Hückeswagen Paten nehmen Flüchtlinge an die Hand

Hückeswagen · 71 Asylbewerber aus der ganzen Welt sind derzeit in Hückeswagen untergebracht. Die Stadt und die beiden Standortlotsinnen des Projekts "Weitblick" suchen nun Paten, die sie bei vielen Dingen des alltäglichen Lebens unterstützen.

Sie haben es schon schwer genug, mussten sie doch ihr bisheriges Leben, ihre Arbeit und Angehörigen in ihren Heimatländern zurücklassen. Nun leben sie in einem fremden Land mit einer anderen Kultur. Da ist vieles, was für die Einheimischen Alltag ist, komplett ungewohnt. Schon der Umgang mit einem Handy kann große Schwierigkeiten bedeuten, von einem Gang zu einer Behörde ganz zu schweigen. Mit der Sprache hapert's bei den meisten ohnehin.

Am 18. November trafen sich Vertreter der Stadt, von Vereinen und Kirchen sowie Ehrenamtler bei einem Runden Tisch, um abzustimmen, wie den Fremden, die vor Krieg oder Verfolgung in ihren Heimatländern flüchten mussten und jetzt in Hückeswagen gelandet sind, geholfen werden kann. Acht Tage später setzte sich eine kleinere Gruppe unter der Leitung der beiden Standortlotsinnen Margareta Coenen und Brigitte Vandenherz-Siebel zusammen, um zu überlegen, was als Erstes getan werden muss.

Ziel ist nun vorrangig, Paten für die Flüchtlinge zu finden. "Wir brauchen Hückeswagener, die bereit sind, die Asylbewerber an die Hand zu nehmen", formulierte es am Mittwoch der zuständige Fachbereichsleiter der Stadtverwaltung, Michael Kirch, in einem Pressegespräch. Diese "Hilfe von Menschen für Menschen" sollen die beiden Standortlotsinnen und Susann Bröker von der Stadt koordinieren. Daher sollen sich dort nun alle melden, die Interesse haben, sich um die Asylbewerber zu kümmern (s. Kasten).

Sollten sich Ehrenamtler finden, die sich als Begleiter zur Verfügung stellen, werden sie von der Stadt auf ihre Aufgaben vorbereitet. Kirch: "Wir lassen sie natürlich nicht im Regen stehen." Ziel sei es, wenigstens 20 bis 25 Paten zu finden. Noch im ersten Quartal 2015 soll ein Dachkonzept stehen.

Unabhängig von der Versorgung, die sich aus dem Asylbewerberleistungsgesetz ergibt, wollen alle Beteiligten des Runden Tischs für die Asylbewerber ein Netzwerk von Hilfen aufbauen, um die Flüchtlinge nicht zuletzt auch in Hückeswagen zu integrieren. Kann doch davon ausgegangen werden, dass viele von ihnen über Jahre hier bleiben werden, manche vielleicht sogar für immer.

Was alle Beteiligten freut, brachte Sabine Erxleben im Sozialausschuss auf den Punkt: "Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist überaus groß." Angst oder Ablehnung gegenüber "den Fremden" sei bisher nicht spürbar gewesen, stattdessen viel Bereitschaft, die Flüchtlinge in der Stadt willkommen zu heißen und zu unterstützen.

In einem weiteren Schritt sollen Stadt, Standortlotsen und Paten Kontakt mit den Asylbewerbern aufnehmen. "Wir planen ein gemeinsames Frühstück oder Kaffeetrinken", sagte Margareta Coenen. Dabei wollen sich die Hückeswagener den Fremden nicht nur vorstellen, "wir wollen auch herausfinden, welche Bedürfnisse sie haben und wo sie Hilfe benötigen".

Erst dann soll es um konkrete Hilfestellungen geben. Möglich sind etwa Deutschkurse, der gemeinsame Einkauf, die Hilfe beim Gang zur Behörde, die Begleitung eines Kindes zum Sport oder das Beibringen, wie sie sich sicher mit dem Fahrrad im Verkehr bewegen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort