Hückeswagen Hückeswagener setzt in Selfkant auf Sieg

Hückeswagen · Jan-Frederik Kremer strebt das Bürgermeisteramt der westlichsten Kommune Deutschlands an. Am Sonntag tritt der 29-Jährige gegen den Amtsinhaber und zwei weitere Mitbewerber an.

Herbert Corsten ist der Platzhirsch in Selfkant. Seit 2004 ist der heute 65-Jährige Verwaltungschef der Gemeinde Selfkant. Bei der vorigen Wahl 2009 hatte der parteilose Kandidat, der damals von CDU und SPD unterstützt worden war, mit 85,4 Prozent der Stimmen gewonnen. Doch das Ergebnis von vor sechs Jahren macht Jan-Frederik Kremer nicht bange. Im Gegenteil: Es spornt den Hückeswagener an, zumal er auf dem Ticket von SPD, FDP, Grünen und der Partei der Niederländer Pro Selfkant - rund jeder dritte Einwohner hat die niederländische Staatsangehörigkeit - ins Rennen um das Bürgermeisteramt geht.

Der gebürtige Essener hat in Bochum, Bonn und Miami Geschichte, Politikwissenschaften und International Development Studies studiert und leitet seit Mai 2013 das NRW-Regionalbüro der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung in Gummersbach. Da seine Frau in Wuppertal arbeitet, hatte sich das Ehepaar entschlossen, "auf die Mitte" zu ziehen. So leben die Kremers, die vor sechs Monaten Eltern eines Sohns wurden, seit Mai 2013 in Hückeswagen, an der Schlossfabrik.

Der Verband der liberalen Kommunalpolitiker und der damalige stellvertretende Vorsitzende der Stiftung hatten Kremer auf die Anzeige der vier Selfkanter Parteien hingewiesen. "Das sei genau mein Profil, hatte man mir gesagt", erzählt der 29-Jährige. Nachdem er sich damit beschäftigt hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, dass das in der Tat genau "mein Ding" ist. Im Frühjahr verkündeten dann die vier Parteien, dass sie Kremer als Gegenkandidaten des Amtsinhabers für die Wahl am 13. September aufstellen werden.

Der Gemeinde Selfkant gehe es gut, versichert der Hückeswagener. Dass er dennoch gegen Corsten antritt, liegt daran, "dass der Amtsinhaber andere Vorstellungen von der Verwaltungsführung hat". So kritisiert Kremer, dass sein Kontrahent viele Chancen ungenutzt gelassen habe. "Es gibt ein Fundament, das viel Potenzial hat, um die Gemeinde weiterzuentwickeln", glaubt der 29-Jährige, der im Fall seines Wahlsieges einer der jüngsten Bürgermeister Deutschlands würde.

Nach den Gesprächen in Selfkant seit der Bekanntgabe seiner Kandidatur hätten sich viele Menschen geäußert, dass sie frischen Wind von außen wollten. Auch sei angesichts seines fortgeschrittenen Alters nicht sicher, dass der Amtsinhaber, sollte er wieder gewinnen, die volle Amtsperiode durchzieht. "Es gibt zwar noch zwei unabhängige Kandidaten",sagt Kremer. "Aber ich glaube, dass es ein offenes Rennen zwischen dem Amtsinhaber und mir geben wird." Zudem rechnet er angesichts von vier Kandidaten mit einer Stichwahl am 27. September. "Es wäre schon überraschend, wenn einer im ersten Wahlgang gleich 50 Prozent plus eins erreichen würde", meint Kremer.

Er würde sich freuen, als Bürgermeister nach Selfkant zu gehen. Doch sollte er es nicht schaffen, "dann habe ich zumindest eine tolle Erfahrung gemacht, die mir viel Spaß bereitet. Dann kehre ich am Montag mit einem lachenden Gesicht in die Stiftung zurück", versichert der junge Vater, der derzeit noch in Elternzeit ist.

Könnte sich der gebürtige Essener denn vorstellen, einmal als Bürgermeister-Kandidat in Hückeswagen anzutreten? Kremer lacht: "Dietmar Persian macht doch einen Top-Job. Wenn ich es nicht besser machen kann, kommt für mich eine Kandidatur nicht infrage."

(RP)
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