Interview: Sommerbob Nordamerika entdeckt Hückeswagen

Hückeswagen · Die Amerikaner, Kanadier und Russen sind bereits in Hückeswagen, der "Eiskanal" für die Rennen am Wochenende wurde gestern hergerichtet, jetzt kann das Sommerbob-Spektakel beginnen - um 19 Uhr geht's heute Abend los.

 Elana Meyers-Taylor (l.) präsentiert ihre Silber- (Olympia) und Bronze-Medaille (WM). In Hückeswagen startet sie mit Anschieberin Cherrelle Garrett.

Elana Meyers-Taylor (l.) präsentiert ihre Silber- (Olympia) und Bronze-Medaille (WM). In Hückeswagen startet sie mit Anschieberin Cherrelle Garrett.

Foto: büba

Hückeswagen Möglicherweise hatten sie noch den Jetlag in den Knochen, als die beiden amerikanischen Teams mit den Weltklasse-Piloten Steven Holcomb und Elana Meyers-Taylor sowie das kanadische Team mit Justin Kripps zur Pressekonferenz in der "Pflitsch-Alm" erschienen. In uriger Atmosphäre - die Festhütte ist dank viel Holz auf Alpenländisch getrimmt - erzählten Piloten und Anschieber ein wenig müde von ihren ersten Eindrücken in der Schloss-Stadt.

 Auf Streckenbesichtigung am Wilhelmplatz (v. l.): Cherrelle Garrett, Ben Coakwell, Elana Meyers-Taylor, Justin Kripps, Normunds Kotans (FIBT), Mit-Organisator Sven Schreiber, Steven Holcomb und Justin Olsen.

Auf Streckenbesichtigung am Wilhelmplatz (v. l.): Cherrelle Garrett, Ben Coakwell, Elana Meyers-Taylor, Justin Kripps, Normunds Kotans (FIBT), Mit-Organisator Sven Schreiber, Steven Holcomb und Justin Olsen.

Foto: hertgen

Die sind positiv. Vor allem Justin Kripps zeigte sich begeistert. Der 27-Jährige stammt zwar aus einer Kleinstadt in British Columbia, lebt aber jetzt in der Wintersport-Metropole Calgary. Beeindruckt ist der Kanadier vor allem deshalb von der Schloss-Stadt, weil es hier Geschäfte und Bäckereien gibt: "Ich kenne Kleinstädte aus Kanada. Doch selbst wenn sie 20 000 Einwohner haben, gibt es dort gar nichts", berichtete er. Zudem hat Kripps schon eine Leidenschaft für bergische Waffeln entwickelt, wie er grinsend erzählt. Nicht zuletzt deshalb bekannte der Bobpilot wohl auf Deutsch: "Ick liebe Hückeswagen!"

Überrascht, allerdings eher aus sportlichen Gründen, zeigten sich die beiden amerikanischen Teams. Bei der ersten Begehung der Strecke am Mittwoch wies sie Mit-Organisator Sven Schreiber aus Radevormwald auf die erste Kurve hin, die wenige Meter nach dem Start in einem 90-Grad-Winkel vor dem Elektronik-Geschäft Burghoff von der Markt- auf die Islandstraße führt. "Das sieht ziemlich unmöglich zu fahren aus", meinte Steven Holcomb. Der Olympiasieger und Weltmeister hat Respekt vor dem "Baumann-Eck". Das wird seit 2009 so genannt, weil der Schweizer Gregor Baumann gleich mehrfach dort in die Bande rauschte.

Für Holcomb und die anderen Starter aus Übersee ist es das erste Mal, dass sie nicht mit Kufen unter den Bobs einen "Eiskanal" hinunterrasen. "Das wird schon eine große Herausforderung", glaubt der US-Amerikaner, der große Augen machte, als er die Rollen sah. Doch er freut sich, beim Sommerbob dabei sein zu können, "denn ich habe von anderen Fahrern immer wieder davon gehört".

Zwar werden die Amerikaner, Kanadier und Russen deutsche Bobs steuern, weil sie ihre eigenen im jeweiligen Heimatland gelassen haben, aber ehrgeizig sind sie doch alle. Nicht zuletzt deshalb, weil der Internationale Bob- und Skeletonverband (FIBT) ein Preisgeld von insgesamt 7500 Euro ausschütten wird und die drei Erstplatzierten bei den Herren und Damen jeweils einen von dem Hückeswagener Goldschmied Marcel Rehn hergestellten Sommerbob-Ring erhalten.

Doch sie wollen auch das Rahmenprogramm genießen. So sagte die Olympia-Zweite Elena Meyer-Taylors lächelnd: "Ich bin hier, um Spaß zu haben." BERGISCHER SPORT SEITE D 3

(RP)
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