Hückeswagen Kampf gegen Rückstände im Wasser

Hückeswagen · Moderne Kläranlagen entfernen mehr als 90 Prozent an schädlichen Substanzen aus dem Wasser. Künstliche Spurenstoffe sind aber nicht nur beim Wupperverband ein noch ungelöstes Problem.

Hückeswagen: Kampf gegen Rückstände im Wasser
Foto: Thinkstock

Das Thema ist zurzeit in aller Munde. Die Menschen sorgen sich immer mehr um die Rückstände, die im Wasser bleiben. In Hückeswagen und dem übrigen Bergischen Land sieht die Lage bislang aber noch nicht so dramatisch aus. "Die Klärtechnik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten enorm entwickelt", sagt Catrin Bornemann vom Wupperverband. Mithilfe von im Abwasser lebenden Bakterien, die gewisse Stoffe als Nahrungsgrundmittel verzehren, findet in den elf Kläranlagen des Verbandes eine biologische Reinigung statt. Stoffe, die die Organismen schädigen, werden zu mehr als 90 Prozent reduziert.

Dennoch gibt es einige Substanzen, die trotz mechanischer (Rechen und Sandfang) sowie biologischer Reinigung wieder in Bäche oder Flüsse gelangen und dem Ökosystem schaden könnten. Dazu zählen künstliche Spurenstoffe, also Chemikalien, wie man sie in Reinigungsmitteln, Spülmaschinentabs oder Pflanzenschutzmitteln findet. Auch Mikroplastik in Kosmetikartikeln ist ein Problem. Diese Dinge gehören seit Jahren zum normalen Alltag. Ihre Rückstände sind aber erst durch modernste Analytikmethoden in Abwasser und Gewässern entdeckt worden. Dabei handele es sich oft um Kleinstmengen im Millionstel Gramm (Mikrogramm) oder sogar Milliardstel Gramm (Nanogramm). Die genaue Auswirkung auf die Organismen sei aber noch nicht vollständig erforscht, noch seien viele Fragen offen.

Bornemann betreut beim Wupperverband als Koordinatorin die Technischen Innovationen im Bereich der Wasserwirtschaftlichen Grundlagen, zu denen auch die Abwasserbehandlung gehört. Um die Spurenstoffe zu eliminieren, testete der Wupperverband an der Kläranlage Buchhofen die Funktionalität eines Reinigungsverfahrens mit Aktivkohle. Das sei ein enormer Energieaufwand und koste zudem viel Geld. Ob sich das Verfahren durchsetze, sei letztlich auch eine politische Entscheidung auf Bundesebene, sagt die Diplom-Biologin.

Wichtig sei es vor allem, Verbraucher, aber auch Ärzte, Apotheker und Hersteller von Produkten für das Thema und die Folgen zu sensibilisieren, sagt die Expertin. Denn auch Rückstände von Medikamenten landen als Spurenstoffe im Abwasser. Reste von Salben etwa werden durch das Duschen reingespült. Bis zu 70 Prozent der Arzneien gelangen durch den Urin in den Reinigungskreislauf. Problematisch ist hierbei vor allem das Röntgenkontrastmittel. Erste Tests mit Urinbeuteln, die nach der Behandlung im Anschluss im Müll entsorgt werden können, gebe es bereits.

Viele Medikamente landen durch die falsche Entsorgung in den Kreislauf. Abgelaufene Pillen oder Säfte werden die Toilette runtergespült oder in den Küchenabfluss geschüttet, statt sie im Hausmüll zu entsorgen oder bei Apotheken abzugeben, damit sie verbrannt werden. Die Konzentrationsmengen von Medikamentenrückständen seien zwar gering, die Auswirkungen aber nicht komplett klar. Es bestehe auf dem Feld noch ein hoher Forschungsbedarf, sagt die Expertin.

(RP)
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