Hückeswagen Schwarze Schafe und das Glück

Hückeswagen · Die besten "Pommerschen" kommen aus dem Bergischen. Gemeint sind Landschafe. Züchter Karl-Peter Turck aus Hückeswagen ist für seine Tiere erst kürzlich bei der Grünen Woche in Berlin ausgezeichnet worden.

Es hätte nicht viel gefehlt, und das Rauhwollige Pommersche Landschaf wäre mitsamt der DDR dem Untergang geweiht gewesen. Jammerschade – ums Schaf. 1982 standen gerade noch 53 Tiere in den Zuchtbüchern, keines davon in Westdeutschland. Das änderte sich kurz vor dem Mauerfall, sozialistischer Mangelwirtschaft sei Dank: "Ein Bock wurde damals im Austausch gegen Auto-Ersatzteile über die Grenze geschmuggelt", erzählt Karl-Peter Turck schmunzelnd.

Geliebte Rasenmäher

Der Hückeswagener ist heute einer der vergleichsweise wenigen Züchter des Rauhwolligen Pommerschen Landschafs im Westen Deutschlands. Einer, aber nicht irgendeiner: Von der Internationalen Grünen Woche in Berlin kehrte er erst kürzlich mit gleich mehreren Auszeichnungen für seine Zuchterfolge zurück. Mehr als 80 Schafzüchter aus dem Bundesgebiet hatten dort insgesamt 350 Zuchtschafe aus 26 Rassen vorgestellt. Turcks Tiere – drei hatte er nach Berlin mitgenommen – wurden mit IA-Preisen prämiert bei diesem "Wettbewerb auf höchstem Niveau" (Landwirtschaftskammer NRW).

Schafe zu züchten, ist nicht Turcks Profession, sondern seine Leidenschaft, die aus einer spontanen Idee reifte: 1990 zog der selbstständige Unternehmer mit seiner Familie auf einen alten Fachwerk-Hof in Niederlangenberg, einer idyllisch gelegenen Außenortschaft oberhalb der Bever. Ein Freund riet ihm, Schafe anzuschaffen, um weniger Arbeit mit der Pflege der Ländereien rund um den heute unter Denkmalschutz stehenden Hof zu haben. Für Turck, den Naturfreund, klang das nicht abwegig. Sein Interesse war geweckt, als er mehr las über das Rauhwollige Pommersche Landschaf. Die UNESCO hatte es als erhaltenswerte, vom Aussterben bedrohte Rasse auf die Rote Liste der Arten gesetzt.

Karl-Peter Turck schaffte die ersten Tiere an, begann mit der Zucht, holte erste Preise, weitere kamen hinzu. Die eigenen Schafe liegen dem Hückeswagener am Herzen, der Erhalt der Rasse aber auch. Er engagiert sich im Vorstand der "Interessengemeinschaft Rauhwollige Pommersche Landschafe". Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, bundesweit an der Erhaltung, Zucht und Verbreitung der robusten alten Landschaf-Rasse mitzuwirken und Zuchttiere über Landesgrenzen hinaus zu vermitteln.

Viele Stunden am Tag und manche schlaflose Nacht verbringt der viel beschäftigte Unternehmer bei seinen Schafen. In den nächsten Wochen wird er wieder häufiger nachts wachen, denn bald kommen die Lämmer zur Welt.

Unter den Tieren Ruhe finden

Mit Schafen weniger Arbeit zu haben, wie vom Freund damals prophezeit – das war wohl nichts. Karl-Peter Turck hat mit den Schafen keine Zeit gewonnen. Aber eine das Leben bereichernde Erfahrung: "Wenn ich bei den Tieren bin, fällt aller Stress von mir ab. Ich komme innerlich zur Ruhe." Manchmal ist das Glück ein schwarzes Schaf.

(RP)
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