Hückeswagen Klassischer Kunstgenuss und einmaliger Abend im Kultur-Haus

Hückeswagen · Einen Sommerabend der besonderen Art erlebten die Besucher des Klassikkonzerts im Kultur-Haus Zach. Zu Gast waren der Gründer der "German Tenors", Johannes Groß, und Organistin Claudia Hirschfeld.

Schon die ersten Töne des Tenors sorgten für wohlige Gänsehaut-Schauer auf der Haut, so stimmgewaltig und eindringlich sang sich der 55-Jährige durch die Opern- und Operettenwelt. Normalerweise steht der Sänger auf Bühnen großer Konzertsäle, für Hückeswagen machte er in der Sommerpause eine Ausnahme. "Es gibt keine kulturelle Provinz", sagte er angesichts der überschaubaren Saalgröße und erntete viel Applaus.

Seine außergewöhnliche Stimme füllte das Kultur-Haus ohne Hilfsmittel bis in den letzten Winkel. Nach dem "O sole mio" der Zugabe riss es die 100 Zuschauer im ausverkauften Haus zum Applaudieren spontan von den Stühlen. Zuvor überzeugte er mit der Arie "Dein ist mein ganzes Herz" oder dem zu Herzen gehenden "Nessun dorma" aus der Oper Turandot von Giacomo Puccini, mit dem auch der britische Casting-Show-Teilnehmer Paul Potts bekannt wurde. Spontan entschied sich der Tenor, für seine anwesende Ehefrau das Liebeslied "Vergiss mein nicht" zum Hochzeitstag zu singen, an dem sich schon Gesangsgröße Fritz Wunderlich mit Erfolg versuchte.

"Was für eine Stimme. Was ist das toll", schwärmte Edelgard Lohoff, die in Begleitung von Ingrid Kutscher und Heinke Wischnewski zum Klassik-Abend gekommen war. Das Frauen-Trio kannte den Tenor bisher nur aus dem Fernsehen und war begeistert vom Klang und der Intensität seiner Stimme. "Das ist ein echter Kunstgenuss", sagte Lohoff.

Begleitet wurde der ausgebildete Tenorsolist von Claudia Hirschfeld an der Orgel. Seit zwei Jahren tritt das ungewöhnliche Duo mit dem Programm "Ein Sommernachtstraum" auf, obwohl Groß anfänglich skeptisch war, den natürlichen Klang der Stimme mit der elektronisch betriebenen Orgel zu kombinieren. Doch die Pionierin an der "Wersi Louvre" überzeugte mit ihrem Können und Einfühlungsvermögen und zauberte mit Paukenschlägen, Streicher- und Bläserklängen ein komplettes Orchester in den Saal. Zudem bewies Claudia Hirschfeld mit ihren Solostücken, dass die Operette nicht alt und verstaubt dargestellt werden muss. So spielte sie auf den Tastenmanualen und Fußpedalen den Triumphmarsch aus "Aida" von Giuseppe Verdi, ebenso wie den Gefangenenchor von Nabucco mit modernen Sequenzen. Bei der Ouvertüre "Dichter und Bauer", die später als Schlager "Rote Rosen" von Freddy Breck gesungen wurde, fühlte sich der Zuhörer wie auf einer beschwingten, nostalgischen Karussellfahrt. Dass der Kulturverein das Duo in die Schloss-Stadt holen konnte, war ein glücklicher Zufall und unter normalen Umständen unbezahlbar. "Wir möchten auch keine Konkurrenz zu den Schlosskonzerten aufbauen", sagte Stefan Noppenberger vom Vorstand. Dennoch sei mindestens eine Klassik-Aufführung pro Jahr in der Sommerpause eingeplant.

Nachdem die Karten für das Konzert Samstagabend schnell vergriffen waren, stimmte das Duo einem Zusatzkonzert gestern Nachmittag zu, das auch gut besucht war.

(heka)
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