Hückeswagen Köche lehnen einen vegetarischen Tag ab

Hückeswagen · Die Grünen wollen nach der Bundestagswahl einen fleischlosen Tag in Kantinen einführen. Dies sei gut für die Gesundheit, den Tier- und den Umweltschutz. Die Hückeswagener Gastronomen sind eher skeptisch.

Wenig Lust auf vegetarisch haben die Chefköche der Kantinen, Großküchen und Restaurants. Die Vorteile eines "Veggie Days" (vegetarischer Tag), wie ihn die Grünen fordern, sehen die Gastronomen zwar schon. Schließlich wäre ein Tag, an dem in den Kantinen und Lokalen nur vegetarische oder vegane Gerichte angeboten werden dürfen, durchaus gesund. Aber sie sprechen sich gegen die Bevormundung ihrer Kunden aus. "Die Menschen sind alle erwachsen genug, um sich ihre Ernährung selbst einzuteilen", macht Roland Kuhn vom "Schlemmerkotten" am Schwarzen Weg deutlich. Seine Kollegen sehen das ähnlich.

"Ein ,Veggie Day' ist ein wunderbarer Tag zum Ausprobieren, wie wir uns mal ohne Fleisch und Wurst ernähren", warb jetzt die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Renate Künast. An einem Tag der Woche soll ausschließlich vegetarisch und vegan gekocht werden. Weniger Fleisch zu essen sei gut für die Gesundheit, den Tier- und den Klimaschutz. Mit diesem Vorschlag löste Künast viel Spott aus. Union, FDP und SPD gingen auf Distanz. Andere Politiker der Grünen unterstützen den Vorschlag, ruderten aber teilweise zurück und plädierten für Freiwilligkeit, wie etwa NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann.

Die Hückeswagener Gastronomie ist jedoch eher skeptisch. Roland Kuhn hält in seinem Lokal einen "Veggie Day" für "überflüssig, da eh schon vegetarische Gerichte bei uns angeboten werden". Die Gäste könnten auch Salate und Gemüse wählen und sich somit ihren vegetarischen Tag selbst einteilen.

Ähnlich sieht es Christian Dahl vom Partyservice "Henkelmann". "Die Menschen dürfen nicht bevormundet werden", meint der Juniorchef. Das gelte auch für die Kunden des Services "Essen auf Rädern", den Vater und Sohn für Kunden in Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth anbieten. "Da haben wir sowieso schon eine vegetarische Sparte mit abwechselnd herzhaften oder süßen Gerichten." Zudem sei Fleisch nicht per se ungesund, argumentiert Christian Dahl. So sei Geflügel oder Rind beispielsweise besser als Schwein.

Gabriele Schmauch, Hauswirtschaftsleiterin des Johannesstifts, ist skeptisch, ob alle Bewohner mit einem fleischlosen Menü glücklich wären. "Einen verpflichtend vegetarischen Tag kann ich mir für unsere Gäste nicht vorstellen", sagt sie.

Dorothee Bobanac von der Kantine der Firma Pflitsch findet den Plan der Grünen dagegen prinzipiell gut. Sie befürchtet aber, dass gerade Männer dann zur Pommesbude wechseln könnten, "denn die bevorzugen mittags deftiges Essen".

Die Schüler der Offenen Ganztagsgrundschule kennen den "Veggie Day" schon, berichtet Schulleiterin Beate Dickentmann: "An zwei Tagen der Woche gibt es ein vegetarisches Menü." Dies käme bei den Kindern gut an. Einmal wöchentlich gebe es zusätzlich ein Salatbuffet. "Den Salat nehmen die Schüler bestens an. Einerseits, weil es durch das Buffet ein bisschen wie im Hotel ist, andererseits, weil viele rohes Gemüse lieber mögen als gekochtes."

(RP)
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