Hückeswagen Haus Kleineichen sucht neuen Azubi

Hückeswagen · Immer schwieriger wird es für das Restaurant, geeignete Bewerber für eine Koch-Ausbildungsstelle zu finden. Damit ist der Betrieb nicht alleine. Im Oberbergischen Kreis sind nach dem offiziellen Ausbildungsstart viele Stellen unbesetzt.

 Sie haben ihren Traumjob gefunden: Die Koch-Azubis Nico Blätgen (r.) und Kasimir Hager mögen es, Gäste mit leckeren Gerichten zu verwöhnen und im Team zu arbeiten.

Sie haben ihren Traumjob gefunden: Die Koch-Azubis Nico Blätgen (r.) und Kasimir Hager mögen es, Gäste mit leckeren Gerichten zu verwöhnen und im Team zu arbeiten.

Foto: Heike Karsten

Das neue Ausbildungsjahr ist am vergangenen Dienstag offiziell gestartet, aber nicht alle Ausbildungsstellen sind schon vergeben. Im Oberbergischen Kreis suchen die Betriebe noch für 357 Stellen geeignete Bewerber. Doch die scheinen gar nicht so einfach zu finden zu sein. So geht es auch den Inhabern des Restaurants Haus Kleineichen: Sie suchen immer noch nach einem Koch-Azubi.

"Früher war es definitiv einfacher, jemanden zu finden", erklärt Tanja Schoppmann-Semmler vom Haus Kleineichen. Einige hätten sich schon vorgestellt, eine Bewerberin kam in die engere Auswahl und wurde zum Probearbeiten eingeladen. Einen regelrechten Bewerberandrang hat Schoppmann-Semmler aber schon lange nicht mehr erlebt. "Viele Schulen raten ihren Schülern davon ab, eine Kochausbildung anzufangen", lautet der Vorwurf von Schoppmann-Semmler. "Sie zählen zum Beispiel die Arbeitszeiten am Wochenende zu den Gründen, warum der Beruf aus ihrer Sicht nicht so geeignet ist. Dabei ist es doch gar nicht so schlecht, wenn man in der Woche frei hat. Und schließlich brauchen wir auch Köche." Der Beruf biete viele Möglichkeiten: "Köche können überall auf der Welt arbeiten. Auch auf Kreuzfahrtschiffen", sagt Schoppmann-Semmler.

Koch-Azubi Kasimir Hager, der im Haus Kleineichen lernt, findet genau diese Aussichten gut. "Nach meiner Ausbildung möchte ich ein bisschen reisen. Als Koch kann ich überall arbeiten", sagt der Lehrling im zweiten Ausbildungsjahr. An seinem Beruf gefällt ihm besonders der Umgang mit Lebensmitteln und dass er die Gäste mit seinen Gerichten verwöhnen kann. "Es ist schön, wenn man von einem Gast gelobt wird", sagt der 18-Jährige. "Ein Kfz-Mechatroniker hört von einem Kunden bestimmt nicht, dass er die Reifen gut aufgezogen hat."

Nico Blätgen ist im dritten Ausbildungsjahr im Haus Kleineichen. Auch ihm gefällt besonders die Arbeit für den Gast. "Die Arbeitszeit war am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber die Hauptsache ist, dass es Spaß macht", sagt der 19-Jährige.

Beide Azubis wussten vor der Ausbildung, was auf sie zukommt. Blätgens Mutter ist selbst Köchin und Hagers Vater hat einen Partyservice. "Wer sich für den Beruf interessiert, sollte auf jeden Fall erst einmal ein Praktikum machen, um zu gucken, ob es wirklich das Richtige ist", sagt der Azubi. "Grundkenntnisse im Kochen sollte man idealerweise schon mitbringen, und man sollte teamfähig und stressresistent sein."

Das empfiehlt auch Regina Wallau, die Sprecherin der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach. "Viele wissen gar nicht genau, was sie erwartet", sagt sie. Das trage zu der hohen Abbrecherquote bei: 50 Prozent der Azubis im Gastronomiegewerbe brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab, in anderen Bereichen sind es nur zehn bis 25 Prozent. "In der Küche herrscht auch mal ein rauer Ton. Wenn man damit nicht klarkommt, ist das nichts für einen", sagt Wallau. Vor vier Jahren sei der Beruf noch im Trend gewesen. "Damals gab es viele Kochsendungen im Fernsehen. Das entspricht aber nicht der Realität", sagt Wallau. Momentan sei die Ausbildung nicht gefragt. Hinzu kommt, dass es für Azubis in Oberberg schwierig sei, ohne eigenes Fahrzeug zum Ausbildungsplatz zu kommen. Das weiß auch Schoppmann-Semmler: "Die Busfahrzeiten bringen einem Koch-Azubi nicht viel."

(eler)
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