Hückeswagen Rauchverbot: Wirten bleiben Gäste weg

Hückeswagen · Seit einem halben Jahr herrscht in den Kneipen absolutes Rauchverbot. Auch in Hückeswagen stellen Umsatzeinbuße und Lärmbelästigung vor den Gaststätten nicht nur die Wirte auf eine harte Probe, wie die BM bei einer Umfrage erfuhr.

 Lassen unter dem Vordach des "City-Pub" an der Bahnhofstraße ordentlich Dampf ab (v. l.): die Raucher Doris Beckmann, Michael Böttcher, Wirt Ulrich Scheibe und Peter Fischbeck.

Lassen unter dem Vordach des "City-Pub" an der Bahnhofstraße ordentlich Dampf ab (v. l.): die Raucher Doris Beckmann, Michael Böttcher, Wirt Ulrich Scheibe und Peter Fischbeck.

Foto: Jürgen Moll

Einen Hauch von Kneipengeruch nach Holz, Bier und Nikotin hängt immer noch in den Wirtsräumen der örtlichen Kneipen. Doch seit dem ausnahmslosen Rauchverbot ab 1. Mai ist die Luft klar; Nebelschwaden vom Zigarettenrauch gehören der Vergangenheit an. Aschenbecher sind nur noch im Außenbereich der Gaststätten zu finden. Von Vorteilen durch das Nichtraucherschutzgesetz können aber weder die Wirte noch die Gäste berichten. Neuen Nichtraucher-Kunden haben die Gaststätten durch das Gesetz nicht gewonnen. Im Gegenteil: "Die Raucher bleiben eher weg", klagt Kneipen-Gast Morton Gerhardus (23).

Nach den ersten sechs Monaten seit der Gesetzesänderung macht sich nun Widerstand breit: An der Eingangstür der Gaststätte "Zum alten Markt" hängt eine Information zur Unterschriften-Petition mit dem Text "Wir sind für die Aufhebung des Nichtraucherschutzgesetzes in der aktuellen Fassung in NRW". Morton Gerhardus hat sich an der Online-Petition beteiligt, aber derzeit nicht viel Hoffnung auf Änderung: "Es ist einfach schade, aber wir haben ja keine Wahl", beschreibt er den momentanen Zustand vom Rauchen an der zugigen Eingangstür.

Am Hintereingang der Gaststätte "Paul's" am Schmittweg hängt immer noch das Hinweisschild auf den "Raucherclub". Ob es vergessen oder als Protest nicht abgenommen wurde, bleibt dahingestellt. Mit dem Geschäft ist Wirt Rolf Busch jedenfalls nicht zufrieden. "Die Nachmittagsgäste bleiben fast ganz weg. Aber bis sich was ändert, bin ich wahrscheinlich schon tot", sagt er und blickt pessimistisch in die Zukunft. Seine Stammgäste gehen zwar zum Rauchen in den Biergarten, ganz nachvollziehen können sie den Sinn dennoch nicht. "In Krankenhäusern und Restaurants kann ich das ja verstehen, aber nicht in Kneipen", meint Nils Lochmann.

Wie es auch anders geht, weiß der ehemalige Hückeswagener Volker Kiebach. Seit 20 Jahren lebt er in Hannover. "Dort gibt es noch Kneipen, in denen geraucht werden darf", berichtet er. In der Einraumkneipe "Alt-Hückeswagen" muss er dafür vor die Tür gehen, was ihn bei jedem Besuch in der alten Heimat aufs Neue ärgert. "Wir leben in einer Demokratie, wo jeder Wirt selbst entscheiden sollte, ob in seiner Kneipe geraucht werden darf oder nicht", findet Kiebach.

Bei einer Kennzeichnung der Raucher- und Nichtraucher-Kneipen hätte der Bürger und auch die Angestellten in den Wirtshäusern dann die freie Wahl. "Ich bewerbe mich ja auch nicht bei jeder Firma", begründet der 64-Jährige seine Meinung. Das Rauchverbot sieht er als "Bevormundung" und hofft auf die Rücknahme. An einer Demonstration würde er sich sofort beteiligen. "Es gibt nur keinen, der vorneweg geht", sagt Kiebach.

"Alter-Markt"-Wirt Andreas Roeding-Veldboom versucht mit Bingo-Abenden dem Gäste-Rückgang entgegenzuwirken. Regelmäßige Spielpausen müssen jedoch sein. Dann verlassen die Raucher in Scharen die Räumlichkeiten auf eine Zigarette. Die Nichtraucher bleiben in der Zeit ohne Gesprächspartner zurück. "Ich habe schon überlegt, Handspiegel für die Nichtraucher anzuschaffen. Bei Wellensittichen klappt das ja auch", sagt Roeding-Veldboom und lächelt gequält.

Doch so lustig, wie die Witze zum Rauchverbot, empfinden die Kneipenbesitzer die Situation schon lange nicht mehr.

(heka)
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