Hückeswagen Kleidertreff ist mehr als ein Klamottenshop

Hückeswagen · Vor einem Monat wurde der Kleidertreff der Ehrenamtsinitiative "Weitblick" im ehemaligen Restaurant des Bürgerbads eröffnet. Er wird sehr gut angenommen. Das war für alle Beteiligten jetzt ein Grund zum Feiern.

 Die Hückeswagener Graffiti-Künstlerin Marlen Nitzsche (l., daneben Deike Schütte) hat das Kleidertreff-Logo auf eine große Tafel gesprayt - ehrenamtlich. Diese wird nun an der Wand des Badeingangs platziert.

Die Hückeswagener Graffiti-Künstlerin Marlen Nitzsche (l., daneben Deike Schütte) hat das Kleidertreff-Logo auf eine große Tafel gesprayt - ehrenamtlich. Diese wird nun an der Wand des Badeingangs platziert.

Foto: Schütte

Die Ergebnisse der Landtagswahlen vom Wochenende in drei Bundesländern mit dem Erstarken der rechtskonservativen AfD lassen vermuten, dass die Akzeptanz von Flüchtlingen in Deutschland schwindet. In Hückeswagen ist dem offenbar nicht so, zumindest nicht bei den Ehrenamtlichen, die sich um die Versorgung und Integration der Asylsuchenden kümmern. Das bestätigte sich am Mittwochabend eindrucksvoll, als gut 80 Gäste der Einladung des Kleidertreff-Teams ins ehemalige Bürgerbad-Restaurant gefolgt waren. Dort wurde auf den Erfolg des Kleidertreffs angestoßen, der am 15. Februar erstmalig geöffnet hatte.

Schon in den Wochen zuvor hatte die Spendenbereitschaft der Hückeswagener, die vor allem für Flüchtlinge Kleidung und Spielzeug zur Verfügung gestellt hatten, keine Grenzen gekannt. Doch der Spendenstrom reißt nicht ab: "Ich bin baff, dass wir so viele Spenden bekommen. Wir sind immer noch nicht durch mit dem Sortieren", erzählte Deike Schütte von der Ehrenamtsinitiative "Weitblick", die den Kleidertreff organisiert. Vor allem sind Deike Schütte und ihre Kollegin Margareta Coenen erfreut über die riesige Hilfsbereitschaft der Hückeswagener. Das schlägt sich auch in dem Team nieder, das die dritte Hückeswagener Kleiderkammer aufgebaut hat und nun betreut: 35 Menschen setzen sich für die Flüchtlinge ein, die nach der Flucht vor Krieg, Gewalt und Missbrauch in Hückeswagen eine neue Heimat gefunden haben.

Wobei Deike Schütte betont: "Unser Kleidertreff ist offen für alle - nicht nur für Flüchtlinge." Allerdings habe sich diese Möglichkeit, günstige Kleidung aus zweiter Hand zu erwerben - eine Jeans etwa gibt es für einen Euro -, noch nicht richtig in der Stadt herumgesprochen.

Dass der Kleidertreff seinem Namen alle Ehre macht, zeigt sich an den Besuchern: Montagsvormittags kämen bis zu 70 Menschen, berichtete Margareta Coenen. Viele nutzten das Café, um miteinander ins Gespräch zu kommen - in erster Linie mit Händen und Füßen. Zudem haben sich die ersten Asylsuchenden ins Team integriert. So arbeitet ein Syrer als Schneider, der etwa Hosen kürzt oder Knöpfe annäht. Ein Landsmann hilft den Frauen und Männern des Teams beim Sortieren, Einräumen und Säubern.

Die Regale und Ständer mit Kleidung sind bewusst im ehemaligen Gesellschaftsraum untergebracht worden, damit das frühere Restaurant als Begegnungscenter fungieren kann. "Dort werden wir jetzt auch Deutschkurse anbieten", berichtet Margareta Coenen. Zudem soll noch eine Art Internet-Café eingerichtet werden, damit die Flüchtlinge vor allem Online-Deutschkurse herunterladen können. Das notwendige WLAN hat die Stadtverwaltung einrichten lassen, "uns fehlt es aber noch an Laptops", sagte Deike Schütte. Wer solche Geräte abgeben möchte, kann sich im Kleidertreff oder bei "Weitblick" melden. Gesucht sind zudem große Töpfe und Pfannen.

Die ehrenamtlichen Flüchtlingspaten haben im Übrigen noch eine weitere Aufgabe: Sie klären auch Hückeswagener über die Asylsuchenden auf. So informierten sie etwa die Anwohner von der Peterstraße und vom Tannenbaum, als die Stadt zur Besichtigung des künftigen Übergangsheim im ehemaligen Bêché-Gebäude eingeladen hatte. Fremdenfeindlichkeit ist daher in der Schloss-Stadt kaum anzutreffen. Margareta Coenen: "Wir haben hier zum Glück sehr viel Ruhe."

(RP)
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