Hückeswagen Politik geschlossen für die Stadtbücherei

Hückeswagen · Einigkeit herrschte bei der Podiumsdiskussion im Haus Zach zur Zukunft der Stadtbücherei in zwei Punkten: Die Schließung der Einrichtung ist vom Tisch - es muss aber kräftig gespart werden. Die Standortfrage ist noch nicht geklärt.

 Etwa 60 Hückeswagener verfolgten die Podiumsdiskussion zur Zukunft der Stadtbücherei.

Etwa 60 Hückeswagener verfolgten die Podiumsdiskussion zur Zukunft der Stadtbücherei.

Foto: Nico Hertgen

Vertreter aller Fraktionen des Stadtrats standen am Freitagabend mit Bürgermeister Dietmar Persian, Dr. Axel Bornkessel vom Freundeskreis der Stadtbücherei und Stefan Noppenberger vom Stadtkulturverband auf der Bühne im Kultur-Haus Zach - und sie waren sich einig wie selten: Die Stadtbücherei muss erhalten bleiben, das Wort der Schließung ist vom Tisch. So lässt sich das Fazit auf den Punkt bringen. Nur das "Wie?", das "Wo?" und in letzter Konsequenz auch das "Womit?" sind noch nicht klar formulierbar.

Bei der Podiumsdiskussion, zu der sich etwa 60 Hückeswagener eingefunden hatten, sollte es folgerichtig nur in zweiter Linie um die Frage zur Zukunft der Stadtbücherei gehen, denn die scheint ja gesichert. Vielmehr diskutierten Persian, Michael Wolter (UWG), Jürgen Grasemann (SPD), Frank Moritz (CDU), Jörg von Pohlheim (FDP), Egbert Sabelek (Grüne) und Brigitte Thiel (FaB) mit Noppenberger und Bornkessel unter der Moderation von Paul Kalkbrenner darüber, wie eine Bücherei der Zukunft in Zeiten des Haushaltssicherungskonzepts aussehen kann.

Und hier teilten sich die Meinungen und Ansichten der Politiker dann wieder, auch wenn stets betont wurde, dass nun die Zeit sei, alle Möglichkeiten in Betracht zu ziehen und zu prüfen. "Wir haben akut das Finanzproblem in der Haushaltskasse, jetzt müssen wir schauen, was uns die Bücherei wert ist", sagte der Bürgermeister und fügte an: "Der Trend geht immer mehr in Richtung digitaler Bücher - vielleicht brauchen wir also gar nicht weiterhin diesen großen Raum am bisherigen Standort." Damit stand er nicht alleine da - so forderte Brigitte Thiel von der FaB-Fraktion, die den Stein der Diskussion um die Zukunft der Bücherei ins Rollen gebracht hatte: "Wir müssen der Veränderung in der Büchereiwelt - Stichwort ,eBooks' - Rechnung tragen und zusehen, wie wir diese Veränderungen mittragen können. Auch mit erst einmal unpopulären Ideen wie etwa einem Umzug ins Haus Zach."

Auch FDP-Fraktionsvorsitzender Jörg von Pohlheim dachte über einen Standortwechsel nach: "Vielleicht kann man die Bücherei einer Schule angliedern", schlug er vor. Das brachte ihm jedoch prompt den ersten Zwischenruf aus dem Publikum ein: "In welche Schule wollen Sie denn damit?" Weder Hauptschule noch die Katholische Grundschule erschienen geeignet.

Egbert Sabelek von den Grünen sprach sich deutlich für das bestehende Gebäude an der Friedrichstraße aus: "Es könnte keine besseren Räume geben", meinte er, fügte aber an: "Wer eine gute Idee für ein neues Gebäude hat - immer her damit. Aber bitte nicht solche Schnapsideen wie Schloss, Haus Zach oder eine Schule." Jürgen Grasemann (SPD) fehlte in diesem Kontext vor allem eines: "Ein Käufer für das Haus an der Friedrichstraße. Ohne den können wir alle anderen Ideen gleich vergessen, denn das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre ein Leerstand des Gebäudes." Michael Wolter von der UWG sieht darin ein falsches Signal, jetzt schon von der Kürzung der Gelder für das Haus ab 2017/18 zu sprechen. "Letztlich bleibt es aber eine Kosten-Nutzen-Rechnung, was wir machen", fügte er an.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Mitarbeiter in der Bücherei. Man war sich einig, dass eine hauptamtliche Kraft bleiben müsse - was der Haushalt bis 2020 ja auch hergebe, wie von Pohlheim sagte. Sabelek: "Ehrenamtler können helfen, aber für manche Tätigkeiten braucht man eine hauptamtliche Kraft. Etwa dafür, bestimmte Fördergelder zu sammeln, Kontakt zu Schulen herzustellen, aber auch für die kompetente Beratung der Kunden." Persian sprach sich ebenfalls für ein Miteinander von Haupt- und Ehrenamt aus: "Dieser Part muss deutlich ausgebaut werden, damit die Bücherei auch weiterhin funktionieren kann."

Das schöne Schlusswort für die gut 75-minütige Podiumsdiskussion sprach Grasemann: "Die Bürger sollen wissen, dass wir die Bücherei erhalten wollen - und das auch schaffen werden", sagte der SPD-Politiker, was auch Bornkessel wohlwollend registrierte, dem zu Beginn der Veranstaltung noch der Glaube an die Zusagen der Politik fehlte: "Ich sehe im Verlauf des Abends durchaus positive Tendenzen, ein Lichtlein leuchtet sozusagen auf. Ich bitte Sie dennoch: Machen Sie Ihren Job! Eine Bücherei ist kein Luxus, sie ist eine Lebensnotwendigkeit."

(wow)
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