Hückeswagen Hückeswagen hat 918 Langzeit-Arbeitslose

Hückeswagen · Wer lange ohne Arbeit ist oder als anerkannter Flüchtling keine Stelle findet, wird zum Kunden des Jobcenters. Wie das arbeitet, darüber berichtete jetzt eine Mitarbeiterin des Jobcenters Oberberg im Sozialausschuss der Stadt.

Im Behörden-Deutsch werden sie mit einem bürokratischen Wort-Ungetüm bezeichnet: "Langzeit-Leistungsberechtigte". Dahinter stehen Menschen, die seit mindestens 21 Monaten arbeitslos sind und im Regelfall ihren Lebensunterhalt von Hartz IV bestreiten, weil sie keinen Anspruch mehr auf das höhere Arbeitslosengeld haben. Betroffene Frauen und Männer bilden die Kundschaft des Jobcenters.

In Hückeswagen leben aktuell 918 "Langzeit-Leistungsberechtigte". Von ihnen stuft die Behörde aber nur 667 als erwerbsfähig ein. Mehr als jeder Fünfte ist Ausländer, die Zahl der Asylbewerber unter ihnen wird nicht gesondert erfasst. Grundsätzlich ist für alle nach dem Asylgesetz anerkannten Flüchtlinge das Jobcenter zuständig. Diese Fakten nannte Yvonne Wagner-Wolff vom Jobcenter Oberberg im Sozialausschuss. Ihr Fazit: Die Zahl der "Langzeit-Leistungsberechtigten" liegt in Hückeswagen prozentual unter dem Durchschnitt in Nordrhein-Westfalen und im Bund.

Was tut das Jobcenter, um die Erwerbsfähigen unter den seit langem Arbeitslosen in Beschäftigung und damit aus Hartz IV herauszubringen? Um das zu erfahren, hatte der Ausschuss unter Vorsitz von Wilfried Hager (CDU) Yvonne Wagner-Wolff eingeladen. Vorausgegangen war in einer früheren Sitzung ein Hinweis der Verwaltung, dass das hiesige Jobcenter sich nicht an einem von der Bundesregierung aufgelegten Programm zur Eingliederung von Langzeit-Arbeitslosen beteilige und also auch keine Fördermittel abgerufen habe.

Das bestätigte nun die Mitarbeiterin des Jobcenters Oberberg. Die Begründung: "Nur wenige Behörden bundesweit sind in das vom bürokratischen Verfahren her sehr aufwendige Programm aufgenommen worden, die Chancen für Oberberg sind als entsprechend gering eingestuft worden." Überdies hätten auch eigene Finanzmittel investiert werden müssen, die der Etat nicht hergegeben habe. Es sei jedoch nicht so, dass das Jobcenter Oberberg sich generell nicht an Förderprogrammen beteilige. So sei unter anderem ein Programm des Europäischen Sozialfonds genutzt worden, an dem vier Kunden des Jobcenters aus Hückeswagen teilgenommen hätten. Das "begleitende Coaching" laufe noch.

Yvonne Wagner-Wolff verwies außerdem darauf, dass 2016 beim Jobcenter Oberberg in Gummersbach ein sogenanntes ABC-Team eingerichtet wurde, das sich um die intensivere Betreuung und ein individuelles Coaching von ausgesuchten Kunden kümmere. Bisher hätten 21 Hückeswagener teilgenommen. Fünf von ihnen hätten eine reguläre Arbeitsstelle gefunden, vier weitere einen Mini-Job.

Wenn anerkannte Flüchtlinge von der Zuständigkeit der Stadt in die des Jobcenters wechseln, geht es laut Wagner-Wolff zuerst um den Spracherwerb, also darum, intensiv Deutsch zu lernen. Bei jungen Asylbewerbern sei es das vorrangige Ziel, ihnen Berufsorientierung zu geben und sie, auch durch vorgeschaltete Praktika, in eine betriebliche Ausbildung zu bringen.

Problematisch bei älteren Flüchtlingen sei es, dass die Bedarfsgemeinschaft oft groß sei, weil viele Kinder zur Familie gehören. Dann werde es schwierig, sie in Stellen zu vermitteln, die ein ausreichendes Einkommen sichern, so dass die gesamte Familie unabhängig von Hartz IV wird.

(bn)
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