Hückeswagen Pfarrcäcilienchor überrascht mit Zeitreise

Hückeswagen · Beim Konzert in der Pfarrkirche wandelte der Kirchenchor auf den Spuren alter Meister und moderner Filmmusik. Mehrere Musiker, die fast alle eine Verbindung zur Schloss-Stadt haben, bereicherten das Programm zusätzlich.

 Der Pfarrcäcilienchor unter der Leitung von Inga Kuhnert (l.) begeisterte am Samstagabend die Zuhörer in der Pfarrkirche. So gab es zum Schluss "Zugabe"-Rufe und stehende Ovationen.

Der Pfarrcäcilienchor unter der Leitung von Inga Kuhnert (l.) begeisterte am Samstagabend die Zuhörer in der Pfarrkirche. So gab es zum Schluss "Zugabe"-Rufe und stehende Ovationen.

Foto: Moll

Dass in der Kirche nach einer Zugabe verlangt wird, erlebt der Pastor nach der Messe eher nicht. Am Samstagabend gab es in der katholischen Pfarrkirche eine Ausnahme, auch wenn sie nicht dem Geistlichen galt: Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum beim Pfarrcäcilienchor und den mitwirkenden Musikern für einen unterhaltsamen Abend.

Beim Konzert "Glory to Thee" überraschte der Chor mit einer Zeitreise durch die Musikgeschichte. Anstatt wie in den Vorjahren große Werke einzelner Epochen zu präsentieren, sang sich der Chor durch die Jahrhunderte - von Heinrich Schütz bis Whoopi Goldberg. Es war eine gute Entscheidung von Chorleiterin Inga Kuhnert, das Konzert mit bekannten, zeitgenössischen und schwungvollen Titeln zu beenden. Denn die Stücke "I will follow him" und "Hail, holy Queen", beide bekannt aus dem Film "Sister Act", kamen beim Publikum bestens an.

So empfand es auch Zuhörerin Brigitte Wojewoda: "Das war mal ganz was anderes, richtig flott. Da hätte man am liebsten mitgemacht." Einen ebenso großen Applaus erhielt das Stück "Adiemus" von Karl Jenkins, das er 1994 für den Werbespot einer amerikanischen Fluggesellschaft komponiert hatte. Die Fantasiesprache aus erdachten Silben und Wörtern lassen dabei die Stimmen als Instrument in den Vordergrund treten, was der Chor eindrucksvoll umsetzte.

Das Konzert begann mit mehrstimmigen Chor-Motetten von Johann Pachelbel und Heinrich Schütz. Bei der Aufführung der "Messe brève" von Léo Delibes begeisterten vor allem die Frauenstimmen mit einem homogenen Gesang zur Orgelbegleitung. Von der Empore aus verteilte sich der Klang eindrucksvoll im Kirchenschiff. Dass der Chor zwischen den Stücken gleich zweimal die Stellung wechselte und die Kirche dabei durchquerte, riss das Gesamtwerk jedoch auseinander.

Zu Gast war das Bläser-Quintett "Salaputia Brass", das aus fünf musikalisch hervorragenden jungen Männern besteht. Insbesondere bei Gigouts "Grand Choeur Dialogué", zusammen mit Stefan Kammerer an der Orgel, wie auch beim "Well Tampered Bach" im Dixieland-Arrangement, trumpfte das Ensemble auf. Bei der Begleitung des Chors hatten es die Sänger jedoch schwer, sich gegen die Lautstärke der Instrumente durchzusetzen. Geschuldet was das der ungünstigen Positionierung inmitten der Sänger, was auch Zuhörer Jens Wilke bemängelte. "Darauf hätte man im Vorfeld achten müssen", sagte der Hückeswagener, der selbst in einem Ensemble singt. Bei den rund 150 Zuschauern kam es hingegen bestens an, dass sich der Chor auch an zeitgenössische Stücke wagte. Begeistertes Mitklatschen und Füßewippen sprachen für sich.

Mit den englischsprachigen Liedern aus "Sister Act" konnte sich nicht jeder Sänger identifizieren. Die Umsetzung und Präsentation reichte von verhalten-skeptisch bis zu begeistert-enthusiastisch. Unterstützung erhielt der Chor durch das rhythmische Klatschen seitens der Musiker und des Publikums.

Schon im vorigen Jahr hatte sich der traditionsreiche Kirchenchor mit seiner aktiven Teilnahme am Pop-Oratorium "Die zehn Gebote" mutig auf neue Wege begeben. Das Konzert am Samstag bewies erneut, dass derartige Abweichungen vom Standardrepertoire eines Kirchenchors seine Berechtigung hat.

(heka)
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