Rückblende Hückeswagen Vor 130 Jahren Heimat- und Verkehrsvereins wird gegründet

Hückeswagen · Es war eine einfache Feststellung, die am 5. Juni 1887 in den Gründungsdokumenten des Heimat-, Verkehrs- und Verschönerungsvereins (HVV) festgehalten wurde. Und doch war sie die Initialzündung für einen Verein, der - nach anfänglichen Schwierigkeiten - eine Erfolgsstory sondergleichen schreiben würde: "Die (...) schöne Natur bedarf nicht der Kunst, die an großen Städten und an Fürstensitzen so Bedeutendes schafft, sondern nur der Pflege." Heute würde so mancher angesichts des Unkrauts im Schlosshagen nickend zustimmen. Damals - Ende 1887 - schritt man zur Tat, als die Kassenstände "recht günstig zu nennen" waren.

Die erste Aktion war die Planierung und Verbreiterung eines Wegs durch den Berghauser Busch, an dem Bäume gepflanzt und Bänke aufgestellt wurden. Zentrale Figur und Antriebsfeder der Anfangsjahre war Louis Wiehager, der in der Chronik des HVV, die 1987 entstand, immer wieder lobend hervorgehoben wird. Der Aufbau des Vereins geriet jedoch ins Stocken: Mitgliedsbeiträge wurden nicht gezahlt, "hartnäckiges Fehlen in den anberaumten Sitzungen" wurde festgestellt, und allgemeine Teilnahmslosigkeit machte sich breit.

Doch das Blatt wendete sich: Am 16. November 1892 übernahm der Unternehmer Jean Bêché den Vorsitz, und es flossen "ziemlich bedeutende private Geldopfer", die mit der Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Hugo Hagenkötter einhergingen.

Es folgte eine Blütezeit, in der etliche Projekte realisiert wurden. Als neuer Schwerpunkt kristallisierte sich die 1856 entdeckte, aber bis dato wieder vergessene Karquelle heraus, wo eine regelrechte Naherholungsinfrastruktur errichtet wurde. Es entstanden Wege, ein Pavillon im Jägerhausstil und Ruhebänke in der "Sennhütte", die ein Aussichtspunkt war und wo sogar Erfrischungen gereicht wurden. Das erste große Fest am 30. Juli 1893, bei dem all dieses eingeweiht wurde, geriet zu einem Riesenerfolg. Von da an ging es Schlag auf Schlag: Es gab einen Aussichtsturm auf der Kaiserhöhe (1895), und 1898 wurde der unansehnliche Stricksplatz (heute Wilhelmplatz) verschönert. Es waren nicht zuletzt diese Anfangsjahre, aus denen der Verein zehrte und die ihm bis ins 21. Jahrhundert hinein eine große Bedeutung gaben. Spätestens mit dem Tod von Hans-Anton Wiehager am 25. Juli 2009 befindet sich der Verein mangels Aktiven jedoch in einer Krise. Doch Aufgeben will man noch nicht, das unterstrich der aktuelle Vorsitzende Lutz Jahr. "Diesen Schritt haben wir bisher gescheut", sagte er. Und hier schließt sich der Kreis, denn schon in den Anfangsjahren gab es derartige Krisen, doch manchmal setz(t)en Impulse von außen neue Kräfte frei.

NORBERT BANGERT

(RP)
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