Hückeswagen Hückeswagener gründet Kinderhilfswerk

Hückeswagen · Seit fünf Jahren leitet Dirk Richter die Kinder- und Jugendhilfeorganisation Loop. Der Hückeswagener findet, dass Heranwachsende ein Recht auf Familie und ein Zuhause haben. Wenn nötig, bringt er sie dafür bei Pflegeeltern unter.

 Sie stehen für die Kinder- und Jugendhilfeorganisation Loop (v. l.): Anke Osterode (Verwaltung), Torsten Mantei (Leitung Ambulante Hilfen), Carolin Merks (Verwaltung), Hilde Sondermann (Koordination Stationäre Hilfen), Dirk Richter (Gründer und Geschäftsführer), Michaela Lohe (Koordination Ambulante Hilfen) und Norbert Briel (Pädagogische Leitung).

Sie stehen für die Kinder- und Jugendhilfeorganisation Loop (v. l.): Anke Osterode (Verwaltung), Torsten Mantei (Leitung Ambulante Hilfen), Carolin Merks (Verwaltung), Hilde Sondermann (Koordination Stationäre Hilfen), Dirk Richter (Gründer und Geschäftsführer), Michaela Lohe (Koordination Ambulante Hilfen) und Norbert Briel (Pädagogische Leitung).

Foto: Loop

Wer bei Loop landet, hat meist schon eine Menge hinter sich. Die Kinder- und Jugendhilfeorganisation betreut Familien, die alleine nicht oder nicht mehr in der Lage sind, ihren Kindern ein geordnetes Zuhause zu bieten, sowie Heranwachsende, die Probleme im familiären Umfeld haben. Gründer Dirk Richter vertritt die Ansicht, dass Letztere ein Recht auf Familie und ein Zuhause haben. "Sie brauchen ein emotionales Nest", erklärt der gebürtige Hückeswagener. Zurzeit betreut die Organisation mehr als 250 Kinder und Jugendliche mit deren Familien in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

80 Mitarbeiter beschäftigt Loop, ein Viertel ist fest angestellt. Sie arbeiten eng mit den Jugendämtern zusammen, auf deren Empfehlung sie in Kontakt mit Familien treten, in denen die Umstände "nicht ideal" sind, sagt Richter. Dort leisten sie unter anderem ambulante Erziehungshilfe und -beratung und bieten Therapien für Familien an. Die Organisation darf das, weil sie anerkannter Träger der Freien Jugendhilfe ist und Betriebserlaubnisse der Landesjugendämter besitzt.

Ist die Situation innerhalb einer Familie aber so weit eskaliert, dass ein Zusammenleben nicht mehr möglich ist, kann Loop auf Anordnung der Jugendämter auch Kinder in Pflegefamilien unterbringen. Von denen muss mindestens ein Elternteil eine pädagogische Ausbildung haben. Bevor die Familien ein Kind aufnehmen können, überprüft sie das Landesjugendamt. Alle drei Wochen schaut dann die pädagogische Leiterin von Loop in den Familien vorbei und beobachtet das Zusammenleben. "Wir sind da sehr genau", versichert der Hückeswagener, der zwar in Köln lebt, aber immer noch "tief verwurzelt" in seiner Heimatstadt ist. Viele der Kinder seien traumatisiert. "Sie sollen ein Zuhause bekommen, das sie im besten Fall nicht wieder verlassen müssen." Bislang habe keine der Loop-Familien aufgelöst werden müssen.

Bis zu zwei Kinder nimmt eine Pflegefamilie auf und integriert sie in ihr Leben. In einzelnen Fällen gebe es bei Loop auch Alleinerziehende, die Pflegekinder betreuen, berichtet Richter. Die Betreuer bekämen eine Haushaltshilfe gestellt, die ihnen einen Teil der Arbeit abnimmt. Möchte eine Familie einmal ohne Pflegekind in den Urlaub fahren, organisiert Loop eine Ferienfreizeit.

Sind die Heranwachsenden bereits etwas älter, werden sie meist in einer Wohngemeinschaft mit anderen Jugendlichen untergebracht. "Da muss man einschätzen, wie viel emotionale Unterstützung sie noch brauchen", erläutert Richter. Finanziert wird Loop über die Fallpauschalen der Jugendämter und seit diesem Jahr zusätzlich über Spenden. Damit ähnelt die Hilfsorganisation sehr stark dem Hückeswagener Kinder- und Sozialwerk "Gotteshütte".

Der Bedarf an Pflegefamilien sei deutlich höher als das, was Loop anbieten könne, meint Richter. "Gerade das gemeinschaftliche Wohnen ist enorm gefragt." 17 Kinder hat Loop derzeit in Pflegefamilien untergebracht, 15 Jugendliche leben alleine mit Betreuung.

Gegründet hat der Hückeswagener die Kinder- und Jugendhilfeorganisation 2009. Zuvor war der 45-Jährige als Sozialarbeiter beschäftigt, arbeitete in der Altenhilfe, der Psychiatrie, beim Jugendamt und Suchthilfe. Der Wunsch, Kindern ein Zuhause zu geben, rührt aus der eigenen Jugend. "Ich habe mitbekommen, wie mein Vater darunter gelitten hat, dass er als Kind vor dem Krieg fliehen musste und sein Zuhause verloren hat", sagt er. Richter selbst ist Vater von fünf Kindern.

(RP)
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