Hückeswagen Lebendige Eisenbahngeschichte

Hückeswagen · Kurt Kaiß, Michael Peplies und Thomas Kugel suchen im Stadtarchiv nach Quellen zur alten Bahnstrecke von Lennep nach Marienheide.

 Altes Schätzchen: eine Fahrkarte aus dem Jahre 1900 mit einem hier nicht zu erkennenden rückseitigen Aufkleber für einen Zwischenhalt in Hückeswagen. In dem neuen Buch soll ein Stück lebendige Geschichte entstehen.

Altes Schätzchen: eine Fahrkarte aus dem Jahre 1900 mit einem hier nicht zu erkennenden rückseitigen Aufkleber für einen Zwischenhalt in Hückeswagen. In dem neuen Buch soll ein Stück lebendige Geschichte entstehen.

Foto: kaiß

Es sind drei echte Eisenbahn-Fans, die am Dienstag im Stadtarchiv Hückeswagen-Wipperfürth in der Neye-Siedlung forschen: Kurt Kaiß aus Leichlingen, Michael Peplies aus Solingen und Thomas Kugel aus Hückeswagen waren auf Recherchetour für ihr neues Heft in der Publikationsreihe über die Rheinisch-Bergische Eisenbahngeschichte.

 Drei Eisenbahnhistoriker bei ihrer Recherche im gemeinsamen Stadtarchiv von Wipperfürth und Hückeswagen (v.l.): Thomas Kugel, Michael Peplies und Kurt Kaiß. Sie fanden auch die Bauakten zum Gleisanschluss zum Umspannwerk an der Bever-Talsperre.

Drei Eisenbahnhistoriker bei ihrer Recherche im gemeinsamen Stadtarchiv von Wipperfürth und Hückeswagen (v.l.): Thomas Kugel, Michael Peplies und Kurt Kaiß. Sie fanden auch die Bauakten zum Gleisanschluss zum Umspannwerk an der Bever-Talsperre.

Foto: michael schütz

"Es wird 'Von Lennep ins Oberbergische' heißen, einen Umfang von 112 Seiten haben und soll voraussichtlich Ende 2017 erscheinen", sagt der pensionierte Lehrer Kaiß, dessen Eisenbahn-Leidenschaft bis in die 1960er Jahre zurückreicht. Im Verlag Astrid Kaiß hat der Leichlinger bereits sieben Hefte zur vielfältigen Eisenbahnlandschaft im rheinisch-bergischen Raum veröffentlicht; zudem gibt es dort zahlreiche andere Publikationen zur Eisenbahn. Nun soll es also um die Geschichte der Eisenbahnlinie Lennep - Hückeswagen - Wipperfürth - Marienheide gehen.

Kaiß ist mit Lokführer Michael Peplies, der selbst noch auf der Trasse gefahren ist, und Thomas Kugel, der als Schüler noch mit der Bahn von der Schloss-Stadt nach Wipperfürth gefahren ist, ins Archiv gekommen. Die Drei sind begeistert. "Wir haben sehr viele Quellen aufgetan, sowohl in Bild- als auch in Textform. Und das Personal des Stadtarchivs ist enorm freundlich und hilfsbereit - besser könnte es nicht sein", lobt Kaiß. Das Trio war auch schon im Staatsarchiv in Duisburg, da sich dort die Akten der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft befinden, die die Bahntrasse bis zur Übernahme durch die Preußische Staatseisenbahnbahn 1882 betrieben hat. Die Archive der anderen Städte an der Bahnlinie böten sich zur weiteren Recherche an, sagt Kaiß. Das Heft wird sich in erster Linie mit der Vergangenheit beschäftigen. Und die beginnt 1866, als die ersten Pläne und Anträge für eine Bahntrasse zwischen Lennep und Wipperfürth gemacht wurden.

"Ein großer Bereich des Hefts wird sich mit dem historischen Abriss der Bahnstrecke befassen", sagt Kaiß. "Bau ab 1876, Verlängerung der Strecke nach Marienheide 1902, dann die Hoch-Zeit des Bahnverkehrs bis zur Einstellung in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, und schließlich die Umwandlung zum Naherholungskonzept Fahrradtrasse von heute."

Ebenfalls großen Raum wird ein Kapitel über die Gleisanschlüsse zu Firmen und Unternehmen einnehmen, sagt Kugel. "Viele Firmen haben seinerzeit ja gesagt, dass sie nicht länger zu den Bahnhöfen fahren wollen, um ihre Bestellungen zu holen." Und so wurden Gleisanschlüsse zu den Firmen gelegt. Deren Entwicklung wollen die drei Hobby-Historiker genauso nachzeichnen, wie die Entwicklung des Personenverkehrs. Der wurde ja schließlich Opfer des sich ausbreitenden Privatautos.

In diesem Zusammenhang haben die drei auch das wohl schönste Erlebnis des Archivbuddlers gemacht: den Zufallsfund. "Wir haben die Bauakten zum Gleisanschluss zum Umspannwerk an der Bever-Talsperre durchgeblättert", sagt Kugel. Dabei sei ihnen ein detaillierter Fahrplan von 1929 in die Hände gefallen. "Darauf war aufgeschlüsselt, wie viele Menschen wann und wie oft mit dem Zug auf der Trasse gefahren sind", sagt Kaiß. Diese Zahlen lassen sich wunderbar mit einem Fahrplan etwa von 1979 in Relation setzen, als die Hochzeit des Bahnverkehrs bereits vorbei war. So entsteht ein Stück lebendige Geschichte, sagen die drei. Ihr Ziel ist es, die Geschichte des Bahnverkehrs lebendig zu machen. Zielgruppe ist weniger der Fachmann, sondern der interessierte Laie. "Wenn etwa jemand auf der Trasse mit dem Fahrrad unterwegs ist und sich dann fragt, was das eigentlich früher gewesen ist - dann kann er in unserem Heft die Antworten darauf finden", sagt Kaiß. Die Idee, diesen Streckenabschnitt näher zu betrachten, ist ihm auch beim Radfahren in Marienheide gekommen.

Unterstützung Die Historiker sind für jede Unterstützung dankbar. "Wen noch jemand Bildmaterial, alte Fahrkarten, Fahrpläne oder Textmaterial hat, kann er sich gerne bei uns melden. Wir werden alles prüfen und gegebenenfalls im Heft verwenden", sagt Kurt Kaiß, Tel. 02175 71474, oder per E-Mail unter: mail@vauhundert.de (Michael Peplies).

(wow)
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