Hückeswagen Kampf um den Erhalt der Stadbibliothek

Hückeswagen · Was im Alltag scheinbar fast unbemerkt vor sich hin "plätscherte", erlebt zurzeit in Hückeswagen eine Welle der Solidarität. Seit Bürgermeister Dietmar Persian ankündigte, im Haushaltssicherungskonzept ab 2020 die Stadtbibliothek nicht mehr im Haushalt vorzusehen (die BM berichtete), geht ein kräftiger Ruck durch die Reihen der Bücher(ei)freunde. Zum "Tag des Buches" am Donnerstag war unter dem Motto "Bibliothek hat Zukunft" eingeladen worden. Der Tag gipfelte in einem Diskussions- und Vortragsabend mit Prof. Tom Becker, der auf Einladung des Freundeskreises der Stadtbibliothek in die Schloss-Stadt gekommen war.

Wichtigstes Ergebnis des Abends, zu dem fast 80 Besucher gekommen waren, die teilweise im Flur stehend zuhörten, war eine gemeinsam erarbeitete Stichwortliste, mit der der Freundeskreis die anstehenden Gespräche mit Verwaltung und Politik führen will. Die Petition beinhaltet die Forderung nach einem Bestand über 2020 hinaus, dem Standort Hückeswagen, mindestens 50 Prozent Fachpersonal und Kooperationsmöglichkeiten etwa mit anderen Vereinen. Der Freundeskreis wird diesen Katalog nun, unterstützt von Becker, zu Papier bringen.

Der Professor, der mehr als zehn Jahre als leitender Bibliothekar in Mannheim sowie München gearbeitet hatte und heute an der FH Köln angehende Bibliothekare unterrichtet, unterstrich den Wert einer Bibliothek für eine Kommune: "Gestartet als Klosterbibliothek, ist die Bücherei heute ein multimediales Lernzentrum. Gerade im ländlichen Raum, wo sonst nicht viel ist, ist eine solche neutrale Anlaufstelle wichtig", betonte er.

Die Kombination aus Fachkräften und ehrenamtlichem Engagement sei für Bibliotheken unabdingbar: "Alle Arbeit in ehrenamtliche Hände zu legen, führt zur Deprofessionalisierung", warnte Becker. Vielmehr müssten Fachkräfte die konzeptionelle Arbeit sichern, denn schließlich müsse sich die Bibliothek entwickeln und zeitgemäß bleiben. Das unterstützende Ehrenamt sei dazu in einer "Hybrid-Struktur" notwendig.

Becker zeigte aber auch Verständnis für die Kommunen: "Die Städte müssen überall an Einsparungen denken. Dabei darf aber nicht nur im Moment gedacht werden. Wenn alles versilbert ist, was ist dann noch Kommune? Ein ,So-wie-es-jetzt-ist' wird es aber auch nicht geben."

Interessiert hörte Freundeskreis-Mitglied Britta Bognanni zu: "Es ist unglaublich, dass darüber nachgedacht wird, die Bibliothek in Hückeswagen zu schließen. Das ist schlecht für unsere Demokratie und schlecht für den Standort. Muss ich in die Bücherei in eine andere Stadt, gehe ich dort aus Zeitgründen auch einkaufen - das bedeutet Kaufkraftverlust für Hückeswagen."

Moderatorin Edith Gerhards vom Vorstand hatte übrigens auch eine gute Nachricht zu verkünden: "Die Bibliothek hat seit Beginn der Diskussion 74 neue Anmeldungen."

(sng)
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