Hückeswagen Haus Hartmann unter dem Hammer

Hückeswagen · Das Amtsgericht Wipperfürth hat für Mittwoch die Zwangsversteigerung des Hauses Hartmann an der Schnabelsmühle angesetzt. Bisher gab es erst einen Besitzerwechsel für das Anwesen mit integrierter Gaststätte, das im Jahr 1874 erbaut wurde.

Hückeswagen: Haus Hartmann unter dem Hammer
Foto: büba

Die Möglichkeit, nach einem Spaziergang an der Wupper-Vorsperre oder einer Schweiß treibenden Aktivität auf dem Sportplatz in der Nähe einkehren zu können, ist eine angenehme Begebenheit. Das Haus Hartmann besitzt dieses Privileg, denn es liegt zwischen Wupper, Radweg und Sportplatz strategisch günstig. Seit vier Jahren wird das Restaurant von Fatmir Gergjaliu betrieben. Daran soll sich auch so schnell nichts ändern, auch wenn das Traditionshaus nun unter den Hammer kommt.

Am kommenden Mittwoch, 22. Februar, soll es im Wipperfürther Amtsgericht zwangsversteigert werden. Dazu wurde ein 70 Seiten umfassendes Gutachten angefertigt, das den Wert des mehr als 100 Jahre alten Hauses auf 469.300 Euro schätzt. Die 600 Quadratmeter große Wohn- und Nutzfläche teilt sich in fünf Wohneinheiten, einem Restaurant mit Saal, Küche und Kegelbahn auf.

In Hückeswagen brodelt bereits seit einiger Zeit die Gerüchteküche über eine etwaige Schließung der Gaststätte. "Wir haben schon sehr gelitten unter den Gerüchten", sagt Pächter Fatmir Gergjaliu. Die Stammgäste kämen zwar weiterhin ins Restaurant, größere Gesellschaften würden jedoch kaum noch im Voraus bei ihm buchen. "Mein Pachtvertrag läuft noch bis Ende 2019, mit Option auf Verlängerung", betont der Gastronom.

Auf die Einhaltung des Pachtvertrags will Fatmir Gergjaliu auch bei einem Eigentümerwechsel bestehen. Zudem ist er selbst an dem Kauf des Objekts interessiert, zusammen mit seinem Schwager aus Würzburg. "Die Gespräche mit der Bank laufen bereits", sagt er. Den Termin im Amtsgericht will er jedoch nicht wahrnehmen. "Beim ersten Versteigerungstermin beläuft sich der Kaufpreis auf 70 Prozent des Gutachtenwertes." Ein Preis, der für den Gastwirt nicht akzeptabel ist.

Dennoch möchte er für das Haus und seine Gäste kämpfen. "Die Hückeswagener sind mein Publikum, hier verdiene ich mein Geld, und wir leisten auch gute Arbeit. Wir möchten unter keinen Umständen unsere Gäste verlieren", betont er.

Die Hückeswagenerin Hella Krumm hat für den Bergischen Geschichtsverein (BGV) die Historie des Hauses zusammengetragen. Demnach wurde das Anwesen an der Schnabelsmühle (früher Pixwaag) im Jahr 1874 erbaut. Es war als Mitgift für Caroline Bornefeld vorgesehen, die im selben Jahr Hermann Berghaus heiratete. Im Haus befanden sich früher eine Gaststätte mit Kegelbahn, ein kleiner Bauernhof später auch ein "Spezereiwaren-Geschäft" mit Lebensmitteln. Drei Generationen blieb das Haus in Familienbesitz, bis es 1998 verkauft wurde. Aktuell ist die Hückeswagener Unternehmerfamilie Hertwig Eigentümerin des Anwesens.

Pächter gab es indes viele: Nachdem sich die Bergmann-Nachkommen Paul und Lotte Hartmann 1958 zur Ruhe setzten, verpachteten sie das Lokal an die Bielsteiner Brauerei. Hugo Peters war der erste Wirt nach drei Generationen Familienbetrieb. Es folgten zahlreiche Wechsel, bis die Familie Jovic 1984 wieder Ruhe ins Karussell der Pächter brachten. 2013 übergab Miko Jovic die Gaststätte an Fatmir Gergjaliu, der seine Gäste seitdem mit Spezialitäten vom Balken und deutschen Klassikern bewirtet.

(heka)
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