Hückeswagen "Mittendrin" testet die Barrierefreiheit

Hückeswagen · Der Verein, der sich für die Belange der Menschen mit Handicap in Hückeswagen einsetzt, verschafft sich einen Über-blick über die Barrierefreiheit öffentlicher Gebäude und Plätze. Die Ergebnisse sind im Internet abrufbar.

 Das Behinderten-WC am Etapler Platz bekommt von Christine Bütow, Karl-Heinz Bobring (M.) und Hans-Peter Buttchereit eine gute Note – wenn auch ein Hinweisschild fehlt. Die "Mittendrin"-Mitglieder testen derzeit Gebäude und Einrichtungen in der Stadt auf deren Barrierefreiheit.

Das Behinderten-WC am Etapler Platz bekommt von Christine Bütow, Karl-Heinz Bobring (M.) und Hans-Peter Buttchereit eine gute Note – wenn auch ein Hinweisschild fehlt. Die "Mittendrin"-Mitglieder testen derzeit Gebäude und Einrichtungen in der Stadt auf deren Barrierefreiheit.

Foto: Nico Hertgen

Inklusion beginnt in den Köpfen den Menschen. Denn wer selbst keine Behinderung hat oder damit nicht konfrontiert wird, übersieht die Barrieren und Probleme allzu leicht. Der Anfang voriges Jahr gegründete Verein "Mittendrin" kämpft seitdem für eine behindertenfreundliche Stadt. Vorsitzender Hans-Peter Buttchereit, Kassiererin Christine Bütow und Gründungsmitglied Karl-Heinz Bobring unterzogen jetzt den Etapler Platz einer ersten Bestandsaufnahme.

Als Vorlage des Rundgangs durch die Innenstadt diente die Internetseite wheelsmap.org, auf der Institutionen und Gebäude aufgeführt und nach ihrer Barrierefreiheit bewertet werden. Ob Hotels, Parkhäuser, Spielplätze, Geschäfte, Ärzte oder Behörden — hier kann sich jeder schnell informieren, ob er mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen oder Gehhilfen eine Chance hat, ein Gebäude zu betreten.

"Viele Anlaufstellen in Hückeswagen sind aber noch gar nicht oder falsch bewertet", berichtete Bobring, Vorsitzender des Remscheider Behinderten-Beirats. Durch den Einsatz der Vereinsmitglieder soll sich das nun ändern. "Die ganze Bevölkerung kann das unterstützen, das würden wir uns wünschen."

Ein positives Beispiel sei die einzige öffentliche Behindertentoilette der Stadt im Gebäude der Raiffeisenbank, die vom Etapler Platz aus begangen bzw. befahren werden kann. Doch auch hier gibt es Kritikpunkte, liege die Toilette doch versteckt auf der Rückseite des Gebäudes. "Und wir hätten uns Hinweisschilder gewünscht", sagte Christine Bütow. Manchmal seien es nur Kleinigkeiten, die verändert werden müssten, um das Leben von gehbehinderten Menschen zu erleichtern. "Kleine, mobile Rampen für einzelne Treppenstufen, die jeder Schreiner anfertigen kann, kosten nicht viel", sagte Bobring.

Voll rollstuhlgerecht ist beispielsweise der "Kaufpark". Der Zugang zum Supermarkt am Etapler Platz und der gesamte Verkaufsraum sind ebenerdig, die Türen öffnen sich automatisch, und im Eingangsbereich befinden sich Sitzmöglichkeiten. "Die großen Supermarkt-Ketten entsprechen von vornherein den ISO-Normen", berichtete Bobring. Auch die Metzgerei Kriegel, Waidmarktstraße, ist ebenerdig angelegt, bei Spielwaren Heinhaus, Bahnhofstraße, und der Schlossbäckerei Lehmann. Islandstraße, gibt es Rampen.

Schwierig wird es hingegen bei den Ärzten der Stadt: Kaum eine Praxis ist wirklich barrierefrei, hat "Mittendrin" festgestellt. Lediglich am Bahnhofsvorplatz hätten Rollstuhlfahrer bei einer Frauenärztin und einem Zahnarzt die Möglichkeit eines problemlosen Zugangs. Dabei könnte jeder schnell selbst vorübergehend in diese Situation kommen, etwa durch einen Beinbruch, argumentierte das "Mittendrin"-Trio.

Die gesammelten Informationen sollen jedoch nicht nur die Internetseite wheelsmap.org auf einen aktuellen Stand bringen. "Wir werden die Ergebnisse sammeln und sie dem Rat der Stadt vorlegen", sagte Hans-Peter Buttchereit. Auch das Ziel, einen Behindertenbeirat in der Stadt zu installieren, möchte der Verein ebenfalls nicht aus den Augen verlieren. Es gibt mit Andreas Gotter zwar einen Behindertenbeauftragten. "Der wird aber nicht so in die Entscheidungen des Rats eingebunden, wie es einem Beauftragten gebührt", kritisierte der Vorsitzende.

(heka)
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