Hückeswagen Kabarettist Alain Frei lästert lustvoll über Klischees und Vorurteile

Hückeswagen · Wenn jemals ein Schweizer auf die Kleinkunstbühnen der Republik gehört hatte, dann ist es Alain Frei. So lautet, kurz gesagt, das Fazit seines Auftritts am Freitagabend im Kultur-Haus Zach.

 Der Schweitzer Kabarettist Alain Frei nahm sein Publikum im Kultur-Haus Zach mit.

Der Schweitzer Kabarettist Alain Frei nahm sein Publikum im Kultur-Haus Zach mit.

Foto: Nico Hertgen

Aufgewachsen in Solothurn, ist der Kabarettist seit mehreren Jahren Wahl-Kölner. Trotz aller eventueller regionaler Unterschiede im Humorverständnis zwischen der Schweiz und den Bergischen, traf Frei mit seinem Programm "Neutral war gestern" perfekt und mit Nachdruck den Humor-Nerv der rund 40 Kabarett-Freunde. Wichtigstes Element des mehrfach preisgekrönten Künstlers war dabei die herrlich spontane Kommunikation mit dem ebenfalls bestens aufgelegten Publikum. Schließlich gab er direkt zu Beginn die Order aus: "Wer bei mir was reinruft, der wird auch drangenommen. Das ziehen wir jetzt konsequent durch."

Mit den Worten "Denken Sie an die Schweiz, an Kühe, Berge und Uli Hoeneß. Denken Sie an die Schweiz mit all ihren Klischees - und dann denken Sie: Das war gestern, neutral war gestern" gab Frei die Marschrichtung des höchst unterhaltsamen Abends vor: das lustvolle Spiel mit dem Klischee, mit den Vorurteilen, die Schweizer gegenüber Deutschen haben - und umgekehrt. Dabei zeigten sich einige der Zuhörer als durchaus redselige und schlagfertige Zeitgenossen: "Ich habe das Gefühl, ihr seid lustiger als ich", rief Frei irgendwann.

Wobei diese Gefahr ganz konkret nicht bestand, denn seine Pointen trafen stets ins Ziel, und auch über seine eigene Schlagfertigkeit brauchte sich der Eidgenosse, der optisch wie eine Mischung aus Mario Gomez und dem jungen Dieter Nuhr herüberkam, keine Gedanken machen.

Frei verfügt zudem über die wohl wichtigste Eigenschaft eines guten Kabarettisten: Er versteht es, aus der Mücke den Elefanten zu fabrizieren, und sich dann köstlich und auf absurde Weise über ein Thema zu echauffieren. Etwa über das deutsche Fernsehprogramm: "Das ist so seltsam, diese ganzen Sendungen wie ,Promi Dinner' oder ,Goodbye Deutschland'. Wir in der Schweiz haben nur einen Sender. Da läuft ab und zu mal eine Kuh durchs Bild."

Gut ist es auch, wenn es einen Running Gag im Programm gibt. Bei Alain Frei war dieser seine Oma, die immer wieder, quasi als Stimme aus dem Off, ihren Senf zu Freis Programm gab: "Ich hab' Dich gestern auf der Bühne gesehen. Du warst nicht lustig", zitierte er Oma Frei etwa. Das stimmte jedoch nicht, denn er widerlegte sich im gleichen Moment praktisch selbst.

Deutlichster Beweis dafür waren die ausgelassenen Reaktionen im Publikum, das sich auch über die politisch vermeintlich inkorrekten Gags köstlich zu amüsieren wusste und spontan Beifall spendete, als Frei etwa konstatierte: "Ich kann Leute nicht leiden, die so politisch überkorrekt sind, dass sie gar keinen Humor mehr haben." Dazu betonte er anschließend: "Ich verstehe Rassismus nicht. Rassismus ist doch was für Vollidioten." Dem konnte selbst das Publikum nichts mehr hinzuzufügen.

(wow)
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