Hückeswagen Mit der Sonne kommen jetzt die Biker

Hückeswagen · Auf Hückeswagens und Oberbergs Straßen werden nun wieder vermehrt Motorradfahrer auftauchen. Die Polizei appelliert an sie, sich an die Tempobegrenzung zu halten - und an die Autofahrer, verstärkt auf die Biker zu achten.

Kaum bringt der Frühling die ersten warmen und trockenen Tage, schwärmen die motorisierten Zweiradfahrer wieder aus. So dürfte es auch am Wochenende sein, wenn die Temperaturen die 20-Grad-Marke erreichen. Mit den ersten Ausfahrten beginnt aber auch das oft schwierige Zusammenspiel zwischen Auto- und Motorradfahrern auf den Straßen. Erstere werfen den Bikern mitunter Raserei und Lärmbelästigung vor, diese wiederum haben Angst vor Autofahrern, die sie übersehen.

Polizei-Sprecherin Monika Treutler hat die Unfallursachen der vergangenen drei Jahre mit Beteiligung von Motorrädern für den Oberbergischen Kreis analysiert. War 2011 die Schuldfrage noch fast gleichmäßig zwischen Auto- und Motorradfahrern verteilt, waren die Zweiradfahrer in den beiden Vorjahren in dreiviertel aller Fälle Verursacher eines Unfalls.

"Auffallend ist, dass im Nordkreis zwischen 70 und 80 Prozent der Verunglückten ein auswärtiges Kennzeichen hatten", sagt Monika Treutler vor allem mit Blick auf Hückeswagen und Radevormwald. Das sind häufig Fahrer aus dem Ruhrgebiet oder vom Niederrhein, die in Oberberg mit Kurven konfrontiert werden, die sie von zu Hause nicht kennen. "Dann ist schnell das Tempo falsch gewählt, und die Kurve wird nicht mehr beherrschbar", hat die Polizei-Sprecherin festgestellt.

Diese Unfälle fallen in der Statistik unter "nicht angepasste Geschwindigkeit". "Diese Bezeichnung hat keineswegs zwingend mit unverantwortlicher Raserei zu tun", betont die Sprecherin. Das Tempo müsse zu den Gegebenheiten passen. "Und das können so manche Fahrer, vor allem wenn sie sich hier nicht auskennen, häufig nicht einschätzen."

Hauptgrund der Unfallursache bei Autofahrern, wenn sie die Schuld tragen, sind Fehler beim Abbiegen oder das Nichtbeachten der Vorfahrtsregel. "Der Autofahrer lässt häufig vor seinem eigenen Abbiegen das vorbeifahrende Auto noch vorbei und übersieht das dahinter fahrende Zweirad oder unterschätzt dessen Geschwindigkeit. Biegt der Pkw-Fahrer ab, kommt es zum Zusammenstoß, der für den Kradfahrer meist verheerende Folgen hat", betont Monika Treutler.

Um die Unfallzahlen zu reduzieren, hat die Polizei das überregionale "Netzwerk Kradfahrer" gegründet. Jetzt, zum Start in die neue Saison, werden die Beamten wieder an typischen Motorradstrecken unterwegs sein, um den Fahrern auf verschiedenen Wegen zu vermitteln, wie sie die Gefahren ihres Hobbys mindern können. "Gerne sehen wir dort auch Autofahrer, die sich von uns zeigen lassen, was sie tun können, um Unfälle zu vermeiden", betont Monika Treutler.

Gerade zu Beginn der Motorradsaison gilt es, auch den übrigen Verkehrsteilnehmern bewusst zu machen, dass mit Motorradfahrern vermehrt zu rechnen ist. Hinter einem Lkw, Kleintransporter oder einem etwas höheren Pkw kann immer auch ein Motorradfahrer unterwegs sein.

Generell geht es nicht ohne gegenseitige Rücksichtnahme und Verständnis. "Was verliert der Autofahrer, der das Motorrad im Rückspiegel kommen sieht, wenn er ein wenig weiter rechts fährt, damit es problemlos überholen kann?", fragt Monika Treutler. Viele Autofahrer seien offenbar der Meinung, dass das überholende Motorrad in einer "mörderischen Geschwindigkeit" unterwegs sei, obwohl es im erlaubten Rahmen fahre. Das werde oft falsch empfunden, denn den meisten Autofahrern fehle die Erfahrung, wie schnell ein Zweirad wirklich unterwegs ist.

Auch fehlt den meisten Pkw-Fahrern das Gefühl für die tatsächliche Breite eines Motorrads. In Schräglage kann ein Motorrad inklusive Fahrer so breit werden wie ein Auto. Wenn Autofahrer dies auf schmalen Straßen nicht berücksichtigen und einem Zweirad nicht genauso viel Platz einräumen, wie sie es für ein entgegenkommendes Auto tun, kommt der Zweiradfahrer in Not.

Dennoch bleibt der Appell der Polizistin an die Biker, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. "Die Überschätzung des eigenen Fahrverhaltens ist nach wie vor die Unfallursache Nummer eins", macht Monika Treutler deutlich. Um das Fahrkönnen gerade zu Saisonbeginn wieder zu festigen, sei ein Sicherheitstraining, das bei verschiedenen Anbietern absolviert werden kann, unverzichtbar. "Auch auf die komplette Sicherheitskleidung sollte kein Motorradfahrer verzichten", unterstreicht die Polizei-Sprecherin.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort