Hückeswagen Rauchverbot verursacht jetzt andere Probleme

Hückeswagen · In Kneipen ist seit dem 1. Mai nichts mehr, wie es war: Durch das strikte Rauchverbot gibt es zwar bessere Luft in den Gasträumen, dafür stehen Wirte und Gäste vor neuen Schweirigkeiten.

 "Vorteil" für die Wirte durch das Nichtraucherschutzgesetz: In ihren Lokalen brauchen sie keine Aschenbecher mehr. Die werden nun verstärkt vor den Kneipen benötigt, wo sich die Raucher zum Qualmen treffen. Das wiederum könnte zu einem Problem werden, wenn sich die Anwohner dadurch nach 22 Uhr gestört fühlen.

"Vorteil" für die Wirte durch das Nichtraucherschutzgesetz: In ihren Lokalen brauchen sie keine Aschenbecher mehr. Die werden nun verstärkt vor den Kneipen benötigt, wo sich die Raucher zum Qualmen treffen. Das wiederum könnte zu einem Problem werden, wenn sich die Anwohner dadurch nach 22 Uhr gestört fühlen.

Foto: Matzerath (Archiv)

Rolf Busch ist ein entschiedener Gegner des Rauchverbots — und konsequent: Das Warnschild mit der Aufschrift "Raucher-Kneipe" hängt noch immer an der Eingangstür seiner Gaststätte "Paul's". Im Innenraum hängen jedoch keine Rauschwaden mehr in der Luft, die die Sicht trüben und die gewohnte Kneipenatmosphäre verströmen. Seit das verschärfte Nichtraucherschutzgesetz in NRW in Kraft getreten ist, müssen die Raucher den angrenzenden Biergarten nutzen, um ihrem Laster zu frönen. Der Wirt nimmt es mit Ironie: "Der einzige Vorteil ist, dass ich weniger, bald vielleicht gar keine Aschenbecher mehr leeren muss", sagt er mit Blick auf die wenigen Gäste.

Für die Gastronomen bedeutet das Gesetz einen gravierenden Einschnitt in ihr Geschäft und im schlimmsten Fall eine Bedrohung ihrer Existenz. "Während die Raucher draußen stehen, können sie drinnen keinen Umsatz machen", sagt Gerhard Preuß, der nun auch im "Alt Hückeswagen" zum Rauchen vor die Tür gehen muss. Er befürchtet einen Einnahmeverlust für die Wirte. Zudem müssen für jede Raucherpause Gespräche, Kegel-, Karten- und Würfelspiele unterbrochen werden. "Die Gemütlichkeit ist dadurch weg", meint Preuß.

Gerd Ullrich hat zum Thema den passenden Spruch parat: "Wir Raucher sterben nicht an Lungenkrebs, sondern an Lungenentzündung", sagt der 59-Jährige, der am Eingang des "Alten Markts" bei Temperaturen unter zehn Grad frierend an seiner Zigarette zieht. Für ihn ist das Gesetz ohne Ausnahmen und Schlupflöcher eine Entmündigung.

Auch Frank Höbler tendiert zu mehr Selbstbestimmung: "In Restaurants, öffentlichen Gebäuden und zum Schutz der Mitarbeiter ist das Gesetz okay", sagt der Vorsitzende des RSV 09 Hückeswagen. Die Chefs von inhabergeführten Gaststätten, die noch selbst hinter der Theke stehen, sollten jedoch darüber entscheiden können, ob in ihrer Kneipe geraucht werden darf.

In Deutschland gibt es kein einheitliches Nichtraucherschutzgesetz. Das strikte Verbot, das auch für kleine Einraumkneipen, Nebenräume, Bierzelte und Diskotheken gilt, gibt es bisher nur in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Walter Milone sieht sich seit Monatsanfang mit ganz neuen Problemen konfrontiert. "Wenn die Leute raus gehen, weiß ich nicht, ob sie rauchen oder die Gaststätte verlassen", hat der Wirt des Kolpinghauses festgestellt. Daher versieht Milone nun alle Bierdeckel der Stammgäste mit Namen. Fremde müssen ihre Getränke direkt bezahlen. "Eine andere Chance haben wir nicht", betont er.

Den Wirten droht nun zusätzlich Ärger mit dem Ordnungsamt: Sie befürchten Anzeigen verärgerter Anwohner, wenn die Raucher nach 22 Uhr draußen durch lautere Gespräche die Nachtruhe stören. Milones Hoffnung, durch die rauchfreie Luft neue Gäste zu gewinnen, hat sich bislang nicht erfüllt. "Es ist kein einziger Nichtraucher dazugekommen", zieht der Kolpingwirt eine erste Bilanz.

Während sich die Raucher um die im Außenbereich aufgestellten Aschenbecher versammeln, entstehen aber auch nicht ganz ernst gemeinte, kreative Ideen, um das Gesetz doch noch zu umgehen. "Wir könnten unter dem Motto ,Schluck und Schnitt' beim Bier noch einen Haarschnitt anbieten", lautet die Idee der Gäste im "Alt Hückeswagen". Das Rauchen im Frisörsalon sei nämlich nach wie vor erlaubt. . .

(heka)
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