Hückeswagen Mit Weltmusik gegen die Engstirnigkeit

Hückeswagen · Das Klezmer-Ensemble der Hückeswagener Musikschule "Di Meydelekh" spielte Mittwochabend mit bis zu 18 Musikern ein bejubeltes Konzert im Kultur-Haus Zach. Die musikalische Vielfalt war enorm, die gute Laune praktisch greifbar.

Der Sommer konnte mit seiner von vielen Menschen sehnlichst erwarteten Stippvisite am Mittwochabend trotz Temperaturen um die 25 Grad nicht gegen das melancholisch-fröhliche Musikangebot im Kultur-Haus Zach ankommen: Das sieben- bis 18-köpfige Klezmer-Ensemble der Musikschule, liebevoll-charmant "Di Meydelekh" genannt, war mit musikalischen Gästen in ein mit knapp 80 Besuchern bestens gefülltes Kultur-Haus gekommen. Und das Programm "Vishnja", das die Gruppe um Leiterin Steffi Hölzle mitgebracht hatte, bot dem begeisterten Publikum Weltmusik der besten und vielfältigsten Art - vom Orient bis zum Okzident, von arabischen Rhythmen und Melodien bis zum klassischen Klezmer in jiddischer Tradition, bei dem Saxofon und Klarinette traditionell die Hauptrolle spielten, war alles mit im Gepäck. Aber das Korsett "Weltmusik" wäre zu eng gedacht: So war der syrische Musiker Kisham Ahmed Muhammad, der als Flüchtling aus Aleppo nach Hückeswagen gekommen war, bei einem türkischen Wiegenlied die Hauptperson, weil er mit seinen Trommeln den Takt auf unnachahmlich arabische Weise spielte. Dazu sang ein neunköpfiger Chor arabische Melodien, deren Text man nicht verstehen musste, um die Intention des Wiegelieds zu verstehen. "In der Türkei singen sogar die kleinen Mädchen ihre Puppen zu diesem Lied in den Schlaf", sagte Steffi Hölzle, die ihr Ensemble bestens im Griff hatte und mit ihren Einführungen zu den einzelnen Liedern für kurzweilige Abwechslung sorgte.

Ein anderes Lied wiederum wurde auf Persisch dargeboten. Wie so viele Lieder aus der Region sei es ein Liebeslied, sagte Gitarrist Mohammad Tavasoli, der ebenfalls als Flüchtling aus dem Iran in die Schloss-Stadt gekommen war. "Wir haben uns im Rahmen eines Projekts an der Musikschule im vergangenen Jahr kennengelernt. Es ist mir eine große Ehre, dass beide Musiker heute mitmachen", sagte Hölzle.

Die musikalische Vielfalt zeigte sich auch im nächsten Lied, bei dem wieder das Publikum gefragt war. "Die Melodie ist leicht, irgendwann singen wir sie alle, und wenn es auch nur auf La-La-La ist", sagte Hölzle und schmunzelte. Es handelte sich dabei um ein nachträgliches Lied zum Muttertag, bei dem der ganze Chor auf der dadurch etwas zu kleinen Bühne war. Das Gypsy-Lied hatte Hölzle in einem Kinderliederbuch entdeckt. "Dann habe ich es für viele Musiker und Sänger umarrangiert", sagte sie.

Überhaupt war die gute Laune im Kultur-Haus praktisch greifbar. Die Sängerinnen und Sänger swingten auf der Bühne, die Musiker an Saxofon, Gitarren, Klarinette, Akkordeon, Cello, Trommel und Geige spielten leidenschaftlich und absolut sicher auf, und bisweilen wirkte das Haus Zach fast zu klein für die Klanggewalt, die "Di Meydelekh" mit ihren Gästen da entfachten. An Abenden wie diesen konnte man die völkerverständigende Kraft der Musik geradezu spüren. Ein schöneres Zeichen gegen Engstirnigkeit jeglicher Art konnte es gar nicht geben - das war auch am begeisterten Applaus des Publikums zu merken.

(wow)
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