Hückeswagen Hückeswagener mit Herz für Kinder in Afrika

Hückeswagen · Bernd Oesinghaus gründete 2007 eine Stiftung, die sich unter anderem für die Bildung von Kindern in Afrika einsetzt. Bei Besuchen vor Ort überzeugte sich der 61-Jährige vom Einsatz der Stiftungsgelder.

Mercy ist 13 Jahre alt. Der Tag für das Mädchen beginnt um 3 Uhr. Dann läuft das Kind eine halbe Stunde zum Brunnen, um Wasser zu holen und eine halbe Stunde zurück ins Dorf. Danach beginnt die 13-Jährige, Kuchen zu backen, den sie nach der Schule auf dem Markt verkauft. Der Fußweg zur Schule dauert zwei Stunden. Mit dem Geld vom Markt bezahlt das Mädchen das Schulgeld von fünf Euro im Vierteljahr.

Ihren anstrengenden Alltag schilderte Mercy dem Hückeswagener Bernd Oesinghaus bei seinem Besuch in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt. "Die Kinder haben den unbedingten Willen, etwas zu lernen", sagt der ehemalige Bankkaufmann, der nach dem plötzlichen Tod seiner ersten Ehefrau die "Martina Oesinghaus Stiftung" ins Leben rief.

In Afrika können Kinder nicht ausreichend lang die Schule besuchen. Besonders die Mädchen seien in der Bildung benachteiligt, da sie für die Feldarbeit gebraucht werden. Die Stiftung engagiert sich unter anderem im Rahmen des Projekts "Verbesserte Grundschulbildung für Mädchen". Aber auch Spargruppen werden unterstützt. Hierbei schließen sich Dorfbewohner zu einer Gruppe zusammen. Braucht ein Mitglied Geld, zum Beispiel für Saatgut, erhält es einen Kredit aus dem Gemeinschaftstopf. Das geliehene Geld zahlt es innerhalb von sechs Monaten mit Zinsen zurück. Dadurch wächst das gemeinsame Guthaben. Die Gemeindemitglieder haben so die Möglichkeit, Investitionen zu tätigen, wirtschaftliche Chancen zu nutzen und berufliche Perspektiven zu entwickeln, damit sie sich und ihre Familien versorgen können.

Mehrfach reiste Oesinghaus nach Afrika, um sich ein Bild von den Menschen und ihrem Leben vor Ort zu machen. Von dem Kontinent ist der Hückeswagener fasziniert. "Ich habe mich immer zu Afrika hingezogen gefühlt. Die Menschen dort zeigen viel offener ihre Gefühle", berichtet er. Oesinghaus war einer der Ersten, der eine Stiftung beim "Plan Stiftungszentrum" ins Leben rief. Seit der Gründung Anfang 2005 wurden von Privatpersonen und Firmen 209 Treuhandstiftungen gegründet. Die Seriosität ist gewährleistet: Das "Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen" vergibt den Spenden-TÜV, den auch "Plan" erhalten hat.

Heute ist Oesinghaus zum zweiten Mal verheiratet. Stiefsohn Christian Altenfeld begleitete ihn auf seiner Afrikareise. Sie besuchten Projekte wie ein Hostel für Mädchen, die zu weit von der Schule entfernt leben, eine Kranken- und Geburtenstation sowie Spargruppen im ländlichen Chadiza im Osten Sambias. "Es beflügelt einen, in die Gesichter der Menschen zu sehen", sagt der 61-Jährige. Mit bescheidenen Mitteln werde viel erreicht. Dennoch gebe es Rückschläge, wie durch lange Dürrephasen, in denen die Ernte vernichtet wird.

Die Hilfe für bedürftige Menschen endet für Oesinghaus nicht mit der finanziellen Unterstützung: Der Hückeswagener unterstützt seit Jahren mehrere afrikanische Patenkinder. In der Schloss-Stadt engagiert er sich seit kurzem als Pate für die hier lebenden Flüchtlinge. "Keiner verlässt grundlos seine Heimat. Ich habe Respekt vor jedem, der den Mut zusammennimmt und zu uns kommt", sagt der Mann mit dem großen Herzen für Bedürftige.

Klinken putzen geht der 61-Jährige mit seinen Infoflyern zur Stiftung nicht. Im Freundeskreis ist sein Engagement jedoch bekannt. Zu seinem 60. Geburtstag hatte der Rentner zugunsten der Stiftung auf Geschenke verzichtet.

(heka)
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