Hückeswagen Inklusionsgedanke soll normal werden

Hückeswagen · Positives Fazit nach zwei Jahren Modellprojekt "Inklusion in der Jugendförderung": Das Kinderdorf in Hückeswagen war Teil davon. Jetzt müssen aber dringend Sponsoren gefunden werden, damit es auch ein drittes Kinderdorf geben kann.

 Handwerksarbeiten im Kinderdorf: Eldar sitzt zwar im Rollstuhl, im Kinderdorf hatte er trotzdem jede Menge Spaß und klebte mit Silikon kleine bunte Glassteine auf Gläser. Dominik half ihm dabei.

Handwerksarbeiten im Kinderdorf: Eldar sitzt zwar im Rollstuhl, im Kinderdorf hatte er trotzdem jede Menge Spaß und klebte mit Silikon kleine bunte Glassteine auf Gläser. Dominik half ihm dabei.

Foto: jürgen moll (archiv)

Zwei Jahre hat das Modellprojekt "Inklusion in der Jugendförderung" des Landes Nordrhein-Westfalen gedauert. Im September 2013 ist es auch im Oberbergischen Kreis mit vier Einzelprojekten gestartet. Die Mitarbeiter der Projekte trafen sich jetzt zu einer Abschlussveranstaltung.

Bei dem Modellprojekt sollte experimentell erprobt werden, wie Inklusion in der Jugendarbeit aussehen kann. Auch Hückeswagen war vertreten - mit dem Kinderdorf, das bereits zweimal stattfand und bei Eltern und Kindern auf große Resonanz und noch größere Begeisterung gestoßen war. "Wir haben vor zwei Jahren davon erfahren, dass der Inklusionsgedanke über die Schulen hinweg auch in der Jugendarbeit stattfinden soll. Daraufhin haben wir uns als Kreis beworben und konnten mit den Jugendämtern Köln, Bonn, Siegen und Gütersloh teilnehmen", sagte Projektleiter Jochen Schacht vom Kreisjugendamt.

In Gummersbach zogen die Akteure Bilanz: eine inhaltlich durchweg positive zwar, die aber auch die Sorgen der vier Projektleiter deutlich machte, dass die Finanzierung der Angebote ohne die Landesförderung (65 000 Euro) eventuell künftig nicht mehr möglich sein könnte. "Mit Geld kann jeder, das ist mein Motto", sagte Jugendzentrumsleiterin Andrea Poranzke, unter deren Leitung das Kinderdorf zum großen Erfolg wurde, mit einer guten Portion Galgenhumor.

27 000 Euro und mehr kostete das Kinderdorf, an dem im ersten Jahr 68, im zweiten 100 Kinder teilgenommen haben. "Ich habe die Idee dafür schon lange im Kopf gehabt, aber es fehlten eben immer die Mittel. Als Jochen Schacht mit dem Modellprojekt auf uns zu kam, war das dann aber keine Frage mehr: Das ziehen wir jetzt durch!", sagte sie.

Der Inklusionsgedanke war von Anfang an wichtig. "Bei uns kann jeder teilnehmen. Ob geistig oder körperlich behindert oder ob die finanziellen Mittel in den Familien knapp sind. Wir haben in diesem Jahr auch ein Flüchtlingskind, das noch dazu im Rollstuhl saß, dabei gehabt. Von der Lebenshilfe kam ein Betreuer dazu. Und obwohl der Junge kein Wort Deutsch konnte, war er bei der Arbeit in der Glaswerkstatt so glücklich", berichtete Andrea Poranzke von einem besonders schönen Moment im Kinderdorf. "Kinder kennen ja keine Behinderung, für die war das überhaupt kein Problem. Ein anderes Flüchtlingskind ohne Deutschkenntnisse war beim Theater dabei und hat die Hauptrolle gespielt. Die Mitarbeiter haben ihm irgendwie die Sätze beigebracht, die er zu sagen hatte", schmunzelte die Jugendzentrumsleiterin. "Es wäre unheimlich schade, wenn wir dieses tolle Projekt jetzt aus finanziellen Gründen nicht weiterführen könnten. Für 2016 haben wir sogar schon Anfragen von Eltern erhalten. Wir möchten gerne eine langfristige Perspektive für das Kinderdorf. Dafür brauchen wir aber definitiv Sponsoren", betonte Poranzke. Ebenfalls mit Projekten vertreten waren die Jugend- und Begegnungsstätte "JUBS" aus Waldbröl, die Deutsche Katholische Jugend im Oberbergischen Kreis mit der inklusiven Ferienfreizeit "feeria" und das Elternprojekt "Eltern als Akteure", das sich als eine Art Navigationshilfe für Eltern versteht.

"Wir möchten eine Landkarte für inklusive Angebote schaffen", sagte Projektsprecherin Susanne Schlichtmann, die zudem ein noch etwas höher gesetztes Ziel formulierte: "Man soll irgendwann nicht mehr von 'inklusiven Angeboten' sprechen müssen, sie sollen einfach ganz normal sein."

(wow)
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