Hückeswagen Inklusion ist bereits praktischer Alltag

Hückeswagen · Wie läuft die Inklusion an den Schulen in Hückeswagen? Die Friedrich-Naumann-Stiftung und die örtliche FDP hatten zu einer Podiumsdiskussion in die Erich-Kästner-Schule eingeladen. Fazit: Die Schloss-Stadt ist weiter als andere Städte.

 Damit Schulen besser wissen, wie sie mit den Herausforderungen der Inklusion umgehen können, bietet der schulpsychologische Dienst der Kreisverwaltung die Schulung "Classroom-Management" an.

Damit Schulen besser wissen, wie sie mit den Herausforderungen der Inklusion umgehen können, bietet der schulpsychologische Dienst der Kreisverwaltung die Schulung "Classroom-Management" an.

Foto: OBK

Seit dem vorigen Schuljahr sind die Regelschulen verpflichtet, auch Kinder mit besonderem Förderbedarf aufzunehmen, wenn die Eltern es wünschen. Sie haben das Recht zu wählen, ob ihr Kind eine Förderschule besucht oder eine "normale" Grund- bzw. weiterführende Schule. Der Grad der körperlichen, geistigen oder emotional-sozialen Behinderung des Kindes ist dabei unerheblich, das Recht auf Inklusion gilt für alle.

Funktioniert das im schulischen Alltag? Darum ging es bei einer Podiumsdiskussion in der Erich-Kästner-Schule (EKS). Mit gut einem Dutzend Zuhörern war sie nur mäßig besucht. Womöglich lag es daran, dass Inklusion in Hückeswagen, anders als in vielen anderen Städten, kein neues Thema ist. Das wurde in der Gesprächsrunde mit EKS-Leiterin Renate Mohr, Realschulleiterin Christiane Klur und Yvonne Gebauer als Sprecherin für Schule und Weiterbildung der FDP-Landtagsfraktion schnell deutlich. Moderiert wurde sie von der promovierten Politikwissenschaftlerin und Leverkusener Kommunalpolitikerin Monika Ballin-Meyer-Ahrens.

Seit sieben Jahren, als Inklusion noch kein Thema war, arbeiten die Lehrer der Erich-Kästner-Schule stundenweise auch an den Regelschulen in Hückeswagen, um dort Kinder mit speziellem Förderbedarf sonderpädagogisch zu begleiten. Es gibt aber auch Kinder an Regelschulen, die für einen längeren Zeitraum die Erich-Kästner-Schule besuchen, weil sie durchgehend intensiver Förderung zum Beispiel im sozialen und emotionalen Bereich bedürfen. Aus der langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit habe sich ein gut funktionierendes Netzwerk der Lehrerkollegien in Hückeswagen entwickelt, unterstrichen Renate Mohr und Christiane Klur am Dienstagabend. Inklusion in Hückeswagen sei praktischer Alltag geworden.

Landesweit ist das nicht überall der Fall, berichtete die Landtagsabgeordnete Yvonne Gebauer. Das Hauptproblem: Es fehlt an Ressourcen, vorrangig an Lehrern, die neben dem Fachunterricht an den Schulen auch die sonderpädagogische Förderung leisten können. Das gehe dann sowohl zu Lasten der Kinder mit individuellem Förderbedarf als auch zu Lasten der anderen Schüler. Und letztlich auch zu Lasten überforderter Lehrer. Ein finanzielles Problem? Gebauer: "Es ist genug Geld im System - die Frage ist, wofür man es ausgibt." Um Inklusion umzusetzen, müssten finanzielle Prioritäten im Land neu und anders gesetzt werden.

Wird Inklusion an Regelschulen womöglich auch überschätzt? Renate Mohr sprach wissenschaftliche Studien an. Kernaussage: Entscheidend für den Lern- und Entwicklungserfolg eines Kindes ist, wie gut der Unterricht und das "Arbeitsbündnis" mit dem Lehrer seien - nicht, wo der Unterricht stattfindet. Die Inklusion an der Regelschule ist demnach nicht zwingend die bessere Lösung gegenüber dem Besuch der Förderschule. Das Problem ist nur: Immer mehr Förderschulen müssen schließen, weil sie die Mindestzahl an Schülern (144) nicht erreichen. Mancherorts steht deswegen das Wahlrecht der Eltern nur auf dem Papier.

Im Oberbergischen Kreis wurde gerade erst die Förderschule in Wipperfürth geschlossen, die in Lindlar wird die nächste sein.

(bn)
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