Hückeswagen Islandtafel kocht auch für Flüchtlinge

Hückeswagen · Die zunehmende Zahl an Flüchtlingen in Hückeswagen macht sich auch bei der Islandtafel bemerkbar. Viele nutzen die Angebote der Suppenküche - sie lassen sich dort mit Lebensmitteln, Kleidung oder ausrangierten Möbeln versorgen.

Hückeswagen: Islandtafel kocht auch für Flüchtlinge
Foto: Büllesbach

Mittwochs ist die Islandtafel eigentlich geschlossen. Doch ihr Leiter, Dieter Rauer, macht heute "Überstunden". Denn es hat sich eine Familie aus dem Iran angekündigt, die Unterschlupf in Hückeswagen gefunden hat und nun Möbel für die ihr zugewiesene Wohnung benötigt. Die Islandtafel ist längst nicht mehr nur die reine Suppenküche, als die sie im Juni 2001 an der Islandstraße angefangen hatte. Inzwischen hat sie auch eine Kleiderkammer und ein kleines Möbellager, wo sich Bedürftige gegen "kleines Geld" versorgen können.

Im Vergleich zu den Oberbergischen Tafeln aus Gummersbach und Bergneustadt geht es der Islandtafel gut. In der Mitte des Oberbergischen Kreises sind die Helfer angesichts der vielen Flüchtlinge an ihre Grenzen gekommen - sowohl was die Lebensmittel betrifft, als auch die Kraft der Mitarbeiter. Dort werden in erster Linie aber auch Lebensmittel an Bedürftige ausgeteilt. So sind in Gummersbach 850, in Bergneustadt 600 und in Marienheide 120 Empfänger registriert - Tendenz steigend.

Die Islandtafel gibt ebenfalls Lebensmittel aus, allerdings nur solche, die übriggeblieben sind. Ihr "Hauptgeschäft" ist allerdings auch weiterhin das Kochen für Bedürftige - egal, welchen Pass sie haben oder welcher Religion sie angehören. "Wir haben auch einige muslimische Besucher hier", sagt Dieter Rauer. "Da achten wir natürlich auf ihre Essgewohnheiten." Das heißt: Für sie gibt es keine Gerichte mit Schweinefleisch.

Dass es das Hilfsangebot der Islandtafel gibt, erfahren die Flüchtlinge schon, wenn sie in Hückeswagen ankommen. Denn bei der Erstbetreuung durch die Mitarbeiter der Stadt erhalten sie eine Broschüre mit allen wichtigen Anlaufpunkten in Hückeswagen. Dazu zählen unter anderem die Kleiderkammer der katholischen Pfarrgemeinde und die Islandtafel. Auch über Mund-zu-Mund-Propaganda durch Landsleute bekommen sie den Tipp, sich an die Suppenküche zu wenden. Die meisten essen dort laut Rauer jedoch nicht, sondern holen sich Lebensmittel, Kleidung oder Möbel.

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Foto: dpa, rwe jai

Die Lebensmittel erhält die Islandtafel übrigens vom Wiehagener Penny-Markt, der Metzgerei Kriegel, Bäckermeister Jörg von Polheim sowie der BFT-Tankstelle an der Peterstraße und der Jaeger-Tankstelle aus Hämmern, donnerstags gibt es noch die Reste an Erbsen- und Gulaschsuppe, die Oliver Krause auf dem Wochenmarkt nicht verkaufen kann. "Wir bekommen Teilchen und Brot, Obst und Gemüse und manchmal auch einen ganzen Beutel mit Mettwürstchen", erzählt Rauer. Alles Waren, die kurz vor oder nach dem Erreichen der Mindesthaltbarkeit sind. "Das ist alles gute Ware", versichert der Leiter der Islandtafel. "Wir weisen aber darauf hin, wenn sie abgelaufen sind."

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Bis zu einer syrischen Familie, deren älteste Tochter (24) noch in der Heimat lebt, hat die Islandtafel keinen intensiveren Kontakt zu Flüchtlingen. Das soll sich aber ändern: "Wir suchen den schon", versichert Rauer. "Wir wollen sie spüren lassen, dass sie hier in Hückeswagen willkommen sind und in der Stadt integrieren." Allerdings hapert es mitunter (noch) an der Sprache. Die Verständigung erfolgt über englische Brocken und mit Händen und Füßen. "Jetzt hoffen wir, dass sie schnell Deutsch lernen, damit wir uns bald besser verstehen können", sagt Rauer.

(RP)
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