Hückeswagen Kindergarten zieht's hinaus in den Wald

Hückeswagen · Knapp 400 Kinder werden derzeit in den acht Hückeswagener Kindergärten betreut, doch der Bedarf ist gewachsen. Für Entlastung sorgt ab Sommer eine neue Kita-Gruppe mit 20 Kindern - der Waldkindergarten des Johannesstifts.

 Den ganzen Tag draußen toben, spielen, klettern oder Baumhäuser bauen: Das können die Kinder, die im Waldkindergarten des Johannesstifts angemeldet werden.

Den ganzen Tag draußen toben, spielen, klettern oder Baumhäuser bauen: Das können die Kinder, die im Waldkindergarten des Johannesstifts angemeldet werden.

Foto: Helder Almeida / Shutterstock.com

Nein, da werden keine zukünftigen Überlebenskünstler ausgebildet. Auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein haben kann. Schließlich marschieren ab dem 22. August die Erzieherinnen jeden Morgen mit einem Wasserrucksack in die Wälder rund um das Altenzentrum Johannesstift. Das Wasser dient dabei zum Händewaschen. Schließlich sind die Knirpse der neuen, dann vierten Gruppe des Johannesstift-Kindergartens vier Stunden draußen unterwegs. Da gibt es weder Kloschüssel noch Waschbecken - für die Hygiene sorgen dann eben das Wasser aus dem Rucksack und Bioseife.

Neue Kita-Plätze werden in Hückeswagen dringend benötigt, werden doch momentan in den vorhandenen Gruppen 13 Kinder mehr betreut als eigentlich vorgesehen ist. Zudem gibt es eine Warteliste. Hinzu kommen die Kinder aus Asylbewerber-Familien - rund 35 leben in Hückeswagen, die noch im Kindergarten-Alter sind. Katrin Weiler, die Leiterin des Johannesstift-Kindergartens, hat daher vor geraumer Zeit reagiert. "Wir wollten schon lange einen Waldkindergarten anbieten", erzählt sie.

Ihre Einrichtung sei ohnehin sehr naturbezogen. So gehen die 57 Kinder ab einem Alter von vier Monaten in den bisherigen drei Gruppen an einem Tag in der Woche in den Wald. "Wir haben mit Sandra Heider eine Kollegin, die das lebt." Sie ist momentan zwar noch im Mutterschutz. Zum 1. August, wenn der neue Waldkindergarten offiziell an den Start geht, ist sie aber wieder da. Nach den Betriebsferien wird sie am 22. August die Leitung der neuen Gruppe übernehmen.

Katrin Weiler lief bei Matthias Rath, Leiter des Johannesstifts, offene Türen ein, als sie ihm das Konzept des Waldkindergartens vorstellte. "Für Innovationen ist er immer zu haben", sagt sie lächelnd. Letztlich hat es dem Johannesstift in die Hände gespielt, dass in der Schloss-Stadt Kindergartenplätze fehlen. Daher kam die Idee, im August mit einem Waldkindergarten zu starten, gerade recht.

20 Kinder ab einem Alter von drei Jahren bis zur Einschulung haben Platz in der neuen Gruppe. Neun Plätze sind bereits dank der BM-Berichterstattung und durch Mund-zu-Mund-Propaganda vergeben, für die übrigen können sich noch Eltern bei Katrin Weiler, Tel. 857222, melden. Drei Erzieherinnen und ein Erzieher kümmern sich in Teilzeit um die kleinen "Überlebenskünstler".

Start und Ziel ist der neue Bauwagen, der in zwei Monaten geliefert werden soll (siehe Infokasten). Ab 7 Uhr können die Kinder dort abgegeben werden, um 8 Uhr besprechen sie und die Erzieherinnen, wie der Tag im Wald aussehen soll. Eine halbe Stunde später geht's dann los. "Die Rheinische Gesellschaft hat hier einige Waldstücke, die wir benutzen können", sagt die Kindergarten-Leiterin. Und dann werden die Knirpse doch ein wenig zu Überlebenskünstlern. Denn im Wald werden etwa Baumhäuser gebaut oder Seillandschaften geknüpft - bei jedem Wetter, außer, wenn die Witterung für Gefahr sorgt, etwa bei Sturm oder Schneebruch. "Wir machen das, was man noch von früher von der ,heilen Welt' kennt", sagt Katrin Weiler, und lacht wieder.

Der Vorteil eines Waldkindergartens sei, dass die Sprachkompetenz der Kinder besser trainiert werden könne. "Sie sprechen mehr miteinander und sind entspannter", sagt Katrin Weiler. Auch müssten sie mehr Dinge untereinander klären.

Gegen 12.30 Uhr kehrt die Gruppe dann aus dem Wald zurück und isst im oder - bei schönem Wetter - am Bauwagen. Dort können sie spielen, bis sie um 14 Uhr von den Eltern wieder abgeholt werden. "Für uns ist das spannend", verrät die Kindergarten-Leiterin. "Jetzt müssen wir gucken, ob das Angebot auch angenommen wird."

(RP)
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