Hückeswagen "Jung kauft Alt" - Stadt setzt auf junge Familien

Hückeswagen · Die Stadtverwaltung hat Arbeitsgruppen eingerichtet, die sich mit dem Problem des demografischen Wandels auseinander setzen sollen. Ein Ziel ist es, junge Familien nach Hückeswagen zu locken.

Hin und wieder erscheinen in der Einwohnerstatistik der Schloss-Stadt Ausreißer nach oben. Doch auch diese haben den stetigen Rückgang an Einwohnern der vergangenen Jahre nicht stoppen können. Seit Juli 2001 ist die Zahl der Hückeswagener um rund fünf Prozent zurückgegangen - von 16 690 auf aktuell 15 851. Zwar dürfte es bei gleichbleibender Tendenz noch Jahrhunderte dauern, "bis der letzte Hückeswagener das Licht ausmacht". Doch der demografische Wandel mit deutlich weniger Geburten als Sterbefällen und dem Wegzug vor allem von Älteren in die Großstädte ist in der Schloss-Stadt deutlich zu spürten. Die Stadt wird sich diesem Problem nun verwaltungsintern stellen und die Ergebnisse von drei Arbeitsgruppen später der Politik präsentieren.

Die Arbeitsgemeinschaft Demografie befasst sich mit dem Umgang der Folgen des demografischen Wandels und ist in drei Themenfelder aufgeteilt: "Wirtschaft und Finanzen" unter der Leitung von Christian Potthoff beschäftigt sich mit dem Fachkräftemangel, der Perspektive der Unternehmen und dem städtischen Haushalt. "Körper und Geist - gut versorgt" unter Federführung von Sabine Erxleben nimmt sich der Themen Versorgung (Lebensmittel, Ärzte), hauswirtschaftliche Dienstleistungen, soziale und kulturelle Angebote, Pflegeeinrichtungen/Betreuung und Schulentwicklung an. Und unter der Leitung von Matthias Müller kümmert sich "Wohnen und Mobilität im Alter" um den ÖPNV, die Wohngebietsentwicklung, den Umgang mit Eigenheimen sowie die Barrierefreiheit in Gebäuden und auf Straßen, Wegen und Plätzen.

"Die AG soll eine dauerhafte Einrichtung sein", sagte am Dienstag Bürgermeister Dietmar Persian im Gespräch mit der BM. "Schließlich ist die Demografie kein Thema, das in zwei Jahren abgeschlossen ist." Vielmehr habe sie großen Einfluss etwa auf die Schulentwicklung, den Haushalt und die Weiterentwicklung der Wohngebiete. So will Persian versuchen - wie er es im Wahlkampf bereits angekündigt hat -, dass vor allem junge Familien in Altbestände ziehen.

Das hat mehrere Vorteile. So könnten nicht nur ältere Häuser vor einem Wertverlust oder gar vor dem Verfall bewahrt werden, es spart der Stadt auch Geld. So erläuterte Bauamtsleiter Andreas Schröder mit Blick auf die Erschließung von Neubaugebieten: "Die Neuschaffung von Infrastruktur kostet die öffentliche Hand viel Geld."

Persian und Schröder könnten sich vorstellen, dass Hückeswagen zukünftig einen ähnlichen Weg gehen wird wie Hiddenhausen. Die ostwestfälische Gemeinde mit rund 19.600 Einwohnern hat das Projekt "Jung kauft Alt" aufgelegt. Dabei unterstützt sie Gebäudegutachten finanziell und zahlt zudem Zuschüsse, wenn Häuser einen Modernisierungsbedarf haben.

Die Idee der Unterstützung von Wertgutachten findet bei Persian Anklang, Zuschüsse für die Modernisierung dürfte es in Hückeswagen jedoch angesichts der angespannten Haushaltslage wohl kaum geben. Dennoch könnte die Schloss-Stadt zukünftig einen ähnlichen Weg gehen. "Es darf nicht sein, dass es in Wohngebieten viele leere Häuser gibt", stellte der Bürgermeister klar. Nicht zuletzt auch deshalb, weil dadurch die Unterhaltung der Infrastruktur schwieriger würde.

Und noch eine Idee schwebt Persian vor: Junge Familien müssen nicht unbedingt alte Häuser kaufen, sondern könnten mit den Eigentümern gesonderte Verträge abschließen. So zahlen sie weniger Miete, wenn sie Arbeiten wie Einkäufe, Gartenarbeit oder sogar die Pflege der älteren Nachbarn übernähmen. Auch dabei will die Stadt Hilfestellung geben.

(RP)
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