Hückeswagen Künftig gibt's weniger katholische Messen

Hückeswagen · Gravierende Veränderungen gibt es spätestens zu Beginn des kommenden Jahres bei der Anzahl der Gottesdienste in der katholischen Pfarreiengemeinschaft Radevormwald-Hückeswagen. Das kündigt jetzt Pastor Marc D. Klein an.

Pastor Marc D. Klein spricht nicht gerne von Reduzierung oder Streichung, sondern lieber von Optimierung. "Wir haben acht bis neun Prozent Gottesdienstbesucher und bald nur noch zwei Priester für den Seelsorgeverband Radevormwald-Hückeswagen. Da muss es möglich sein, dass ein Priester alles alleine machen kann", sagt er. Also müssten sich die katholischen Gemeinden Gedanken machen, wie sie ihr Angebot an Messen, Gottesdiensten und sonstiger Veranstaltungen an die veränderten Bedingungen anpassen.

"Zurzeit haben wir noch drei Priester. Das wird sich voraussichtlich nächstes Jahr ändern", sagt Klein. Kaplan Johannes Wolter verlässt den Seelsorgeverband schon in diesem Sommer, dafür kommt ein Pfarrvikar. Pater Vincent geht 2016, da rechnet Klein nicht mit einer Neubesetzung.

Da der Seelsorgeverband den aktuellen Ereignissen nicht hinterherlaufen und nicht aus der Not heraus handeln wolle, müsse ein Konzept zur künftigen Gestaltung und Zahl der Sonntagsmessen erstellt werden. Das sei jüngst auch Thema einer Tagung des Pfarrgemeinderates gewesen. Dieses Gremium mit Vertretern aus den Gemeinden in beiden Städten müsse die Entwicklung im Blick behalten und die Zukunft vernünftig gestalten. "Wir wollen nicht nur abbauen, sondern Schritt für Schritt agieren", sagt Klein.

Ergebnis der Überlegungen von Pastoralteam und Pfarrgemeinderat: Spätestens ab 2016, vielleicht auch schon zu Beginn des neuen Kirchenjahres zum 1. Advent am Wochenende 28./29. November gibt es in beiden Städten statt bislang sieben nur noch fünf, später noch vier Messen - zwei in Hückeswagen und Wiehagen sowie drei bzw. zwei in Rade und Vogelsmühle. Klein ist es wichtig, dass es auch künftig unterschiedliche Zeiten und Orte für Messen gibt. "Aber es wird eher unwahrscheinlich sein, dass einer zu seiner Lieblingszeit auch an seinem Lieblingsort eine Heilige Messe vorfinden wird", sagt Klein. Jeder müsse sich klar machen, dass der Seesorgebereich eine einzige Gemeinde ist, in der die Kirchorte keine Konkurrenz sind, sondern alles gemeinsam tragen und einander ergänzen. Auch inhaltliche Schwerpunkte sollen möglich sein, etwa für traditionelleres Publikum oder Familien.

"Es ist künftig mehr Flexibilität gefordert, denn das jetzige Angebot ist zu groß und nicht mehr angemessen", sagt Klein. Während in anderen Seelsorgebereichen schon gekürzt worden sei, werde man in Rade und Hückeswagen sehr behutsam vorgehen. Denn schon jetzt stehe fest, dass es Unzufriedenheit geben wird. "Das ist auch eine Frage der Gewohnheit und des Verständnisses", sagt der Pastor.

Einen kleinen Aufstand habe es auch gegeben, als erstmals ein gemeinsamer Pfarrbrief und gemeinsame Pfarrnachrichten veröffentlicht wurden. "Jetzt empfinden es beide Seiten als bereichernd", sagt er. Jeder fühle sich seinem Kirchort verbunden. Niemand solle künftig entheimatet werden. Das Recht auf Heimat gebe es weiterhin, aber nicht das Recht, alles vor Ort vorzufinden. Ehrenamtliche Kräfte könnten nicht noch mehr Arbeit leisten, schließlich seien auch Küster und Organisten betroffen. Klein will eine behutsame, aber einfache und klare Regelung. "Eine Messe vor Ort muss gewährleistet bleiben. Der Pfarrgemeinderat wird sich an der Größe der Kirche, der Zahl der Gottesdienstbesucher, an den Angeboten und sozialen Milieus vor Ort orientieren", sagt er. Und eine Planung bedeute nicht, dass es später nicht auch Korrekturen geben kann.

Eine Gesamtlösung sei wichtig. Hierzu gehören auch die Werktagsmessen. Wenn künftig für jeden Sterbefall eigene Messen gefeiert werden sollen, werde man generell nur noch eine Messe im Seelsorgebereich pro Tag anbieten können. Außerdem gebe es Schul- und Altenheim-Messen sowie samstags Jubiläumsmessen. Klein schlägt vor, dass künftig alle Messfeiern Gemeindemessen sein sollen - auch Jubiläen und Exequien.

Klein: "Es geht um den Erhalt der Kirchen vor Ort." Entscheidend sei, dass die Menschen neue Wege des Miteinanders suchen und finden. "Wir sollten uns mit den Entwicklungen nicht abfinden, sondern Werbung machen für unsere Angebote und Gottesdienste", fordert der Geistliche.

(RP)
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