Hückeswagen Hückeswagener Hochadel von den Jecken überrannt

Hückeswagen · Früher war alles einfach besser. Dass das kein Vorurteil ist, sondern Tatsache, stellten gestern Bürgermeister Dietmar Persian und sein Gefolge beim jecken Sturm aufs Wipperfürther Rathaus eindrucksvoll unter Beweis.

 Städteübergreifend total jeck (v.l.): Dietmar Persian, Isabel Bever, Michael von Rekowski, Heike Rösner und Axel Kremer.

Städteübergreifend total jeck (v.l.): Dietmar Persian, Isabel Bever, Michael von Rekowski, Heike Rösner und Axel Kremer.

Foto: stephan büllesbach

Denn während im Mittelalter die Grafen von Berg durchaus erfolgreiche Kriegsherren waren und Angreifer reihenweise empfindliche Niederlagen zufügten, präsentierte sich der moderne "Bergische Hochadel" verweichlicht. So hatten die "Verteidiger" des Wipperfürther Rathauses - wovon im Grunde genommen nicht wirklich die Rede sein konnte -, einmal mehr das Nachsehen gegen das einfache Volk aus überwiegend blau-weißen (Narrenzunft Neye) und rot-weißen Jecken (KG Baulemann).

Dabei hatten es sich die "Burgherren" aus Wipperfürth (Michael von Rekowski) und Hückeswagen (Dietmar Persian) so schön ausgemalt: Die Verwaltung der Hansestadt wollte dieses Mal das Rathaus tatsächlich einmal vor dem Ansturm der Möhnen und ihren männlich-jecken Begleitern sichern, indem sie auf "hochwohlgeborene" Abschreckung aus der Schloss-Stadt setzten: Neben Persian als waschechtem Schlossherrn hatten sich Kämmerin Isabel Bever als Hofdame und Personalratsvorsitzender Axel Kremer als Baron der Phalanx der Verteidiger angeschlossen. "Sie wissen nicht nur optisch zu überzeugen, sondern bringen auch jahrelange Kompetenz bei der Verteidigung hochherrschaftlicher Gemäuer mit", hatte Torsten Kemper, Sprecher des steinfarbenen Schlosses, im Vorfeld der entscheidenden Narrenschlacht mitgeteilt. Doch er sollte sich irren. Das hatte er mit Pressesprecher Sean Spicer gemein: Dem Pressesprecher des Weißen Hauses in Washington fehlt es mitunter auch am entsprechenden Realitätssinn.

Auch die andere Einschätzung Kempers sollte sich letztlich als Schuss in den Ofen erweisen. Hatte er doch gesagt: "Sollte diese geballte aristokratische Macht wider Erwarten nicht ausreichen, wird als Geheimwaffe noch Hexenmeisterin Heike Rösner mitgenommen, die durch ihre streng geheimen Zaubersprüche und Elixiere noch jeden Angriff abgewehrt hat." Doch das Gift der Tourismusbeauftragten erwies sich ebenfalls als wirkungslos.

Dann ging auch noch der letzte Schachzug daneben. Normalerweise "verstärkt" Bürgermeister-Sekretärin und Stadtmarketing-Geschäftsführerin Monika Winter das Hückeswagener Verteidigungs-"Bollwerk". Doch jedes Mal ging's schief, so dass sie gestern von sich aus auf einen Einsatz verzichtete.

Kemper vermutete, dass sich die Kollegin in den vergangenen Jahren zu leicht vom Karnevalstrubel hatte ablenken lassen, als dass sie tatsächlich dem Sturm der Jecken etwas entgegensetzen konnte. So avisierte der Schloss-Pressesprecher "Spitzenkräfte aus Hückeswagen": "Das sollte ja wohl für die Wipperfürther ausreichen. Wir gehen davon aus, dass die Karnevalisten dem nichts entgegenzusetzen haben und erwarten in diesem Jahr eine erfolgreiche Verteidigung des Rathauses", hatte Kemper vorher versichert. Auch da irrte der "Spicer light" aus Hückeswagen. Denn die Narren nahmen das Rathaus, wie gewohnt, im Handstreich. Danach sperrten sie die nichtsnutzigen Verteidiger samt "Bergischem Hochadel" aus Hückeswagen ins finsterste Verlies, das sich im Wipperfürther Rathaus finden ließ - den Ratssaal.

Dort mussten sie dann bei Kölsch, Sekt, Cola, belegten Brötchen, Schnitzeln und Mettwürstchen darben.

Es gibt schon tragische Schicksale auf dieser jecken Welt...

(büba)
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