Stefan Noppenberger Kulturelle Vielfalt in Wohnzimmer-Atmosphäre

Hückeswagen · Stefan Noppenberger ist seit den Anfängen des Kultur-Hauses Zach im Vorstand dabei. Im Interview wirft er einen Blick zurück auf die vergangenen fünf Jahre, wagt einen Blick nach vorne und erklärt, warum das Haus an der Islandstraße so einzigartig ist.

 Die Bühne vor der Treppe: Auch Johannes Groß war von der Nähe zum Publikum begeistert: "Die letzte Reihe bei euch ist sonst die erste Reihe bei meinen Auftritten", sagte der Tenor, der weltweit auftritt.

Die Bühne vor der Treppe: Auch Johannes Groß war von der Nähe zum Publikum begeistert: "Die letzte Reihe bei euch ist sonst die erste Reihe bei meinen Auftritten", sagte der Tenor, der weltweit auftritt.

Foto: msch (Archiv)

Herr Noppenberger, das Kultur-Haus Zach geht ins sechste Jahr. Hätten Sie das bei der Vereinsgründung erwartet?

Stefan Noppenberger Wir haben grundsätzlich an einen Erfolg des Projekts geglaubt - sonst hätten wir den Schritt ja auch nicht gewagt. Es ging dabei ja auch um recht hohe Summen aus dem Konjunkturpaket. Da wäre es schon fahrlässig gewesen, wenn wir damals in etwas investiert hätten, von dessen Erfolg wir nicht überzeugt gewesen wären. Dass es aber nach so kurzer Zeit so positiv angenommen wurde, hatte ich damals nicht angenommen. Wir wussten, dass wir ein abwechslungsreiches Programm bieten können, aber dass den Hückeswagenern dieses Programm mit den vielen verschiedenen Künstlern so gut gefallen würde, hat uns dann doch überrascht.

 Stefan Noppenberger hat vor fünf Jahren das Kultur-Haus Zach mit eröffnet.

Stefan Noppenberger hat vor fünf Jahren das Kultur-Haus Zach mit eröffnet.

Foto: wow

War es eine Herausforderung, den Veranstaltungsort Hückeswagen zu etablieren?

Noppenberger Ja, durchaus. Es gibt in Hückeswagen ja nicht unbedingt eine Ausgehmentalität, wie es vor allem in den rheinländisch geprägten Städten gibt. Dazu kam, dass es etwas ganz Neues war. Im Gegensatz zu den paar kulturellen Veranstaltungen, die es bisher hier pro Jahr etwa im Forum gab, haben wir mit unserem Angebot natürlich absolutes Neuland betreten.

Steht man im Kontakt mit den anderen bergischen Veranstaltungsorten?

Noppenberger Man ergänzt sich größtenteils. Wir haben zu allen Veranstaltungsorten im Bergischen Land - etwa Rotationstheater und Klosterkirche in Lennep, Kattwinkelsche Fabrik in Wermelskirchen oder Alte Drahtzieherei in Wipperfürth - guten Kontakt. Wir treffen uns regelmäßig drei- bis viermal im Jahr, um zu reden. Wir reden da auch von Best-Practice-Angeboten - wie kann das eine Haus vom anderen profitieren, wie kann man sich ergänzen? Wir diskutieren auch gemeinsame Probleme und Herausforderungen. Wir sind freundschaftlich und partnerschaftlich verbunden - wir empfehlen einander auch schon mal Künstler. Aber wir gucken natürlich schon, was dort angeboten wird, eben um Auftrittsdubletten zu vermeiden.

Klein, aber fein - was ist das Besondere am Kultur-Haus Zach?

Noppenberger Auf jeden Fall das Flair und die Atmosphäre des Hauses. Wir sind eben keine typische Veranstaltungshalle mit vielen hundert Sitzplätzen. Und mit unserer Wandeltreppe haben wir auch einen ganz besonderen, irgendwie alten Charme. Ein Alleinstellungsmerkmal des Kultur-Hauses Zach ist auch die Wohnzimmer-Atmosphäre.

Gibt es dazu auch Rückmeldungen von Künstlern?

Noppenberger Ganz viele Künstler, die sonst in größeren Hallen und vor größerem Publikum auftreten, sagen uns: Der Charme des Hauses ist superschön. Und sie kommen auch gerne zu uns. Da zitiere ich immer gerne den Tenor Johannes Groß. Der tritt ja weltweit auf und sagt: "Die letzte Reihe bei euch ist sonst die erste Reihe bei meinen Auftritten." Er genießt es sehr, den Publikumskontakt zu haben. Da entsteht auch eine direkte Beziehung zu den Menschen. Und so lässt sich auch organisieren, dass der Künstler in der Pause ein paar Worte mit den Leuten wechseln kann. Dazu kommt die persönliche Betreuung durch unsere Vereinsmitglieder, weil wir das Ganze ja als Ehrenamt betreiben.

