Hückeswagen Mit "Dorothy" auf Nostalgie-Tour

Hückeswagen · Unter Jubelrufen fährt "Dorothy" in ihren provisorischen Bahnhof ein. "Da ist sie!", freut sich Joyce Felder. Zusammen mit ihrem Bruder Yannic (9) wartet die Siebenjährige am Ostersonntag gespannt auf die hellblaue Motordraisine.

Nachdem die Remscheider Andreas Gartmann und André Holznagel zum Weihnachtmarkt im vorigen Jahr die alte Eisenbahntrasse in Hückeswagen für den Draisinenverkehr wiederbelebt hatten, machte "Dorothy" nun zum zweiten Mal Halt in der Schloss-Stadt. Alle Interessierten erwartete auf der zweieinhalb Kilometer langen Strecke vom Zentrum aus nach Winterhagen nicht nur ein tolles Panorama, für die Kinder waren überdies Ostereier am Wegesrand versteckt worden, die auf dem Rückweg eingesammelt werden konnten.

Für das Verteilen der Eier ist am Ostersonntag ausnahmsweise nicht der Osterhase zuständig. André Holznagel fährt mit seinem umgebauten Golf in der Zeit, in der die Draisine neue Fahrgäste einlädt, über die Strecke und versteckt die bunten Eier. Yannic hat sich stolz das erste Ei geschnappt und strahlt über das ganze Gesicht.

"Es ist jedes Mal wieder schön", sagt Draisinenbauer Andreas Gartmann, der am Sonntag seine Fahrgäste sicher über die stillgelegte Eisenbahnstrecke führt. Sobald alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die Fahrkarten der jeweils maximal acht Fahrgäste entwertet sind, setzt sich die 15 Jahre alte Motorsdraisine in Bewegung.

Mit durchschnittlich zehn bis 15 Kilometern pro Stunde passiert "Dorothy" den Sportplatz an der Schnabelsmühle, die Wupper-Vorsperre und fährt bis zum Tunnel in Wiehagen. "Auf dem Hinweg nutzen wir die Motorenleistung des eingebauten Mofamotors, auf dem Rückweg lassen wir einfach rollen, das ist auch viel ökologischer", erzählt Gartmann mit einem Lächeln.

Nicht nur Kinder, auch viele Erwachsene lassen sich die Fahrt mit dem zwei PS starken Gefährt nicht entgehen. "Wir haben die Ankündigung gelesen, sind hierhin gekommen, und es war einfach toll, auch mal die Talsperre von oben zu sehen", sagt Jürgen Schneider enthusiastisch.

Joscha Heinrich kommt mit dem Verkauf der Fahrkarten kaum nach, immer wieder finden Neugierige den Weg zum "Bahnhof" der Draisine. Der 15-Jährige, der sich aktiv für den Erhalt der Bahnstrecke einsetzt, lernte Gartmann und Holznagel im vorigen Jahr kennen und ist seitdem als Verkäufer der Fahrkarten mit dabei. "Es macht einfach sehr viel Spaß", sagt Joscha.

"Wir fahren so lange, bis keiner mehr kommt", betont Gartmann — und das lassen sich die Hückeswagener am Ostersonntag nicht zwei Mal sagen. Bis 20 Uhr ist die hellblaue Motordraisine auf Tour. Nach Ostern haben Andreas Gartmann und André Holznagel wieder ein paar Fans mehr, die auf weitere Aktionen der beiden Remscheider hoffen.

(RP)
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