Hückeswagen Klimawandel hat das Bergische erreicht

Hückeswagen · Heißere Sommer, trockenere Winter - so wirkt sich der Klimawandel im Bergischen Land nach Aussage der Biologischen Station Oberberg auf die Region aus. Der dürfte in der Zukunft viele Verlierer haben, aber eben auch einige Gewinner.

Hückeswagen: Klimawandel hat das Bergische erreicht
Foto: Klaus Mühlmann

Die Hornisse gilt in vielen Gärten und Wäldern für den Menschen mit ihrem bis zu drei Zentimeter langen gelb-schwarz gestreiften Pelzkörper als Schreckgespenst unter den stechenden Wespenarten. Der längst eingesetzte Klimawandel im Bergischen Land hat die Hornissen-Population in den vergangenen 15 Jahren stetig ansteigen lassen. "Dabei sind Hornissen viel weniger aggressiv als ihre kleineren Artgenossen, und sie sind extrem nützlich, weil sie nämlich Wespen fressen", sagt Frank Herhaus von der Biologischen Station Oberberg (BSO).

Der Klimawandel hat bereits damit begonnen, die Gesichter der bergischen Landschaft und der darin lebenden Tier- und Pflanzenwelt zu verändern. "Es lässt sich nicht mehr leugnen, dass wir seit Jahren immer trockenere Sommer und immer feuchtere Winter bekommen", sagt der BSO-Geschäftsführer. Bedingt durch die Verschiebungen der Temperaturen und Niederschlagsmengen verändere sich der Lebensraum der hiesigen Tier- und Pflanzenwelt. "Es gibt hierbei Gewinner und Verlierer", sagt Herhaus.

Gewinner seien zum einen die Hornissen, die in den milden Wintern gut überleben und im nächsten Frühjahr entsprechend gedeihen können. "Gewinner des Klimawandels sind aber auch die Steinkauze, die sich nach 50 Jahren wieder neu in der bergischen Region ansiedeln." In den 1960er Jahren wurden die Eulen aufgrund extrem harter Winter aus ihrer alten hiesigen Heimat vertrieben. "Die Tatsache, dass diese Vogelart sich nun allmählich wieder ansiedelt, beweist, dass der Lebensraum für sie wieder verträglicher - und somit milder - geworden ist", zeigt der Diplomökologe und Diplomforstingenieur auf.

Ein gutes Beispiel für die Schaffung neuer Lebensräume durch ein sich veränderndes milderes Klima in der Region sei die Ansiedlung der grünen Halsbandsittiche im Kölner Stadtgebiet. "Die kleinen Papageien mögen generell die Wärme, und sie kommen scheinbar mit ihren neuen Lebensbedingungen in Köln gut zurecht", erläutert Herhaus.

Auch das heimische Schwarzwild gehört zu den Gewinnern des Klimawandels. Günter Dieck, Leiter des Regionalforstamtes Bergisches Land, betont, dass viele Laubbaum-arten aufgrund der milderen Klimabedingungen einen größeren Fruchtstand tragen. "Es gibt für die Wildschweine unserer Region genügend Nahrung, um sich ausgiebig zu vermehren. Da kommen wir mit gezielten Abschüssen kaum noch hinterher", sagt er.

Verlierer des Klimawandels werden auf lange Sicht hingegen alle jene Tierarten sein, die sich im kühlen Nass am wohlsten fühlen. "In manchen Sommern trocknen kleine Quellgebiete fast schon vollständig aus. Das zerstört die Lebensräume von heimischen Libellen, wie zum Beispiel der Quelljungfer", sagt Herhaus.

Auch die Fichten könnten zu den Verlierern des Klimawandels werden. "Sie brauchen an den Füßen viel Wasser und können trockenere Sommer nicht vertragen", erläutert Dieck. Wenn in den nächsten Jahren die Durchschnittstemperatur um etwa zwei Grad ansteige, seien dadurch 50 Prozent der heimischen Fichtenbestände gefährdet. Hinzu komme eine Zunahme von Extremwetterlagen, wie zum Beispiel die heftigen Orkanstürme "Kyrill" (2007) und "Ela" (2014), die in der Region große Wald- und Flurschäden angerichtet hatten.

Dieck: "Deshalb betreibt das Waldpädagogische Zentrum und Arboretum Burgholz in Wuppertal seit etlichen Jahren Langzeitstudien mit der Anpflanzung von mehr als 100 fremdländischen Pflanzenarten, so genannte Neophyten, um Alternativen zum Beispiel für die bedrohte Fichte zu finden." So hat die Baumstudie gezeigt, dass sich die nordamerikanische Douglasfichte im Bergischen sehr wohl fühlt. Sie wird inzwischen häufiger für Neuanpflanzungen in sturmgeschädigten Waldgebieten verwendet.

(mapa)
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