Hückeswagen Jungen Flüchtlingen Normalität bieten

Hückeswagen · Das Hückeswagen Jugend- und Sozialwerk Gotteshütte betreut in einer abgelegenen Wohneinrichtung in Wipperfürth einige minderjährige Jugendliche. Sie sollen dort Nähe erfahren, Deutsch lernen und ihre Traumata bewältigen.

 Auch spielerisch sollen die jungen, alleinreisenden Flüchtlinge, die die Gotteshütte in einem abgelegenen Haus in Wipperfürth betreut, Deutsch lernen. Das geht zum Beispiel über "Mensch ärgere Dich nicht". Überhaupt werden sie von den Betreuern des Hückeswagener Jugend- und Sozialwerks in den Alltag einbezogen.

Auch spielerisch sollen die jungen, alleinreisenden Flüchtlinge, die die Gotteshütte in einem abgelegenen Haus in Wipperfürth betreut, Deutsch lernen. Das geht zum Beispiel über "Mensch ärgere Dich nicht". Überhaupt werden sie von den Betreuern des Hückeswagener Jugend- und Sozialwerks in den Alltag einbezogen.

Foto: Schmitz

"Mensch ärgere Dich nicht" spielen einige Mitarbeiter der Gotteshütte in dem großen Haus in Hollmünde in der Nähe von Ohl mit einem minderjährigen Flüchtling. In der Küche schälen zwei andere Jugendliche Kartoffeln. Acht minderjährige Flüchtlinge, die ohne Familienangehörige in Deutschland angekommen sind, werden seit Dezember von Mitarbeitern der Gotteshütte betreut, die ihren Sitz an der Peterstraße hat.

"Zuerst einmal sollen die Jugendlichen aus Afghanistan, Syrien und Irak, die auf ihrer Flucht traumatische Erfahrungen gemacht haben, zur Ruhe kommen", sagt Fachbereichsleiter Jochen Tweer. Das abgelegene Haus inmitten von Wald und Wiesen und die kleine Gruppe seien dazu gute Voraussetzungen.

Deutsch lernen steht für die jungen Flüchtlinge an erster Stelle, dazu gibt es einen geregelten Tagesablauf und das Einbeziehen in den Alltag. Überall im Haus finden sich an den Gegenständen Schilder mit der deutschen Bezeichnung, so dass sich die Begriffe schnell einprägen. Zimmer aufräumen, Tisch decken, Spülmaschine einräumen oder in der Küche Kartoffeln schälen gehören für die Flüchtlinge dazu. "Es ist uns wichtig zu vermitteln, dass das keine niederen Arbeiten sind, sondern ein wichtiger Beitrag zum Leben in der Gemeinschaft", betont Tweer. Und er freut sich ebenso wie Erzieher Klaus Pusch und Verwaltungsleiter Volker Platte darüber, dass die Flüchtlinge so schnell Vertrauen zu den Mitarbeitern gefasst haben.

Ein wichtiger Aspekt, nicht erst seit den Vorfällen in Köln an Silvester, sei das Aufbrechen des bisherigen Rollenverständnisses von Mann und Frau. Dazu zählt unter anderem ein Projekt, bei dem die Jungen mit Kettensäge und schwerem Gerät Outdoor-Möbel aus Holz bauen. Geleitet wird das Projekt von einer Frau. Tweer: "Eine Frau, die mit einer Kettensäge umgehen kann, kennen die Jugendlichen aus ihren Herkunftsländern nicht." Es beeindrucke sie und trage zum Respekt gegenüber Frauen bei.

Wichtig ist dem Team, das die acht Flüchtlinge betreut, dass diese einen festen Ort, feste Bezugspersonen und einen Rhythmus haben. "Wir können Nähe bieten und Gesprächsbereitschaft", sagt Tweer. Die Strukturen böten den Jugendlichen Sicherheit und würden das Selbstvertrauen fördern. Wichtig zur Integration seien neben dem Spracherwerb und dem Schulbesuch auch Sport und gemeinsame Spiele. Besuche im Jugendzentrum und Wohngruppen in Wipperfürth zählten ebenfalls dazu. Auch der Kontakt zu Bekanntschaften, die die Jugendlichen auf der Flucht geschlossen hätten, solle ermöglicht werden. Die Jungen würden dabei begleitet, und man schaue sich die Personen genau an, versichert Tweer.

Alltag und Normalität zu schaffen und einen geschützten Raum zu bieten, ist ein Ziel der Gotteshütte. Dazu erhalten die Jugendlichen auch die Gelegenheit, ihre Erlebnisse zu verarbeiten, etwa durch eine Traumatherapie oder den Austausch untereinander.

Viele formelle Dinge seien im Zusammenhang mit der Betreuung der Minderjährigen zu regeln, berichtet Platte. So müssten die Vormundschaft geregelt und der Asylantrag gestellt werden.

Durch Bildung wolle man den Jugendlichen langfristige Perspektiven ermöglichen, Praktika und Ausbildungsstellen würden gesucht. Man stehe mit der Arbeit noch am Anfang, sehe aber schon eine gute Entwicklung und Perspektiven. Zugute komme der Gotteshütte dabei auch die Netzwerkarbeit mit Vereinen, Schulen, städtischen und freien Trägern, dem Runden Tisch für Flüchtlingsarbeit und dem Jugendhilfeausschuss.

Finanziert wird die Arbeit des Jugend- und Sozialwerks über die Pflegesätze (überwiegend vom Kreis). Für die Arbeit sei man aber auch auf Spenden angewiesen, um Projekte anzubieten und Fahrten zu veranstalten. Im Sommer könnte eine solche Gruppe für junge, alleinreisende Flüchtlinge auch in Hückeswagen installiert werden.

(lz)
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