Hückeswagen Kinder sollen helfen, die Welt zu retten

Hückeswagen · Die Hückeswagener Kindergärten sind Teil eines Modellprojekts zum Klimaschutz des Naturguts Ophoven aus Leverkusen und des Wupperverbands. Die Kinder sollen lernen, wie sie und auch die Erwachsenen das Klima schützen können.

Hückeswagen: Kinder sollen helfen, die Welt zu retten
Foto: RP Grafik

Das Ziel ist ambitioniert: Die Erderwärmung soll bis zum Jahr 2050 auf maximal 1,5 Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung begrenzt werden. Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen müssten daher um mindestens 50 Prozent sinken, in den Industrieländern wie Deutschland müssten sie im Vergleich zu 1990 sogar um 80 bis 95 Prozent zurückgehen. Für Dr. Hans-Martin Kochanek, Leiter des NaturGuts Ophoven, ist das Erreichen dieses Ziels durchaus noch möglich. "Für die Weltgesellschaft ist es wichtig, dass wir das schaffen", betonte er gestern in einem Pressegespräch.

Noch habe sie die Chance, doch fehle es an Motivation, zudem seien die Automatismen schwerfällig. "In Sachen Klimawandel reagieren wir leider nicht so schnell, wie wir das tun müssten", beklagte Kochanek. Die Überlegung beim NaturGut Ophoven, das sich der Stärkung des Umweltbewusstseins verschrieben hat (siehe Infokasten), lautet daher: "Wie kann man jetzt motivieren, dass es in der Gesellschaft vorangeht?", sagte der Leiter.

Nachdem sich das NaturGut über Jahre den Schülern und Erwachsenen gewidmet hatte, wollen die Verantwortlichen nun die Kleinsten der Gesellschaft für die Themen "Natur" und "Umwelt" sensibilisieren. "Bislang hatten wir uns noch nicht an die Kindergärten getraut, weil wir nicht die ganze Welt auf die Schultern der kleinen Kinder packen wollten", erläuterte Kochanek. Doch letztlich müssten gerade sie das auslöffeln, was die Erwachsenen ihnen einbrocken würden. Und so erarbeiteten Fachleute zwei Jahre lang ein Konzept, wie Kinder, ohne verängstigt zu werden, an die Themen nun herangeführt werden können.

Das Ergebnis präsentierten Hans-Martin Kochanek und Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbands, gestern im Schloss: das Handbuch "Kleiner Daumen - große Wirkung. Klimaschutz im Kindergarten" für die Erzieherinnen in den Kindertagesstätten, die es kostenfrei erhalten. Mit dessen Hilfe sollen die Kinder nicht nur einen besseren Klima- und Umweltschutz in sich aufnehmen, auch sollen sie das Erlernte ins Elternhaus tragen. Das Handbuch bietet mehr als 120 Bausteine, mit denen der Klimaschutz im Kindergarten spielerisch umgesetzt werden kann. Die Themenbereiche "Klimawandel und Klimaschutz", "Konsum", "Ernährung", "Abfall" und "Mobilität" bilden jeweils ein Kapitel und verdeutlichen mit den praktischen Bausteinen den engen Zusammenhang aller Lebensbereiche mit dem Klimaschutz. So erfahren die Kinder beispielsweise mit dem Baustein "Einkaufen im Tante-Emma-Laden", wie früher eingekauft wurde und dass die Menschen damals dabei viel weniger Müll produziert haben.

Die Rahmengeschichte bilden ein König und sein Daumen. Der König - bequem und ein Bedenkenträger - unterhält sich täglich mit seinem Daumen, der ihm einfache, aber pragmatische Tipps gibt. Kochanek nennt ein Beispiel: "Der König will zum Frühstück immer einen Ananassaft trinken." Der kluge Daumen aber klärt ihn auf, dass die Südfrucht, die mit Chemikalien gespritzt wird, viele Tausende Kilometer hierher transportiert werden muss, was wiederum reichlich Abgase produziert. Als Alternative bietet er seinem König an, es doch mal mit Saft der Äpfel von den Bäumen aus seinem Garten zu probieren.

Georg Wulf ist von dem Projekt begeistert. Nicht zuletzt, weil auch der Wupperverband von einer weiteren Erderwärmung betroffen wäre. Kochanek betonte, dass diese etwa dafür verantwortlich wäre, dass es weltweit zehn Prozent weniger Trinkwasser geben würde.

Die Handbücher für die Kindergärten - nicht nur für die in Hückeswagen - hat der Wupperverband daher gestiftet. Wulf: "Die Kinder sollten schon ein anderes Umweltbewusstsein bekommen." Und Bürgermeister Dietmar Persian betonte: "Sie können vielleicht nicht die ganze Welt verändern, aber die Kinder sollten von Anfang an mitmachen."

Einen Hückeswagener Kindergarten will das NaturGut Ophoven nun ein Jahr lang exemplarisch begleiten. In allen acht Kindergärten der Stadt aber soll ihnen vermittelt werden: "Klimaschutz macht Spaß!", versicherte der Leiter des NaturGuts.

(RP)
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