbücherei, Friedrichstraße.

(wow)
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