Welche Veranstaltung der vergangenen fünf Jahre war Ihr Höhepunkt?

Noppenberger Das ist eine gute Frage. Ganz persönlich fand ich die Klassik-Veranstaltungen mit Johannes Groß toll. Er hat eine gigantische Stimme und wie er damit den Raum füllt, finde ich schon sehr beeindruckend. Auch "Fragile Matt", die ja eine der ersten Gruppen waren, die bei uns aufgetreten sind. Die begleiten uns von Anfang an, sie ziehen eine Menge Leute und versprühen so viel Lebensfreude von der Bühne aus. Der Auftritt von Michael Trischan mit jüdischem Witz und Klezmermusik war ebenfalls eine ganz tolle Sache. Eben weil es eine ganz andere Art von Kulturangebot war. Den Serienstar aus "In aller Freundschaft" in unserem Haus zu haben, war schon ein Höhepunkt. Auch weil er so locker und spontan mit dem Publikum umgegangen ist.

Und welche hätte besser so nicht stattgefunden?

Noppenberger Also, eine echte Komplettkatastrophe haben wir bislang nicht erlebt. Weder von der Künstler-Seite, noch vom Publikum. Wir haben nie sagen müssen: Nie wieder diesen Künstler! Da haben wir bislang wirklich Glück gehabt.

Kultur-Haus Zach - das bedeutet ja auch kulturelle Vielfalt: Gibt es inhaltliche Schwerpunkte?

Noppenberger Unser Konzept war von Anfang an, dass wir Kultur und Programm für jedermann machen wollen. Insofern gibt es keine inhaltlichen Schwerpunkte, sondern unser Angebot ist in die Breite gestreut. Wir haben uns nicht spezialisiert, gehen von der klassischen Ausstellung über Kleinkunst, Comedy und Kabarett bis zu Konzerten, Theater, dem Kino und Lesungen. Dafür hat auch Hückeswagen die richtige Größe - mit einem Nischenprogramm kann man hier meiner Meinung nach nicht überleben. Allerdings finden bei uns schon mehr Konzerte aus dem Blues- und Folk-Bereich sowie Kleinkunstauftritte als etwa klassische Konzerte oder Theateraufführungen statt. Das hängt damit zusammen, dass die Bühnen für Theaterstücke einfach aufwendiger in der Gestaltung sind und dass es mit der Initiative Schlosskonzerte eben im klassischen Bereich ein gut laufendes Jahresprogramm im Heimatmuseum gibt.

Welche Rückmeldung gibt es vom Publikum zum Programm?

Noppenberger Wir bekommen immer wieder positive Rückmeldungen. Einige sagen: Ihr macht ja wirklich viel! Das hatte man vielleicht nicht so erwartet. Die Befürchtung war wohl, dass wir nur ein paar Veranstaltungen haben würden, wie es etwa im Forum der Fall ist. Dann sagt man uns sehr oft, wie vielfältig das Programm doch sei. Das ist schön und zeigt uns, dass viele Besucher genauso breit aufgestellt sind, wie es auch unser Programm ist. Viele Eltern finden zum Beispiel das Kinderkino in den Ferien sehr gut und bringen ihre Kinder gerne zu uns. Auch das Sonntagskino kommt vor allem bei Senioren an.

Was sind die Höhepunkte in diesem Jahr?

Noppenberger Es gibt diverse Höhepunkte. Am 15. Dezember wird Claudia Hirschfeld mit ihrer Showorgel und einem Panflötenspieler ihr Programm "Winterwunderland" bringen. Ebenfalls im Dezember kommt der vom Radiosender 1 Live bekannte Comedian Bastian Bielendorfer zu uns ins Haus. Im Oktober kommt Andreas Neumann zu uns, einer der bekanntesten Heinz-Erhardt-Parodisten. Am 23. Juni gastiert "Crosswind" mit Irish Folk, das wird ein tolles Konzert werden.

Wie sehen Sie die Zukunft vom Kultur-Haus Zach?

Noppenberger Wir hoffen natürlich, dass wir uns weiter etablieren und noch mehr Zuspruch bekommen. Wir wollen uns nicht beklagen, aber es kann natürlich immer noch eine Steigerung geben. Wir werden das Haus einfach so weiter betreiben, wie wir es in den ersten fünf Jahren getan haben. Und wenn die zweiten fünf Jahre auch so erfolgreich werden, dann sind wir absolut zufrieden. Ein Zukunftswunsch wäre vielleicht, durch gesteigerte Einnahmen auch bekanntere Namen ins Kultur-Haus Zach zu holen.

DAS INTERVIEW FÜHRTE WOLFGANG WEITZDÖRFER

(wow)
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