Hückeswagen Kyrills Spuren verschwinden wieder

Hückeswagen · Heute ist es genau zehn Jahre her, dass auch über Hückeswagen der verheerende Orkan Kyrill gezogen war und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hatte. Revierförster und Waldbauern haben Konsequenzen daraus gezogen.

Hückeswagen: Kyrills Spuren verschwinden wieder
Foto: Hertgen Nico

Es war "nur" der Ausläufer von Kyrill, was Hückeswagen in der Nacht auf den 19. Januar 2007 streifte. Aber auch das reichte schon, um einen gewaltigen Schaden zu hinterlassen. 55 Hektar Wald von 150 Waldbauern waren betroffen. Allein das (plus dem Folgeorkan Xynthia im Februar 2008) waren insgesamt 35.000 Festmeter Holz, was in den anschließenden drei Jahren aufgearbeitet und aus den Wäldern herausgeschafft werden musste (ein Festmeter ist Kubikmeter fester Holzmasse ohne Zwischenräume). "Das ist das Siebenfache der normalen Jahresmenge, die in nur wenigen Stunden auf dem Boden lagen", sagt Hückeswagens Revierförster Heiner Grüter. Noch deutlicher wird der Schaden anhand einer anderen Zahl: "Das waren etwa 1300 Lastzüge voller Holz."

 Januar 2017: Die Schneise an der Wupper-Vorsperre, die Kyrill vor zehn Jahren hinterlassen hatte, ist zwar noch gut zu sehen. Der Hang ist aber längst wieder aufgeforstet - mit Rotbuchen und heimischen Straucharten.

Januar 2017: Die Schneise an der Wupper-Vorsperre, die Kyrill vor zehn Jahren hinterlassen hatte, ist zwar noch gut zu sehen. Der Hang ist aber längst wieder aufgeforstet - mit Rotbuchen und heimischen Straucharten.

Foto: Jürgen Moll
So wütete der Orkan Kyrill 2007 in NRW
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So wütete der Sturm Kyrill 2007 in NRW

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Grüter hatte am 17. Januar 2007 mit Kollegen zusammengesessen und seinen 45. Geburtstag gefeiert. "Ich hätte zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht, dass es so krass werden würde", erzählt er. Doch gegen 18 Uhr begann der Orkan, der in der Nacht mit teils mehr als 180 Kilometern pro Stunde über Deutschland hinwegfegte. Wobei Hückeswagen noch glimpflich davon kam im Gegensatz zum Sauer- und Siegerland: Dort wurden 15,7 Millionen Festmeter, zumeist Fichten, umgeworfen.

Drei Jahre dauerte es, bis sämtliche entwurzelte Bäume in Hückeswagens Wäldern aufgearbeitet worden waren. Die Waldbesitzer erzielten daraus zwar einen Umsatz von rund 1,5 Millionen Euro, doch viel übrig blieb für sie nicht. Denn davon gingen die Kosten etwa für die Waldarbeiten, den Transport und die anschließende Neuaufforstung ab. Zudem waren die Holzpreise in diesen Jahren angesichts der großen Mengen im Keller.

Orkan schlug eine Schneise der Verwüstung
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Orkan schlug eine Schneise der Verwüstung

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Foto: Kempner Martin

Die Wiederaufforstung dauerte bis Ende 2012. Auf 35,1 Hektar ließen die Waldbauern unter der Anleitung des Revierförsters 110.000 Pflanzen setzen. Allerdings war die Fichte, der "Brotbaum" des Bergischen, weit weniger häufig vertreten. Gilt der Flachwurzler doch als besonders sturmanfällig. Gepflanzt wurden neben der Fichte Douglasien, Lärchen, Schwarzkiefer, Rotbuche und Eichen, zudem so genannte Waldrandpflanzen, also Sträucher wie Weißdorn, Schwarzdorn und Hasel. Circa 110.000 Euro kostete die Aufforstung.

Forstamt und Waldbauern setzen seither noch mehr auf Mischwälder im Bergischen. "Damit sind wir besser auf den Klimawandel vorbereitet", ist sich Grüter sicher. Das Bergische Land verfüge aber ohnehin schon über eine relativ gesunde Mischung vieler unterschiedlicher Arten. Der Landesbetrieb Wald und Holz NRW hatte zudem nach Kyrill das "Handbuch Sturm" entwickelt, das nach solchen Schadensereignissen einen restriktiven Ablaufplan vorsieht. Auch wurden Waldbesitzer an der Motorsäge geschult, der Revierförster macht jedoch deutlich: "Waldarbeit ist Profiarbeit." Wenn ein Baum entwurzelt wurde, sollte man besser nicht selbst Hand anlegen.

Grüter, der einen ähnlichen Orkan wie Kyrill befürchtet, sagt: "Nach dem Sturm ist vor dem Sturm." Er habe zwei krasse Stürme erlebt: Wiebke 1990 und eben Kyrill vor zehn Jahren; der habe alles in den Schatten gestellt. "So etwas möchte ich in meinem aktiven Dienst nicht mehr erleben", betont er. Denn die Folgen seien für alle Beteiligten doch sehr belastend gewesen. Wegen des wirtschaftlichen Drucks, aber auch, "weil man am Wald hängt. Und dann kippt da alles um. . ."

(RP)
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