Hückeswagen Stadt wirbt im Internet um junge Mediziner

Hückeswagen · Sechs Kommunen aus dem Oberbergischen Kreis nutzen das Portal der Kassenärztlichen Vereinigung für ihre Selbstdarstellung. Wichtig ist es, ideenreiche Anreize zu schaffen und Infos weiterzugeben.

"Grün, ländlich - sucht Arzt", mit diesem Slogan wirbt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein für eine Internetplattform, auf der sich ländliche Kommunen präsentieren können. Gemeinden, die sich um ihre Hausarztversorgung sorgen, bekommen dort Gelegenheit, sich dem medizinischen Nachwuchs als Betätigungsfeld anzudienen. Seit Anfang Mai haben sich sieben von 165 Nordrhein-Kommunen eingetragen - sechs liegen in Oberberg. Neben Hückeswagen sind das Reichshof, Morsbach, Wiehl, Marienheide und Engelskirchen. Dazu kommt nur noch Voerde im niederrheinischen Kreis Wesel.

Dass Oberberg diese Werbemöglichkeit anders als andere ländliche Nordrhein-Regionen bereits intensiv nutzt, ist für den oberbergischen KV-Vorsitzenden Prof. Dr. August-Wilhelm Bödecker nicht unbedingt ein Hinweis darauf, dass hier der Leidensdruck viel höher wäre. Sondern vielmehr darauf, dass das Problem besonders offensiv angegangen wird und schon früh das Gespräch mit den Bürgermeistern gesucht wurde.

Für Hückeswagen ist die Internetpräsenz eine Art Wirtschaftsförderung. Wie etwa bei Unternehmen aus Industrie, Handwerk oder Dienstleistung bietet sie interessierten Ärzten oder Psychotherapeuten ihre Hilfe an. So heißt es im Hückeswagener Auftritt auf der KV-Seite: "Die Stadt ist (...) gerne bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten behilflich." Zudem finden Interessenten Informationen rund um die Schloss-Stadt wie Einwohnerzahl, Kinderbetreuung, Schulangebot, Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten, Apotheken, Krankenhäuser und Verkehrsanbindung.

"Als Kommune wollen wir eine vernünftige ärztliche Versorgung gewährleisten", sagt Kämmerin Isabel Bever als Vertreterin des Bürgermeisters. Elf Ärzte in sieben Praxen, zwei Psychotherapeuten und sechs Zahnärzte, die auf der Internetseite der Stadt aufgelistet sind, hat Hückeswagen zu bieten. Noch reichen sie aus, aber die zuletzt aufgegebenen Praxen, wie etwa die von Dr. Elias Moussa 2012, wurden nicht wieder neu besetzt.

Wie so viele andere ländlichen Kommunen hat auch die Schloss-Stadt enorme Schwierigkeiten, junge Mediziner zu motivieren, "aufs Land" zu ziehen. "Ausreichend Ärzte bedeuten viel Lebensqualitat, das ist eine große Baustelle", sagt Isabel Bever.

Für die kommenden zwei Jahre sei noch kein großer Mangel zu befürchten, sagt Oberbergs KV-Vorsitzender Bödecker. Es sei vor allem ein Imageproblem, was junge Ärzte von der Niederlassung in der Region abhält. "Es liegt nicht an den Notdiensten oder den Honoraren. Das ist überall dasselbe." Dem widerspricht jedoch der oberbergische Hausärzteverband: Erforderlich seien "attraktive Arbeits- und Gehaltsbedingungen, die dem Verdienst eines Oberarztes in der Klinik entsprechen sollten". Im Wettlauf mit der Zeit müsse die Zahl der niederlassungswilligen Absolventen um das Vierfache gesteigert werden, andernfalls drohe eine anonyme "Abfertigungsmedizin".

Hückeswagen will dem entgegensteuern. "Wir werden jetzt über unterschiedliche Anreize nachdenken und in naher Zukunft darüber diskutieren", verspricht Isabel Bever. Wichtig sei, ideenreich und rege zu sein sowie Informationen weiterzugeben. "Darin sind wir sowieso stark", betont die Kämmerin. Durch die Beratung, Unterstützung und Kenntnisse habe die Stadt Hückeswagen mit Blick aufdie Unternehmen in der Vergangenheit häufig etwas abgegriffen, wozu die größeren Städte nicht in dieser Lage gewesen seien.

Die Seite im Internet: http://www.kvno.de/10praxis/20niederlass/29kommunen/

(RP)
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